Eine Reise ans Ende der Welt

Veröffentlicht am 08.09.2024 um 13:40 Uhr – Von Severina Bartonitschek (KNA) – Lesedauer: 

Papst Franziskus - Figure 1
Foto katholisch.de

Vanimo ‐ Der Papst geht wortwörtlich an die Ränder. Mit Unterstützung der australischen Luftwaffe besucht er einen der entlegensten Orte Papua-Neuguineas: Vanimo. Mehr als 20.000 Menschen begrüßen ihn dort – und es gibt eine Verbindung zu seiner Heimat.

Ein Papamobil, Kisten mit rund einer Tonne Medikamente, Spielzeug, Bekleidung – und Papst Franziskus. Die dunkelgraue Frachtmaschine der australischen Air Force transportiert am Sonntag ungewöhnliche Fracht von Port Moresby nach Vanimo, einem 11.000 Einwohner-Ort im äußersten Nordwesten von Papua-Neuguinea.

Noch nie dürfte es in der Hafenstadt zwischen Urwald und weißem Sandstrand am Pazifischen Ozean so voll gewesen sein. Seit Tagen pilgern Menschen teilweise zu Fuß in die Region, um dort am ersten Besuch eines Papstes teilzunehmen – am Ende sind es mehr als 20.000.

Aus dem Nachbarland Indonesien haben Katholiken mitunter Tausende Kilometer – auch aus dem Hochland – zurückgelegt, um einmal in ihrem Leben den Mann in Weiß aus Rom zu sehen. Stundenlang warteten sie auf die Einreise in das Land, mit dem sich Indonesien die Insel Neuguinea teilt.

Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Über 20.000 Menschen kamen nach Vanimo, um den Papst zu sehen.

Ihre Provinz ist geprägt von Unterdrückung und Ausbeutung. Die einheimischen Papuas fühlen sich seit Jahrzehnten wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt. Die frühere niederländische Kolonie kam in den 1960er Jahren nach einer umstrittenen, von der UN unterstützten Volksabstimmung zu Indonesien.

Papst Franziskus - Figure 2
Foto katholisch.de

Separatistische Gruppen kämpfen dort weiterhin für Autonomie, die indonesische Armee unterdrückt die indigene Bevölkerung. Menschenrechtsgruppen beschuldigen die Sicherheitskräfte dort seit langem willkürlicher Verhaftungen, Folter und außergerichtlicher Tötungen. Hinzu kommt die Ausbeutung der reichen Natur- und Bodenschätze durch indonesische Unternehmen sowie multinationale Konzerne, jeden Tag verschwindet durch Abholzung der Wälder mehr und mehr die Lebensgrundlage der ersten Bewohner.

Frederika Korain ist am Sonntag aus Papua nach Vanimo gereist. Auf ihrem hellblauen T-Shirt ist ein Foto von Papst Franziskus zu sehen. Darunter steht "Laudato si"- der Name des Umwelt- und Sozialschreibens des Papstes – sowie "Safe West Papua". Für sie komme Franziskus nicht nur nach Vanimo, sondern auch nach Westpapua, sagt Korain. Sie ist voller Dankbarkeit, dass er den weiten Weg an diesen Ort auf sich genommen hat. Nach Schätzungen kamen rund 1.000 Papua zu dem Event mit Franziskus.

Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Papst Franziskus spricht mit einem Mann in traditioneller Kleidung in Vanimo. Die Provinz ist geprägt von Unterdrückung und Ausbeutung.

Wenige Tage zuvor in Jakarta hatte Franziskus das in Indonesien politisch hochsensible Thema Westpapua angesprochen. Er habe es auf eine gute und diplomatische Art und Weise formuliert, ohne die Provinz namentlich zu nennen, "denn er ist ein Staatsoberhaupt", so Korain. Aber sie hätten gewusst, dass der Papst sie meine und erkannt, dass er ihr Problem verstehe.

Papst Franziskus' Besuch in der unterentwickelten Region hat aber auch einen "argentinischen" Grund. In dem etwa sechs Kilometer von Vanimo entfernten Dschungel-Dorf Baro arbeiten Missionare aus dem Heimatland des Papstes. Sie lernten das Kirchenoberhaupt bei einem Rom-Besuch im Jahr 2019 kennen. Seitdem unterstützt der Papst die Arbeit des konservativen "Instituts des Fleischgewordenen Wortes". Die Gemeinschaft war vor einigen Jahren in den Schlagzeilen, weil der Gründer nach Missbrauchsvorwürfen im Jahr 2010 vom Vatikan aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen wurde.

In Vanimo betreiben die Missionare unter anderem eine Dorfschule, die der Papst am Sonntag ebenfalls besucht – bevor er in den mächtigen, aber nun weniger vollen Bauch der australischen Militärmaschine zurückkehrt und die Rückreise nach Port Moresby antritt.

Von Severina Bartonitschek (KNA)