Ein Facelifting für die OMV (und ihre Strategie)

12 Tage vor

Der Energiekonzern verpasst sich ein neues Logo. Reicht das, um Investoren wieder zu begeistern? Der große Strategiewechsel blieb aus, aber die OMV will die Transformation nun pragmatischer anlegen und sich so schnell verändern, wie es der Markt verlangt.

OMV - Figure 1
Foto DiePresse.com

Drei Jahre ist es her, dass Alfred Stern erstmals an der Spitze des OMV-Konzerns stand und dem alten Öl- und Gaskonzern die grüne Metamorphose versprochen hat. Die Emissionen sollten sinken, ebenso die Ölproduktion. Erneuerbare, Geothermie, nachhaltige Kraftstoffe und Chemikalien stattdessen die Zukunft des Unternehmens bilden. Dann kam die Energiekrise, und Stern musste vor allem überlegen, wie er russische Gasimporte reduziert. Die hohen Energiepreise in Europa setzen zudem seither die Chemiesparte unter Druck. Dazu kommt die monatelange Unklarheit darüber, ob die Kunststofftochter Borealis nun in eine Megafusion mit Borouge aus Abu Dhabi eintritt oder nicht.

Finanziell hat all das dem Unternehmen nicht geschadet. In den vergangenen beiden Jahren lieferte die OMV mitunter die höchsten Erträge ihrer Geschichte. An den Finanzmärkten wird der Konzern dennoch verschmäht. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges fiel der OMV-Kurs um ein Viertel. Auch deshalb rückte die Chefetage am Donnerstag zu Investoren in London aus, um sich besser zu erklären und ihnen ein Update der Strategie zu präsentieren.

Neues Logo, alter Plan

Wer eine Revolution erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die größte Neuerung ist wohl die Einführung eines neuen OMV-Logos, das nicht zufällig an einen Power-on-Knopf erinnert (siehe Foto unten). Ansonsten sei man „mit unserer Strategie auf Kurs“, sagte Alfred Stern im Herzen des Londoner Finanzdistrikts. Die Emissionsziele bleiben unverändert. Andere Ziele konnten sogar angehoben werden: So soll das Betriebsergebnis 2030 nun auf 6,5 statt sechs Milliarden Euro wachsen. Die Hälfte davon soll aus dem Chemie- und Kunststoffsektor kommen.

Im Detail ist die Strategie nun aber doch ein wenig pragmatischer angelegt als bei ihrer Premiere 2022: „Seitdem hat sich die Welt verändert“, sagte Stern und versprach eine „verantwortungsvolle Transformation“. „Wir machen das nicht aus reinem Selbstzweck, sondern folgen der Nachfrage, die wir im Markt sehen.“ Bei Erdgas werde diese in Europa etwa hoch bleiben, weshalb die OMV den Bereich weiter ausbaue, um mit dem Geld aus dem fossilen Geschäft den Aufbau eines „profitablen low carbon business“ zu finanzieren.

Rumänien wird wichtiger

Die mit Abstand größte Investition im Energiebereich wird mit zwei Milliarden daher auch das Offshore-Gasprojekt „Neptun Deep“ in Rumänien sein, wo 100 Milliarden Kubikmeter an Reserven lagern. In Summe sollen von den 3,8 Milliarden Euro an geplanten Investitionen im Jahr 40 Prozent in nachhaltige Projekte wie Geothermie, CO2-Speicherung und grünes Flugbenzin gehen. Nach spätestens zehn Jahren sollen sich auch all diese Investitionen gerechnet haben.

OMV-Chef Alfred Stern vor dem neuen Logo des heimischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns.  OMV

Großes Herzstück für die Zukunft bleibt der Aufbau eines nachhaltigen Chemie- und Kunststoffgeschäfts rund um die Tochter Borealis. Die jüngsten Gewinneinbrüche in dem Sektor sieht Stern vergleichsweise gelassen. Große Projekte in Texas, Abu Dhabi und Belgien würden dem Unternehmen Wachstum versprechen. Die Produktion von nachhaltigen Chemikalien soll sich bis 2030 auf 1,4 Millionen Tonnen vervielfachen. Auch die Produktion von grünem Flugtreibstoff soll von heute 4000 Tonnen auf 1,5 Millionen Tonnen explodieren.

Fusion muss Vorteile bringen

Auf viele andere drängende Fragen bekamen die Investoren aber auch diesmal keine erschöpfenden Antworten: Wann kommt nun die Fusion zwischen Borealis und Borouge? Wie kommt die OMV aus dem Langfristvertrag mit der russischen Gazprom? Stern wiederholte sein Mantra, wonach die OMV ausreichend nicht russisches Gas für alle seine Kunden habe. Mit Blick auf 2025, wenn der Gastransit durch die Ukraine gestoppt werden könnte, sagte er: „Wir haben einen Vertrag mit Gazprom, der den Übergabepunkt an der slowakisch-österreichischen Grenze vorsieht. Und wir werden auf diesen Übergabepunkt bestehen.“

Die monatelangen Verhandlungen mit dem Miteigentümer Adnoc über die Schaffung eines globalen Chemieriesen aus Borealis und Borouge würden andauern. Es sei ein „komplizierter Deal mit hoher Bedeutung für OMV und Adnoc“. Die Fusion würde dem heimischen Unternehmen Zugang zu Wachstumsmärkten in Asien geben. Dass der OMV durch den möglichen Zusammenschluss ein Kern der Strategie abhanden kommen könnte, verneint der Konzernboss. In Wachstumszahlen, die die OMV in London auf den Tisch gelegt hat, ist die Fusion nicht eingerechnet. Die Fusion werde nur stattfinden, wenn sie dem Unternehmen zusätzliche Vorteile bringe.

Compliance-Hinweis: Der Autor war auf Einladung der OMV beim Capital Markets Day in London.

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