Lido Sounds-Headliner: „Meiner Familie ist der Parov völlig egal, da ...

Parov Stelar

LINZ. Der Elektro-Swing-Pionier Parov Stelar, mit bürgerlichem Namen Marcus Füreder, ist heimgekehrt: Nach elf Jahren auf Mallorca hat der Starmusiker für sich und seinen Sohn ein Zuhause am Pöstlingberg errichtet. Tips hat dort mit ihm über Heimat, Malerei und Musik gesprochen - auch auf was sich seine Fans heute, 28. Juni, beim Lido Sounds-Konzert freuen dürfen. Es gibt übrigens noch Karten.

Herzlich ist der Empfang in seinem Haus, mit einem Espresso. „Ich mache den Besten“, so der Hausherr stolz. Seit November lebt Marcus Füreder mit seinem Sohn in dem Anwesen. Man hat das Gefühl, dass er angekommen ist. „Es war einfach an der Zeit. Nach so vielen Reisen braucht man diesen Nährstoff, den einem nur die Wurzeln geben. Ansonsten fängt man irgendwann an, zu verhungern.“

Elf Jahre lebte er auf der spanischen Insel, aber „Mallorca ist ein brutales Pflaster. Man kann sich noch so gut anpassen, man wird nie ein Mallorquiner sein. Ich bin halt einfach ein Österreicher. Wenn ich zum Spar rüber gehe und im Dialekt mein Essen kaufe oder mit der Verkäuferin shakere, so gut wird mein Spanisch nie sein, dass wir uns auf dem Level treffen, auf dem ich mich hier im Spar treffe.“

„Für mich ist Heimat Familie“

Zurück in die Heimat bedeutet für den in Lichtenberg aufgewachsenen Musiker und Künstler auch ein Zurück zur Familie. „Denen ist der Parov völlig egal, da bin ich einfach nur der Marcus. Meine Mama sagt manchmal, ‚ma ich vergess immer komplett, was du machst‘. Das ist für mich Heimat. Menschen kommen und gehen, aber Heimat bleibt, das gibt Vertrauen und Sicherheit, die man sonst nirgendwo findet. Warum sonst kommt denn auch der Arnold (Anm.: Schwarzenegger) jedes Jahr auf die Streif?“

Headliner beim Lido Sounds

2015 spielte Parov Stelar sein letztes Konzert in Linz in der TipsArena, zum 20-jährigen Bühnenjubiläum gibt’s dafür die doppelte Dosis: Die Live-Show im Frühjahr Posthof war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, am Freitag, 28. Juni, steht Parov Stelar als Headliner beim Lido Sounds auf der Bühne.

„Mit Jubiläen hab ich’s eigentlich gar nicht, weil dann alle wissen, dass ich ein alter Sack bin“, lacht Marcus Füreder, und erzählt: „Im Posthof hatte ich eines meiner ersten Liveerlebnisse, das ist nicht ganz 20 Jahre her. Damals war ich so nervös. Jetzt, Jahre später, ist es, wie wenn man sich selbst wiedertrifft.“

Fürs Lido Sounds verspricht der 49-Jährige etwas Besonderes: „Die größte Überraschung, die du als Künstler geben kannst, liegt in deiner Arbeit. Das heißt, wir werden ein komplett neues Programm spielen, so dass niemand sagen kann, das habe ich schon gesehen. Es ist die größte Programmumstellung, die wir seit 15 Jahren gemacht haben.“ Dass beim Heimkonzert auch Familienmitglieder kommen werden, macht selbst den Profi etwas nervös. „Meine Mama hat gemeint, ach wenn’s mal so nahe ist, komm ich schon“, lacht er.

Die Angst vor der Bühne

Seit 20 Jahren ist der Linzer international als DJ und Produzent erfolgreich. Auch wenn der Anfang kein ganz leichter war: „In den ersten Jahren war es für mich ganz schlimm auf die Bühne zu gehen. Ich konnte in der Schule ja nicht mal ein Referat halten, weil ich so schüchtern war, und dann stehen 10.000 Leute vor dir, die was von dir wollen. Furchtbar. Damit konnte ich aber meinen Frieden schließen. Heute gehe ich gern auf die Bühne.“

Die Sache mit der Malerei

So sehr der Linzer die Musik liebt, ohne bildende Kunst geht bei ihm genauso wenig. Längst hat er sich auch als Maler einen Namen gemacht. „Die Musik war das erste was nach außen gegangen ist, aber Parov Stelar war für mich nie nur Musik. Ich komme aus der Malerei und der Werbegrafik, mir war immer schon bei Livekonzerten die Visualisierung oder ein Cover sehr wichtig. Malerei und Musik sind für mich wie Geschwister, die einander brauchen. Wenn ich Musik mache, habe ich ein Bild im Kopf und umgekehrt. Auch wenn ich letztes Jahr mal eine Phase hatte, in der ich gar keine Musik gemacht hab und nur im Atelier gestanden bin. Da hatte ich mir schon Sorgen gemacht, ob mich die Musik nicht mehr freut, aber sie kam wieder.“

„Warum sollte ich aufhören?“

Der Linzer wird heuer 50, für ihn kein Grund ans Aufhören zu denken: „Der Baum da draußen ist sicher weit über 50. Den fragt man auch nicht, wann er zum Wachsen aufhört. Solange ich meine Musik höre und meine Malerei sehe, warum sollte ich bitte aufhören? Im Gegenteil. Ich kann mit jedem Tag mehr Erfahrung in mein Werk reinlegen. Hoffentlich bin ich mal 60, weil dann bin ich endlich gut. Oder hoffentlich bin ich mal 70, weil dann bin ich noch besser. Schau dir Alex Katz an. Der ist jetzt 96, rennt mit Hoodie in seinem New Yorker Atelier herum und freut sich darüber, dass er endlich das Rot hinbekommen hat, an dem er 40 Jahre lang gearbeitet hat. Aber jetzt hat er es geschafft. Fragen zum Aufhören sind einem System geschuldet, in dem Menschen einen Großteil ihres Lebens etwas tun, das sie nicht mögen, aber es tun müssen, um zu überleben. Das ist mein Privileg: Etwas tun zu dürfen, das mich glücklich macht.“

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