Neuer Markenauftritt präsentiert:OMV: Chemie bleibt der Schlüssel ...
Als Alfred Stern 2021 das Ruder in der OMV übernahm und er dem Öl- und Gaskonzern wenig später in der Strategie 2030 einen massiven Kurswechsel in Richtung eines nachhaltigeren Geschäftsmodells verordnete, kamen ihm eine Menge von Mega-Problemen in die Quere. An der grundsätzlichen Strategie werden Kriege, Marktverwerfungen oder jüngst der Erpressung durch die russische Gazprom nichts ändern. Im Gegenteil legt der OMV-Vorstand bei seiner Umbaustrategie jetzt sogar zumindest ein wenig nach. Die Transformation soll u. a. durch ein neues Markenlogo optisch sichtbar gemacht werden, das die Ausrichtung der OMV auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft symbolisieren soll.
Die Ertragskraft des teilstaatlichen Konzerns soll sogar etwas stärker werden als ursprünglich in Aussicht gestellt. Trotz des teuren Umbaus und hohen Investitionen in nachhaltige Produktionen, die viele Jahre erst einmal keinen unmittelbaren Profit bringen, soll das operative Ergebnis CCS 2030 mindestens 6,5 Milliarden Euro betragen, eine halbe Milliarde mehr als einst angenommen. Eine massive Steigerung gegenüber den Vorjahreswert von 2023 ist das nicht, als das operative Ergebnis 6,024 Milliarden Euro betrug.
Keine näheren Details zu Gesprächen mit Abu DhabiEin Zustandekommen der Fusion der OMV-Tochter Borealis mit der ADNOC-Tochter Borouge aus Abu Dhabi ist in diesen neuen Zahlen, die die OMV beim Capital Markets Day in London präsentierte, natürlich nicht enthalten. Zum aktuellen Stand der Gespräche mit den Abu Dhabis konnte und wollte OMV-Chef Alfred Stern einmal mehr keine näheren Details nennen. Die wurden zu diesem Anlass in London auch nicht erwartet, obwohl zuletzt immer mehr Weichenstellungen klar in Richtung des Mega-Deals erfolgten, darunter die Wahl der zwei der mächtigsten ADNOC-Lenker in den OMV-Aufsichtsrat.
Stern erklärte, die mögliche Fusion mache aus industrieller Sicht absolut Sinn. Sie sei aber von so großer Bedeutung, dass sie die Unterstützung aller Shareholder brauche – wozu nicht zuletzt das Strategie-Update beim Capital Markets Day dienen dürfte. Denn rund 40 Prozent der Aktien werden von Investoren gehalten. Größter OMV-Eigentümer ist die Republik Österreich, zweitgrößter ADNOC. Die beiden Hauptaktionäre dürften weitgehend handelseins sein. Zumindest ließ das zuletzt die Staatsholding ÖBAG durchblicken.
CFO Reinhard Florey, CEO Alfred Stern © APA / Timothy Coleman
Um die mittelfristig besseren Ergebnisse in Aussicht stellen zu können, bedarf es in der OMV überhaupt eines weiteren Effizienzprogramms, das bis Ende 2027 500 Millionen Euro bringen soll. Solche Programme hatte es in ähnlichen Dimensionen auch unter Sterns Vorgängern immer wieder gegeben. Finanzchef Reinhard Florey zufolge werden diese Effizienzgewinne durch viele Projekte ermöglicht, die die Konzernintegration auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz verbessern. Dabei geht es auch darum, die massiv steigende Komplexität durch die inzwischen hohe Zahl an Erneuerbaren-Projekten gut zu managen. Von den jährlichen Investitionen von rund 3,8 Milliarden Euro in den nächsten Jahren sollen 40 bis 50 Prozent in nachhaltige Projekte fließen. Zu den Vorzeigeprojekten gehören etwa die Reoil-Produktion, bei der aus Plastikabfällen wieder Öl gewonnen wird oder die Herstellung biogener Kraftstoffe.
Dass die Chemiesparte trotz des aktuell konjunkturbedingt massiv unter Druck geratenen Geschäfts und auch unabhängig von einem Borealis-Borouge-Deal der Wachstumstreiber der nächsten Jahre sein soll, daran lässt der OMV-Vorstand in London keine Zweifel aufkommen. 2030 soll das Chemiegeschäft 35 bis 40 Prozent des Ergebnisses einspielen – statt zwei Prozent im Vorjahr. 2023 ist allerdings wenig repräsentativ, weil die Borealis im Gegensatz zu Jahren davor ergebnistechnisch praktisch völlig ausließ.
Noch keine Pfändungen durch GazpromAbstriche an den CO2-Einsparungszielen gibt es in der OMV nicht, auch wenn die Nutzung des Gasvorkommens „Neptun“ im Schwarzen Meer ab 2027 eine zentrale Rolle für den Konzern spielen wird – vor allem dann, wenn die Gazprom nicht mehr OMV-Partner sein sollte, was inzwischen immer wahrscheinlicher wird. Noch ist die Situation nicht eingetreten, dass Überweisungen der OMV an die Gazprom gepfändet wurden. Davor hatte die OMV kürzlich selbst gewarnt. Tritt dieser Fall ein, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die Gazprom kein Gas mehr an die Übergabestelle nach Baumgarten liefern wird. Für den Ausfall der russischen Lieferungen hat sich die OMV allerdings seit gut zwei Jahren im Detail vorbereitet.