Tour de France 2024: Pogacar gewinnt erste Pyrenäen-Etappe und ...
Es ist noch lange nichts entschieden, aber Tadej Pogacar (Team UAE) ist einem Happy End bei dieser Tour de France wieder ein paar Radumdrehungen näher gekommen. Der Slowene gewann am Samstag die erste schwere Pyrenäenetappe als Solist. Sein Sieg war das Ergebnis einer taktischen Meisterleistung.
Acht Kilometer vor dem Ziel hatte Pogacar seinen stärksten Helfer am Berg, den Briten Adam Yates, aus der Gruppe der Favoriten nach vorn geschickt. Yates riss eine Lücke und wartete auf Pogacar, der versuchen würde, zu ihm aufzuschließen. So geschah es vier Kilometer weiter. Pogacar trat an, dockte für 500 Meter bei Yates an, der Rest war Chefsache.
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Im Ziel hatte der Slowene 39 Sekunden Vorsprung vor Jonas Vingegaard (Jumbo-Lease a Bike) und 1:11 Minuten vor Remco Evenepoel (Soudal-Quick-Step) herausgefahren. Damit ist die Hierarchie fürs erste zementiert. Pogacar ist die Nummer eins. Er liegt in der Gesamtwertung nun 1:57 Minuten vor Vingegaard, und 2:22 Minuten vor Evenepoel.
Das ist nicht die Welt, aber die Eindrücke aus dieser Etappe sind eindeutig. Evenepoel wird in den Zweikampf zwischen Pogacar und Vingegaard kaum noch eingreifen können. Er ist die Nummer drei. Im Hochgebirge ist er den beiden Konkurrenten in entscheidenden Momenten noch nicht gewachsen. Doch schauen wir erst einmal auf die Dramaturgie dieser 14. Etappe.
Wo bitte geht’s zum Tour-Sieg? Es gibt ein paar Wegweiser auf der Strecke. Auf dem ersten am Samstag stand: Etappe 14, Start in Pau, 151,9 Kilometer über den Tourmalet zur Bergankunft in der Skistation Pla d’Adet. Eine gewaltige Pyrenäenetappe also über den legendären 2115 Meter hohen Tourmalet, an dem alles anfing mit dem Bergfahren im Radsport, bis zum Ziel nach dem nächsten brutalen Anstieg auf 1669 Meter Höhe. Eine Etappe also wie geschaffen für die Favoriten auf den Gesamtsieg, um Zeit herauszufahren, um Gegner und sich selbst zu testen.
Eine Etappe, die das Feld sortiert. Und Fragen über Fragen: Würde der Mann in Gelb, würde Tadej Pogacar wieder angreifen, um Vingegaard und Evenepoel am Ende mehr als die bisher herausgefahrenen 1:14 beziehungsweise 1:06 Minuten voraus zu sein? Oder würde andersherum Vingegaard das Momentum seines ersten Etappensieges am Donnerstag im Zentralmassiv zu einem ultimativen Leistungstest nutzen? Und was würde Evenepoel im Schilde führen, ein Tour-Novize, schwer einzuschätzen.
Nils Politt gibt lange Zeit die Lokomotive
Fragen über Fragen, und noch ein bisschen Zeit zum Verschnaufen für die Fahrer auf den ersten 70 Kilometern, auf denen die Streckenplaner noch Milde hatte walten lassen und mit den Höhenmetern sparten. Dann aber ging es auf den Tourmalet. 19 Kilometer den Westanstieg hinauf mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,4 Prozent. Eine Spitzengruppe mit zehn Fahrern, dabei Weltmeister Mathieu van der Poel. Das Feld mit allen Favoriten folgte mit einem Abstand von vier Minuten. Nils Politt aus Pogacars Team machte das Tempo bis hinauf zum Gipfel und war auch noch die Lokomotive, als es die 16 Kilometer lange Abfahrt nach Sainte-Marie de Campan hinunterging, eine enorme Leistung des Kölners. Der Vorsprung der Spitzengruppe schmolz dahin.
Es folgte der Anstieg zum Gipfel Hourquette d’Ancizan. 5,1 Prozent Steigung auf 8,2 Kilometer, kaum mehr als ein Hügel an diesem Tag. 1:25 Minuten retteten die Ausreißer hinauf. Dann ging es wieder zehn Kilometer bergab, technisch schwierig, mit Vorsicht zu genießen, dann acht Kilometer im Flachen. Schließlich der Gong zur letzten Runde: Hinauf zum Ziel am Pla d'Adet in 1667 Metern Höhe. 10,6 Kilometer, 7,9 Prozent durchschnittliche Steigung. Höchste Kategorie, höchste Schwierigkeit. Das Finale. Das Ende der Ausreißer. Pogacars Meisterstück.
An diesem Sonntag geht es weiter (12.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Tour de France, auf sportschau.de und bei Eurosport). Am Nationalfeiertag der Franzosen bietet die Tour traditionell ein besonderes Spektakel. Diesmal einen weiteren wilden Ritt in den Pyrenäen über fast 200 Kilometer und 4850 Höhenmeter mit einer Zielankunft auf dem Plateau de Beille. Der nächste Wegweiser zum Toursieg.