Wirtschaft: Restrukturierungsverfahren bei Pierer Industrie AG
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Die Pierer Industrie AG mit Sitz in Wels will die Stabilität der gesamten Gruppe mit einem sogenannten europäisches Restrukturierungsverfahren sichern. Betroffen sind Gläubiger von Anleihen und Schuldscheindarlehen im Gesamtwert von rund 250 Millionen Euro.
Online seit heute, 16.25 Uhr (Update: 19.43 Uhr)
Laut einer Aussendung der Pierer Industrie AG verhandelt der Motorradhersteller KTM derzeit mit seinen Geldgebern über eine kurzfristige Finanzierung in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro. Diese sei notwendig, um die laufenden Geschäfte zu unterstützen. Gleichzeitig prüfe KTM weitere Maßnahmen, um die finanzielle Situation zu verbessern.
Europäisches RestrukturierungsverfahrenEin europäisches Restrukturierungsverfahren ist ein rechtliches Verfahren, das Unternehmen hilft, ihre finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden, ohne gleich Insolvenz anmelden zu müssen. Es wurde durch die EU-Richtlinie über präventive Restrukturierungsrahmen eingeführt und in vielen europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland und Österreich, in nationales Recht umgesetzt.
Laut Auskunft einer Sprecherin des KSV 1870 soll dieses Instrument in Österreich noch nicht zum Einsatz gekommen sein.
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Die Pierer Industrie AG habe mehrere Kredite und Anleihen laufen, die zusammen etwa 250 Millionen Euro ausmachen. Sollte die Finanzierung bei KTM nicht wie geplant durchgeführt werden, könnten diese Kredite früher zurückgefordert werden, was zu Zahlungsschwierigkeiten führen würde.
Verlängerte ZahlungsfristenUm dies zu verhindern, habe die Pierer Industrie AG ein spezielles Restrukturierungsverfahren eingeleitet. Das bedeutet, sie spricht mit bestimmten Gläubigern darüber, die Zahlungsfristen zu verlängern. Ziel sei es, Zeit zu gewinnen und die Rückzahlungen ohne Kürzungen vollständig leisten zu können. Dieses Verfahren betreffe nur die genannten Kredite und Anleihen – alle anderen Verpflichtungen des Unternehmens werden wie gewohnt bezahlt.
Pierer Industrie: Nicht überschuldetDie Pierer Industrie AG betont in ihrer Aussendung ausdrücklich, nicht überschuldet zu sein. Das Verfahren diene dazu, das Unternehmen durch diese schwierige Phase zu führen und langfristig stabil zu halten.
BeteiligungenDie Pierer Industrie AG hält nach eigenen Angaben 50,1 Prozent an der Pierer Bajaj AG, die wiederum 74,94 Prozent an der KTM-Mutter Pierer Mobility AG hält. Die Industriegruppe verfügt außerdem über 80 Prozent am Auto-Komponentenhersteller Pankl AG und über 100 Prozent am österreichischen Elektronikentwickler abatec. Die KTM AG führt derzeit Gespräche mit der Kernaktionärin Pierer Bajaj als auch mit bestehenden Finanzgläubigern für eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages, teilte der Mutterkonzern Pierer Mobility Mitte November mit.