Palmers macht 15 Millionen Euro Verlust

4 Stunden vor
Palmers

Der Umsatz des Wäscheherstellers sank von 71,5 auf 66,6 Millionen Euro. Kündigungen seien laut Vorstand trotzdem nicht geplant.

Der Verlust des heimischen Wäscheherstellers Palmers hat sich im Geschäftsjahr 2023/24 auf 14,7 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Der Umsatz sank von 71,5 Millionen auf 66,6 Millionen Euro, geht aus dem im Firmenbuch („WirtschaftsCompass“) hinterlegten Palmers-Jahresabschluss hervor. Der Jahresfehlbetrag entstand durch Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von 8,6 Millionen Euro, unter anderem durch den Osteuropa-Rückzug, und Verlusten von 6,1 Millionen Euro im operativen Geschäft.


Im Rahmen „der strategischen Neuausrichtung“ will sich Palmers auf das Kerngeschäft in Österreich, Deutschland und Kroatien konzentrieren. Der Wäschekonzern war bisher auch in Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Ungarn, Italien und Hongkong aktiv. 84,4 Prozent der Palmers-Umsätze entfielen im Geschäftsjahr 2023/24 auf Österreich, acht Prozent auf Deutschland, 3,3 Prozent auf Kroatien und der Rest auf andere Länder. „In den vergangenen Jahren gab es Probleme und Fehlentscheidungen bei Produktion, Kollektion und Positionierung der Marke. Das ist gefährlich, denn die Marke ist den Menschen egal geworden“, sagte der seit Mitte 2023 amtierende Palmers-Vorstand Janis Jung kürzlich dem „Kurier“.

Zur Palmers Textil Aktiengesellschaft gehört auch der insolvente Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP2-Schutzmaskenproduzent Hygiene Austria. Ende Juni wurde im Rahmen des Konkursverfahrens die Schließung des Unternehmens angeordnet.


Mitte des kommenden Jahres muss Palmers hohe Millionen-Kredite refinanzieren. „Eine wesentliche Annahme für die positive Fortbestehensprognose ist die Verhandlung über die am 30.6.2025 fällig werdenden Kredite in Höhe von 14,418 Millionen Euro (COFAG). Hier werden bereits erste Handlungen gesetzt mit der Zielsetzung, die Kredite neu zu strukturieren und in weiterer Folge in Raten zurückzubezahlen“, heißt es im Jahresabschluss im Unterkapitel zum negativen Eigenkapital (-2,7 Millionen Euro). Die Refinanzierung sei „ebenfalls von der Unterstützung der öffentlichen Hand (z. B. durch neue Garantien) abhängig“. Außerdem wurde „von den indirekten Eigentümern eine Patronatserklärung zur Aufrechterhaltung der operativen Zahlungsverpflichtungen abgegeben, welche bis zum 31.07.2025 gültig“ sei.

Palmers-Vorstand Jung will aber bald wieder in die Gewinnzone kommen. „Wir planen, nächstes Jahr wieder ins Plus zu kommen und sogar jetzt das zweite halbe Jahr (geht bis Ende Jänner, Anm.) positiv abzuschließen“, sagte Jung dem „Kurier“.

Lieferverzögerungen im Suez-Kanal

Im ersten Halbjahr sei „das Minus auch deshalb so groß“ gewesen, weil man „extreme Lieferverzögerungen durch die Situation im Suez-Kanal“ hatte. Mit der Kampagne „sexy, not sorry“ will Palmers seit Mai 2024 ein „jüngeres und generell vielfältigeres Publikum“ ansprechen. „Durch Neueinführungen und Weiterentwicklungen von einzelnen Produktgruppen und Größen, wie zum Beispiel einer Erweiterung des Angebots von größeren Größen, werden zusätzliche Umsatzsteigerungen erwartet“, schreibt Palmers in seinem Jahresabschluss unter dem Punkt Ereignisse, die nach dem Bilanzstichtag stattgefunden haben.

Der Wäschekonzern verfügte Anfang des Jahres in 16 Ländern über 150 eigene Standorte und knapp 100 Franchise-Filialen. Das Unternehmen will im Rahmen des Sanierungsprogramms nun Standorte hierzulande reduzieren. „Das Filialnetz in Österreich werden wir in den kommenden 24 Monaten von heute rund 120 auf etwa 100 Filialen reduzieren müssen“, kündigte Palmers-Finanzvorstand Kristian Radosavljevic Ende September gegenüber der „Presse“ an. 2023/24 arbeiteten rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Palmers. „Wir planen keine Kündigungen, wir stehen mehr vor der Herausforderung, dass langjährige Mitarbeiter in Pension gehen und wir vor dem Problem stehen, gute Leute zu finden“, erklärte Palmers-Vorstand Jung. (APA)

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