Wohlgemuth: Dornauer-Erbe: Leiser folgt auf Lauten

22 Stunden vor
Philipp Wohlgemuth

Wohlgemuth

Der 37-jährige Philip Wohlgemuth erreicht bald den nächsten Karrieregipfel: Der Tiroler ÖGB-Chef übernimmt die Sessel des SPÖ-Vorsitzenden und wird erster Landeshauptmannstellvertreter in der schwarz-roten Landesregierung. Der Gewerkschafter gilt als jemand, der nicht in die erste Reihe drängt.

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Wohlgemuth schwingt nicht große Worte. Nun muss der Innsbrucker beweisen, was er den bewegten Dornauer-Jahren folgen lassen kann. Nachdem am Montag ein gemeinsamer Jagdausflug von Georg Dornauer unter anderem mit Rene Benko in der Steiermark bekannt geworden war, kündigte der Tiroler SPÖ-Chef und erster Landeshauptmann-Stellvertreter am Mittwoch seinen Rücktritt von den beiden Führungspositionen an – mehr dazu in Dornauer tritt als Parteichef zurück.

Als Nachfolger gab Dornauer Wohlgemuth bekannt. Dessen Laufbahn begann mit einer klassischen wie langen Innsbrucker Schülerkarriere: Erst besuchte er die Pradler Volksschule, dann die Technische Hauptschule Gabelsbergerstraße, schließlich die Polytechnische Schule Innsbruck – und anschließend noch die Hotelfachschule Villa Blanka.

Philip Wohlgemuth im ORF-Interview

Der designierte Chef der SPÖ Tirol und Nachfolger Georg Dornauers als erster Landeshauptmannstellvertreter Philip Wohlgemuth im Interview mit Sybille Brunner (ORF Tirol)

Kurzzeitig war Wohlgemuth vor dem Sprung in die Politik als Rezeptionist tätig. Die politische Karriere des Unscheinbaren zeichnete sich dennoch früh ab – und zwar über die Gewerkschaften. Über mehrere Stationen beginnend als Landesjugendvorsitzender der damaligen Gewerkschaft für Hotel bzw. Gastgewerbe HPGD schaffte es Wohlgemuth 2017 zum Tiroler ÖGB-Vorsitzenden.

Seit 2018 im Landtag

In dieser Funktion wurde er vor zwei Jahren bestätigt und gilt als allgemein anerkannt. Auch in der Innsbrucker SPÖ-Stadtpartei war und ist Wohlgemuth aktiv, aktuell als Bezirksparteiobmann-Stellvertreter. Im Jahr 2018 wurde Wohlgemuth schließlich in den Landtag gewählt und dort als Abgeordneter angelobt. Nur sechs Jahre später geht es für ihn – nachdem er zuletzt auch stellvertretender Klubobmann und stellvertretender Landesparteiobmann gewesen war – eine gewaltige Stufe höher – an die Spitze der Partei.

Damit dürfte auch der schwarze Koalitionspartner einverstanden sein und keine Einwände gegen einen personellen Wechsel in der Regierung erheben. Bereits als Dornauer rund um die Jagdcausa zu Wanken begann, wurde der als zurückhaltend und distanziert geltende Wohlgemuth medial als roter Wunschkandidat der ÖVP bezeichnet. Auch deshalb, weil er mit am Tisch saß, als die Tiroler Volkspartei vor zwei Jahren mit der Sozialdemokratie den Regierungspakt schmiedete und – wie Dornauer – als Realpolitiker gilt. Auch zuvor wurde dem ÖGB-Landesvorsitzenden bereits eine gute Gesprächsbasis zu Altlandeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nachgesagt.

Wohlgemuth als Sachpolitiker bekannt

Nun muss der als Sachpolitiker beschriebene Gewerkschafter den Regierungspakt umsetzen. Nach den skandalumwobenen Jahren unter dem Parteivorsitz des schillernden Dornauers, der von derben Sagern bis hin zu einer im Porsche vergessenen geladenen Waffe kein Fettnäpfchen ausließ, vollzieht die SPÖ damit eine personelle Kehrtwende.

Der innerparteiliche Rückhalt für den neuen Landesparteichef und Sohn des früheren langjährigen SPÖ-Klubobmannes im Landtag, Ernst Pechlaner, dürfte aufgrund dessen bisheriger Parteikarriere jedenfalls vorerst bombenfest sein. Aber da bliebe auch noch der „Unsicherheitsfaktor“ Georg Dornauer, will der baldige Altlandesparteichef doch als Landtagsabgeordneter fungieren. Das könnte dann doch für roten Zündstoff sorgen.

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