Open-Air-Konzert: Peter Maffay rockt die Bremer Bürgerweide

2 Tage vor
Peter Maffay

Der Dresscode für das Peter Maffay-Konzert am Montag unter freiem Himmel auf der Bürgerweide steht schnell fest: Regenjacken und Ponchos sind an diesem Abend stark im Trend. Noch knapp eine Stunde vor Konzertbeginn gibt es einen Platzregen, der es in sich hat. Aus allen Richtungen sieht man Menschen mit knisterndem Plastik-Regenschutz Richtung Bürgerweide eilen. Einige harren noch an den Bushaltestellen in der Umgebung aus, bis der Himmel kurz aufbricht. Und das tut er – zumindest für eine Weile.

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Rund 18.000 Menschen finden Platz in der Open-Air-Arena, die knapp eine Woche lang für die zwei Konzerte des Musikers auf der Bürgerweide aufgebaut wurde. Am Einlass wird es ein wenig wuselig; einige Leute werden zurückgeschickt, da ihre Handtaschen zu groß sind. Wer es in den abgesperrten Bereich geschafft hat, muss sich erstmal orientieren und seine Plätze finden.

Cooler Auftritt auf der Harley

Vielleicht auch ein Grund, warum Peter Maffay erst eine Viertelstunde später startet als geplant. Dafür aber mit einem Auftritt, der es in sich hat: Motorradgeknatter schallt über die Bürgerweide. Auf den Leinwänden an der Bühne sieht man Maffay mit seiner Crew im Schlepptau auf Motorrädern Richtung Bremen fahren. Dann kommt er tatsächlich gut gelaunt und in Lederkluft auf seiner Harley über den Platz geheizt und fährt bis auf die Bühne. Diese überzeugt – ganz nebenbei gesagt – mit einem grandiosen Sound und einer beeindruckenden Bildqualität auf den vier Leinwänden hinter, über und neben Maffay und seiner zwölfköpfigen Band.

Zum Auftakt beweist der Musiker, dass er seinem rockigen Harley-Auftritt auch musikalisch gerecht wird: Er singt „Schatten in die Haut tätowiert“ von 1984, gefolgt von „Carambolage“. Anschließend kündigt Maffay einen Abend wie eine Zeitreise an und entführt seine Zuhörer zuerst ins Jahr 1970, das Jahr, in dem seine Schmusenummer „Du“ erschienen ist. Im Hintergrund laufen Bilder alter "Bravo"-Hefte, auf deren Cover Maffay stand, über die Monitore.

Insgesamt präsentiert sich der 74-Jährige selbstironisch, nahbar und bodenständig, wie man ihn kennt. Er muss selbst ein wenig lachen, als er seinen Klassiker „Es war Sommer“ ankündigt und mitten im Lied ruft: „Achtung, jetzt kommt es“, bevor er die längst Kult gewordenen Zeilen „Ich war 16 und sie 31“ singt beziehungsweise vom Publikum singen lässt.

Viele Gäste auf der Bühne

Dass Maffay auf dieser Tour nicht alleine ist, wussten die Fans schon vorab: Vergangenes Jahr hat die amerikanische Sängerin Anastacia ein Album aufgenommen, auf dem sie deutsche Songs neu interpretiert, unter anderen auch einen von Maffay. Die beiden verstanden sich, und so entstand die Idee, gemeinsam auf Tour zu gehen. Die aufgedrehte Amerikanerin stürmt etwa zur Mitte des Abends die Bühne auf der Bürgerweide, poliert erst einmal ihre Brille und zeigt Mitleid mit allen anderen Brillenträgern im Zuschauerraum, die wegen des feuchten Wetters mit beschlagenen Gläsern zu kämpfen haben. Anastacia und Maffay stimmen die englische Version von Maffays Song „So bist Du“ an, anschließend singt die Musikerin mit „Left Outside Alone“ und „I’m Outta Love“ noch zwei ihrer eigenen größten Songs und lockt damit das Publikum, das aufgrund des Wetters schon etwas eingerostet ist, wieder von seinen Stühlen. Dadurch schießt die Stimmung für die letzten fünf Songs des Abends noch einmal richtig in die Höhe.

Doch einen Schritt zurück: Anastacia ist nicht der einzige Gast auf Maffays Bühne. Zum einen hat er seinen Sohn Yaris dabei, der seinen Vater im Hintergrund gesanglich begleitet und schließlich auch noch seinen eigenen Song „Abenteuer“ präsentiert. Und schon zuvor tritt plötzlich Sänger Johannes Oerding zur Band und singt gemeinsam mit Maffay. Beide haben jede Menge lobende Worte füreinander übrig, als Oerding Maffay als Vorbild für jüngere Künstlerinnen und Künstlerinnen bezeichnet, kommen dem 42-Jährigen dabei fast die Tränen.

Während Oerding seinen Song „Blinde Passagiere“ singt, beginnt es erneut zu regnen; es bleibt aber zum Glück den Rest des Abends bei kleineren Schauern. „Der Regen kann uns nix anhaben, das erfrischt“, sagt Maffay, der gut reden hat auf seiner überdachten Bühne. Doch auch das Bremer Publikum hält tapfer durch und wird dafür immer wieder von dem Musiker gelobt.

Fast drei Stunden dauert Maffays Show, die alles hat, was ein gelungener Konzertabend braucht: Klassiker, die die Fans hören wollen, wie „Nessaja“ oder „Über sieben Brücken musst du gehen“; sentimentale Momente wie „Eiszeit“ oder „Wenn wir uns wiedersehen“, ein Lied, in dem Maffay und Oerding gemeinsam vom Verlust geliebter Menschen singen, während im Hintergrund Bilder an ihre verstorbenen Väter erinnern.

AC/DC-Cover sorgt für Stimmung

Ebenso gibt es aber auch lustige Momente, zum Beispiel wenn Maffay vor seinem frierenden Publikum sagt: „Die erste Zeile des nächsten Songs traue ich mich gar nicht so singen“ und dann fast schon beschämt „Die Hitze tut so gut“ und seinen Song „Tiefer“ anstimmt. Zu den Party-Highlights des Abends zählt wohl das AC/DC-Cover „You Shook Me All Night Long“, das Maffay mit Anastacia und Sängerin Linda Teodosio rockt.

Man sieht Maffay und seiner Band an, wie viel Spaß sie gemeinsam auf der Bühne haben und dass sie mehr sind als nur Kollegen. Kein Wunder also, dass der gebürtige Rumäne sich auch die Zeit nimmt, jeden einzelnen Musiker, der ihn begleitet, vorzustellen. Auch musikalisch gibt es im Laufe des Abends viel – vielleicht manchmal etwas zu viel – Zeit für instrumentale Soli.

Maffays große „We love Rock 'n’ Roll“-Tour ist auch eine Abschiedstour. Der Musiker verabschiedet sich nach mehr als fünf Jahrzehnten damit vom Tourneeleben, nicht aber von der Musik. Und tatsächlich fühlt sich dieser Abend nicht nach Abschied an. Dazu trägt sicher auch Maffays Zugabe bei: „Ich geh noch nicht fort, ich geb’ euch mein Wort“, singt er im neuen Song „Mein Wort“. Die Fans danken es ihm mit „Oh wie ist das schön“-Chören.

Info

Am heutigen Dienstag, 2. Juli, tritt Peter Maffay erneut auf der Bürgerweide auf. Es gibt wenige Restkarten an der Abendkasse.

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