Pantera: Ausladung ist keine Cancel Culture sondern gesunder ...

24 Jan 2023

MEINUNG

Rock am Ring und Rock im Park Pantera-Ausladung: Das ist keine Cancel Culture – das ist gesunder Menschenverstand

Pantera-Sänger Phil Anselmo

Pantera-Sänger Phil Anselmo

© Imago Images

Nun also doch die Rolle rückwärts: Nachdem Rock am Ring und Rock im Park an ihrem höchst umstrittenen Act Pantera festhalten wollten, wurde die Band nun doch ausgeladen. Hat die Cancel Culture wieder zugeschlagen? Mitnichten! 

Eine unsägliche Diskussion hat ein Ende: Die Metalband Pantera wird nicht bei den Zwillingsfestivals Rock am Ring und Rock im Park auftreten. Es ist die einzig richtige Entscheidung. Vorwürfe, dass die "Cancel Culture" einmal mehr zugeschlagen habe, sind vollkommen fehl am Platz. Wer offen den Hitlergruß auf der Bühne zeigt, darf keinen Platz auf den größten Festivals bekommen – erst recht nicht in Deutschland.

Der Legendenstatus darf den Rassismus nicht aufwiegen

Ähnlich wie beim Fußball, sagen auch bei Musikfestivals viele Fans: die Politik soll doch bitte draußen bleiben. Es gehe schließlich um die Musik. Auf den ersten Blick mag das ein nachvollziehbarer Gedanke sein. Wenn es allerdings um eine Band wie Pantera und insbesondere ihren Frontmann Phil Anselmo geht, muss die Frage erlaubt sein, wer überhaupt auf die Idee kam, die Band einzuladen. 

Pantera-Sänger Phil Anselmo

Ja, Pantera genießt rein musikalisch so etwas wie einen Legendenstatus unter Metal-Fans. Und wenn dann eben solch eine legendäre Band sich 20 Jahre nach ihrer Auflösung wieder zusammentut und auf Tour geht, machen nicht wenige Fans Luftsprünge. Der Gedanke für Veranstalter liegt naturgemäß nahe, genau diese Band für ein Festival zu buchen, um die Ticketverkäufe zu steigern.

Aber Pantera ist keine normale Band. Und ihr Legendenstatus darf eine Rassismusdebatte nicht aufwiegen. Insbesondere, wenn sie zum wiederholten Male auftritt. Schon früher kritisierten viele Musikerkollegen die Texaner, weil sie sich nie klar nach rechts abgegrenzt haben. Lange Zeit war die Konföderierten-Flagge der amerikanischen Südstaaten so etwas wie das Bandlogo von Pantera. Sie spielten mit Gitarren in diesem Design, Fans konnten T-Shirts und andere Merchandise-Artikel kaufen, die die Flagge zeigten. 

Kritik wurde laut. Insbesondere nach dem Anschlag von Charleston 2015, bei dem neun Afro-Amerikaner von einem weißen Rassisten getötet wurden. Und Pantera tat das, was Rechte eben tun: Sie äußerten sich vage, betonten die Tradition der Flagge, und erklärten, man könne es ja nicht allen recht machen. Ein Kommentar dazu, dass die rote Flagge mit dem weißen Kreuz für viele ein Symbol für Rassismus und Sklaverei ist, blieb aus. 

Ein Hitlergruß bleibt ein Hitlergruß

Insbesondere Anselmo wurde immer wieder mit rassistischem Gedankengut in Verbindung gebracht. Gelegenheiten, ein klares Statement zu setzen, wurden wieder und wieder ausgelassen. Da stellt sich die Frage, ob man es sich mit einem Teil seiner Fans nicht verscherzen will, oder ob die Band vielleicht selbst dieser Ideologie nicht abgeneigt ist. 

"Nazis bleiben Nazis": Fans sauer wegen Pantera-Auftritt bei Rock am Ring

Spätestens aber seit dem öffentlichen Hitlergruß von Anselmo bei einem Festival zu Ehren des erschossenen Pantera-Gitarristen Dimebag Darrell und den damit verbundenen "White Power"-Rufen, sollte auch dem Letzten klar sein, wo Anselmo steht. Auf Kritik reagierte er erst mit Arroganz und erklärte, das sei ja alles nur ein Witz gewesen. Später ruderte er zurück. Er sei an dem Abend betrunken gewesen. Es melde sich, wem diese Aussage jemals etwas genützt hat.

Die Veranstalter von Rock am Ring und Rock im Park hätten Pantera nie einladen dürfen

Eine Band wie Pantera hat auf den größten Bühnen des Landes nichts zu suchen. Allein die Vorstellung, dass bei Rock im Park, auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten, ein Mann auf der Bühne steht, der offen den Hitlergruß gezeigt hat, lässt einem die Galle hochsteigen. 

Trotzdem beschwerten sich einige Fans im Anschluss an die Ausladung von Pantera in den Kommentarspalten auf den sozialen Plattformen. Die Rede war von "Cancel Culture", die mal wieder zugeschlagen habe. Von "Woken", die nun auch nach Gutdünken darüber entscheiden, ob eine Band auf ein Festival passt oder nicht und sich zur Not "mit der Rassismus-Keule" zur Wehr setzen. 

Diese Diskussion ist ein alter Hut. Nazi ist der, der Nazi-Dinge tut oder Nazi-Dinge sagt. Phil Anselmo hat diese Dinge getan. Und er hat sich anschließend weder glaubwürdig entschuldigt, noch hat er sich glaubwürdig gegen Rechts eingesetzt.

Dass eine rechte Band von einem Festival gestrichen wird, ist keine Cancel Culture – das ist gesunder Menschenverstand. 

#Themen Rock im Park Phil Anselmo Festival Ausladung Deutschland Musik Hitlergruß
Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche