INDUSTRIEMAGAZIN | KTM: Radikaler Stellenabbau und ...

22 Okt 2024

22.10.2024

Pierer Mobility - Figure 1
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Lesezeit: ca. 3 Minuten

Pierer Mobility steht vor umfangreichen Veränderungen: Durch Stellenabbau, Produktionsverlagerungen und Umstrukturierungen im Fahrrad- und Motorradbereich reagiert das Unternehmen auf Kostensteigerungen. Auch der Vorstand wird drastisch verkleinert.

Fertigung bei KTM Österreich

- © Pierer Mobility

Der oberösterreichische Zweirad-Hersteller Pierer Mobility, ehemals bekannt als KTM und geleitet vom Industriellen Stefan Pierer, hat nach einem deutlichen Umsatzeinbruch und hohen Verlusten im ersten Halbjahr einen weiteren Stellenabbau angekündigt. Auch in der zweiten Jahreshälfte blieb das Unternehmen hinter den Erwartungen zurück, was dazu führte, dass die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Jahr 2024 aufgehoben wurde. Zudem wird der Vorstand deutlich verkleinert: Von bisher sechs Mitgliedern bleiben nur noch Stefan Pierer als CEO und Gottfried Neumeister als Co-CEO.

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Die Aktien von Pierer Mobility gerieten nach der Ankündigung am Montagabend im frühen Handel an der Wiener Börse unter starken Druck. Am Dienstagvormittag fiel der Kurs um mehr als 20 Prozent auf 15,1 Euro.

Pierer Mobility - Figure 2
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- © Industriemagazin
Weiterer Stellenabbau geplant

Besonders in den USA verzeichnete das Unternehmen rückläufige Verkaufszahlen. Zwischen Januar und September gingen die Verkäufe um 6,3 Prozent zurück, wobei der September mit einem Minus von 14,6 Prozent den schwächsten Monat seit Jahresbeginn markierte. „Es kann somit nicht von einer raschen Erholung ausgegangen werden“, erklärte Pierer Mobility am Montagabend.

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Im europäischen Motorradmarkt stagnieren die Zulassungszahlen von Januar bis September 2024 auf Vorjahresniveau, insbesondere dank Zuwächsen im Niedrigpreissegment. Allerdings schwächt sich die Entwicklung ab. Um Händler und Zulieferer zu entlasten, hat sich Pierer Mobility zusätzlich verschuldet. Der Bedarf an außerordentlichen Abwertungen wird höher ausfallen als ursprünglich angenommen. „Bis Jahresende erfolgt zudem eine neuerliche Überprüfung hinsichtlich nicht zahlungswirksamer Wertanpassungen“, teilte das Unternehmen mit.

Pierer Mobility - Figure 3
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KTM-Motohall in Mattighofen - © Sebas Romero
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Es kann somit nicht von einer raschen Erholung ausgegangen werden.
Schwierige Marktbedingungen: Prognose für 2024 aufgehoben

Bereits im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen 373 Arbeitsplätze gestrichen, davon 309 in Österreich. Der Stellenabbau wurde in mehreren Phasen umgesetzt. Besonders betroffen waren die Mitarbeiter am österreichischen Standort in Mattighofen, von dem aus das Unternehmen in den vergangenen Jahren stark expandiert hatte. Als Hauptgründe für den Abbau wurden die Verlagerung der Produktion sowie verstärkte Automatisierung genannt. Trotz dieser einschneidenden Maßnahmen betonte die Unternehmensleitung, weiterhin auf Wachstum zu setzen und die Marktführerschaft im Offroad-Segment langfristig sichern zu wollen.

Zuletzt gab das Unternehmen bekannt, aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Verkaufszahlen im dritten Quartal zusätzliche 200 Stellen abzubauen. Wie auf Nachfrage bestätigt wurde, soll der Stellenabbau „hauptsächlich in Österreich“ erfolgen. Ende Juni beschäftigte die Unternehmensgruppe etwa 6.000 Mitarbeitende.

Pierer Mobility - Figure 4
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Restrukturierungen des Fahrradbereichs

Pierer Mobility plant, zur Verbesserung der Geschäftsergebnisse neben dem Stellenabbau auch eine Reduzierung der Produktionsmengen im Jahr 2024 um rund 25 % sowie eine Straffung der Produktentwicklung. Darüber hinaus wird der verlustbringende Fahrradbereich weiter restrukturiert.

Im Fahrrad-Segment soll die bilanzielle Restrukturierung bis 2024 abgeschlossen sein, wie das Unternehmen betont. Dabei „wird es zu einem höher als ursprünglich angenommenen zusätzlichen außerordentlichen Abwertungsbedarf kommen“. Die Senkung der Kostenstruktur im Kerngeschäft ist weitgehend umgesetzt. „Die Redimensionierung des gesamten Fahrradbereichs wird im Jahr 2025 konsequent weitergeführt. Ziel ist es, den Fahrradbereich mit einem auf Nischen und Premium fokussierten Geschäftsmodell profitabel weiterzuführen.“

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In den vergangenen Monaten hat KTM einen weit umfangreicheren Stellenabbau vorgenommen als ursprünglich angekündigt. Während im März zunächst von 300 Arbeitsplätzen in der Produktion die Rede war, wurden zusätzlich 120 Stellen in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung gestrichen. Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Restrukturierung, die mit der Verlagerung der Produktion nach Asien zusammenhängt. Laut Finanzvorstand Viktor Sigl waren die Schritte notwendig, um Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Erstveröffentlichung

22.10.2024

Letzte Aktualisierung

22.10.2024

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