Das Musikkabarett-Duo mit dem brachialen Schmäh krönte den Erfolgslauf seines Programms „Comedian Rhapsody“ mit einem Abend im Haus am Ring – Drohnen inklusive.
Das war eine Ansage: Standing Ovations gleich zu Beginn. So etwas gibt es selten in den heiligen Hallen des Hauses am Ring. Paul Pizzera, der Steirer, brachte mit einem im Gehen heruntergeschrubbten E-Gitarrenriff die Gehörknöcheln so stark ins Vibrieren, dass leichte Schwindelgefühle entstanden. Kollege Otto Jaus, der Niederösterreicher, rutschte mit seinen Fingern das Keyboardmanual zünftig auf und ab. Nicht genug damit, traktierten seine Beine gleichzeitig mächtige Basstrommeln. Schon an diesem Intro war zu bemerken, dass die Kunst des Musikkabarett-Duos Pizzera & Jaus nicht von den Eingebungen einer hochsensiblen Muse gespeist ist. Es geht vielmehr um herzliche Ruppigkeit, in der Musik wie im Humor.
Sehr divers seien ihre Fans, verkündeten sie: von jung bis alt, von schön bis vollschön. Auch Familie war da, die Zeuge sein wollte bei der Eroberung der ehrwürdigen Wiener Staatsoper. Der Auftritt war die Krönung eines Erfolgslaufs: Das aktuelle Programm „Comedian Rhapsody“ verkaufte nicht weniger als 170.000 Karten. Dreimal hintereinander wurde damit die Wiener Stadthalle gefüllt. Und jetzt die Oper, die binnen Stunden ausverkauft war. Das musste dokumentiert werden: Was da durch den Saal schwirrte, war kein riesiges mutiertes Insekt, sondern eine Drohne. Wohl auch ein Novum an diesem Ort.
Inniges Verhältnis zu den FansWas zeichnete sie auf? Die Essenz von Pizzera & Jaus ist zum einen ihr Schmäh, den man als brachial infantil bezeichnen könnte. Dann ihr sehr inniges Verhältnis zu den Fans. Und zu guter Letzt wäre da noch das Arbeitsethos, das die Burschen in ihre Performance legen. Kein Schaden dabei ist, dass sie nicht zu wenig Selbstvertrauen haben. „Wer heute keine Karten für uns gekriegt hat, der ist jetzt im Happel-Stadion“, meinte Pizzera launig zur großen Konkurrenz im Prater – und kitzelte sogleich das Riff von „Viva La Vida“ von den Saiten. Dann spielten die beiden tatsächlich diesen alten Coldplay-Hit, auf sehr würdige Art und Weise. Die Ornamente um die eingängige Melodie quietschten und krachten, dass es nur so eine Freude war. Und selbstverständlich kam die Message, das Leben möglichst im Moment zu leben, gut an.
Am falschen Ort? Binnen Stunden war das Konzert von Pizzera & Jaus in der Oper ausverkauft. Pascal Riesinger
Dieselbe Botschaft stand später hinter dem eigenen Kracher „Eine ins Leben“. Boogie-Woogie-artige Pianoläufe, ein eingestreuter Rap und immer wieder der Refrain „Ma scheißegal, wos du mochst, wos du tuast, wos du bist, mit wem du schlofst, wos du suachst, und egal wos du frisst, moch da a geile Zeit mit deine Leit.“ Nur tschinagln und barabern, also hart arbeiten, das wäre zu wenig.
Die beiden Dialektfans zitierten zudem Karl Ferdinand Kratzl, den Philosophen aus der Sitcom MA 2412: „Hässlich ist ein schönes Wort, aber schirch ist treffender.“ Und schon ging es ins Szenario von „Dialekt‘s mi“. Massiver als jedes Fertigteilhaus wäre er, „der Dialekt, der in dir steckt“. Zwischendurch gaben Pizzera & Jaus eine kleine Andreas-Gabalier-Jodel-Parodie. Zu ihrem „Jodijodiodijodio jodiojodiooo“ paschten die Leute intensiv, aber womöglich ironisch. Genaues weiß man nicht. Die kurios angeordneten weißen Neonröhren blinkten plötzlich so bunt, als würden sie vom Coldplay-Lichtorgler vom Stadion aus in Szene gesetzt.
Der Auftritt war die Krönung eines Erfolglaufs Pascal Riesinger
Andere unvermeidliche Themen, die songtechnisch aufgearbeitet wurden, waren die „Mama“, das „Tuansackl“ und die „Liebe zum Mitnehmen“. Manches wie der patinierte Hit „Klana Indiana“ wurde mit einem Herrenchor als Verstärkung absolviert. Logischerweise half der auch bei „Das Handmännchen“, einem pikanten Hohelied auf die männliche Masturbation. Und ja, am Ende gab es die unvermeidlichen Standing Ovations.