Lubjana „Lulu“ Piovesana hat bei Olympia die Bronzemedaille knapp verpasst. Nach einem starken Wettkampftag verlor sie das entscheidende Duell mit der Französin Clarisse Agbegnenou. Wachid Borchashvili war schon vorher ausgeschieden.
Judoka Lubjana „Lulu“ Piovesana hat bei den Olympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille verpasst und Platz fünf belegt. Es ist die bisher beste ÖOC-Platzierung bei den Sommerspielen. Die 27-Jährige musste sich Dienstagabend im zweiten Hoffnungsrundenkampf in der Klasse bis 63 kg in einem wahren Hexenkessel dem französischen Superstar und Publikumsliebling Clarisse Agbegnenou beugen. Die Tokio-Olympiasiegerin und sechsfache Weltmeisterin setzte sich mit Ippon durch.
„Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich einen Fehler gemacht habe. Sie ist Weltmeisterin Olympiasiegerin, wenn man da einen Fehler macht, lässt sie einen dafür bezahlen. Der Beginn war zu meinen Gunsten, aber ich bin zufrieden, dass ich im Bronzekampf war. Sie ist die Königin im Judo. Es war eine großartige Atmosphäre, ich liebe es, hier zu kämpfen“, sagte Piovesana.
Starkes TurnierZum erweiterten Kreis der Medaillenanwärterinnen zählend in den Wettkampf gegangen, hatte sie sich am Vormittag mit Waza-ari gegen Esmigul Kujulowa aus Kasachstan durchgesetzt und anschließend ihre ehemalige britische Teamkollegin Lucy Renshall im Golden Score mit Ippon besiegt. Der Mexikanerin Prisca Awiti Alcaraz, die ebenfalls aus England stammt, unterlag Piovesana im Golden Score mit Waza-ari. Zu Auftakt der Hoffnungsrunde stoppte Österreichs Judoka die Südkoreanerin Kim Ji-su mit Ippon (Aufgabe im Würgegriff), gegen die sie heuer im Mai bei der WM in Abu Dhabi noch verloren hatte.
Vor der Abendsession hatte Piovesana gemeint, dass sie glücklich sei, in die Repechage-Runde gekommen zu sein. „Das habe ich am Beginn des Tages nicht gedacht. Ich dachte nicht, dass ich gegen die Britin gewinne.“ Es sei alles ein Bonus und sie auch als Siebente zufrieden, auch wenn sie natürlich mehr wolle. Den Halbfinaleinzug verpasste Piovesana knapp, glaubte gegen Awiti Alcaraz schon eine Wertung zu haben, die aber nicht gegeben wurde. „Das passiert manchmal. Sie ist eine sehr gute Freundin von mir“, sagte sie.
VergangenheitsbewältigungEs seien überhaupt ein bisschen die „britischen nationalen Meisterschaften“ gewesen, meinte Piovesana auf die Gegnerinnen angesprochen. Mit der einen, Awiti Alcaraz, ist sie befreundet, mit der anderen, Renshall, das Gegenteil. „Ich habe sie seit Jahren nicht geschlagen und sie war einer der Gründe, warum ich das britische Team verlassen habe. Mental war das hart heute und ein komischer Wettkampf.“
Der Dienstag beinhaltete für Piovesana also auch eine Art Vergangenheitsbewältigung in persönlicher Hinsicht. Sportlich nicht ganz, hatte sie doch auch bereits bei der WM 2023 in Doha und der EM heuer in Zagreb und damit bei zwei Großereignissen einen Bronzekampf verloren.
Lubjana Piovesana und Prisca Awiti Alcaraz. APA / APA / Georg Hochmuth
Piovesana verließ das nationale Trainingscenter in Großbritannien wegen Mobbings, Aiwti Alcaraz tat dies wegen Nichtnominierung für Events, wie die ÖOC-Athletin erzählte. Piovesana ist mit dem Judoka Laurin Böhler liiert und fand während der Corona-Pandemie in Vorarlberg ein neues Zuhause. Währenddessen liefen im britischen Judoverband Untersuchungen wegen Mobbings, auch Piovesana war eine, die sich wehrte. „Als die Untersuchungen begannen, wurde das Umfeld toxisch“, sagte sie zur APA. Sie habe entschieden, nicht mehr in das Trainingscenter zurückzuwollen. Drei Jahre sah sie die Tatami wettkampfmäßig nicht.
Verletzung bei BorchashviliWachid Borchashvili, Bruder von Tokio-Bronzemedaillengewinner Shamil, schied am Dienstag in Runde zwei aus. Er besiegte in der Arena vor dem Eiffelturm zunächst Mohammad Samim Faizada aus Afghanistan mit Ippon. Anschließend musste er sich aber dem dreifachen Weltmeister und späteren Olympia-Zweiten Tato Grigalaschwili aus Georgien mit Waza-ari beugen.
„Ich habe mir vor zwei Wochen das Seitenband im Knie eingerissen, bin seither fast rund um die Uhr vom medizinischen Team des ÖOC behandelt worden. Der Angriff von ihm war gegen mein linkes Knie“, erklärte der schwer enttäuschte 25-jährige Oberösterreicher. (APA)