Nvidia-Aktie: Die Notbremse bei der Aktie des Chipkonzerns war ...

15 Tage vor
NVIDIA-Aktie

Die Aktie des KI-Profiteurs schockt mit dem höchsten Tagesverlust der US-Geschichte. Und das, bevor schlechte Nachrichten der Wettbewerbshüter bekannt werden. Die Börse wacht auf: Für Nvidias riesige Gewinne gibt es keine Garantie. Ein Kommentar.

Um fast zehn Prozent ging es am Mittwoch für die Aktie des amerikanischen Chipunternehmens Nvidia nach unten. Rund 300 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung hat das drittwertvollste Unternehmen der Welt an nur einem Tag eingebüßt, so viel wie kein US-Unternehmen jemals zuvor. Der Wertverlust fällt höher aus als der Börsenwert von SAP – Deutschlands wertvollstes Unternehmen. Damit folgt die Aktie dem amerikanischen Gesamtmarkt. Der technologielastige Nasdaq-Index fiel drei Prozent. 

Zuvor hatte die Aktie von Nvidia jedoch einen rasanten Aufstieg hingelegt. Seit der Einführung des Chatbots ChatGPT im November 2022 bekommt künstliche Intelligenz (KI) viel Aufmerksamkeit, auch an der Börse. Nvidias Halbleiter sind unabdingbar für die Entwicklung der Technologie. Die Aktie ist deshalb in den letzten fünf Jahren 24-mal wertvoller geworden. Selbst nach der kräftigen Korrektur hat sie sich dieses Jahr mehr als verdoppelt.

Nachbörslich ging es für die Aktie sogar um weitere zweieinhalb Prozent nach unten. Der Nachrichtendienst „Bloomberg“ berichtete nach Börsenschluss, dass die amerikanischen Wettbewerbshüter einen Blick auf Nvidias Quasimonopol für KI-Chips werfen wollen.

Der heftige Kurssturz bedeutet, dass die unbedarften Tage des KI-Hypes fürs Erste vorbei sind. Das hat sich schon nach Nvidias Quartalszahlen abgezeichnet, die am 28. August veröffentlicht wurden. Die überzeugten auf ganzer Linie, übertrafen die Erwartungen der Analysten. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag der Umsatz 122 Prozent höher, der Gewinn sogar 168 Prozent. Trotzdem wurde die Aktie abverkauft.

Es schleicht sich die Erkenntnis ein, dass die KI-Billionen kein Selbstläufer sind. Aktuell investieren die großen Technologieunternehmen kräftig – aber das muss nicht so bleiben. Die Technologie könnte enttäuschen oder es lassen sich damit keine profitablen Geschäftsmodelle finden. Künstliche Intelligenz steckt gerade erst in den Kinderschuhen.

Bisher war der Chipmarkt stets zyklisch. Geht die Nachfrage zurück, leiden Halbleiterunternehmen gleich doppelt. Der Umsatz sinkt und die Gewinnspanne geht zurück. Nvidia hat viel zu verlieren: Aktuell bleibt die Hälfte des Umsatzes als Nettogewinn hängen. Im Geschäftsjahr 2016 waren es gerade einmal 12 Prozent.

Vielleicht rückt mittelfristig auch der Wettbewerb nach. Alphabet, Amazon und andere große Techfirmen arbeiten an hauseigenen Alternativen zu Nvidias Chips. Außerdem wollen direkte Wettbewerber wie AMD mitmischen. 

Nvidia ist jetzt günstig – aus guten Gründen

Dem Markt wird jetzt bewusst, dass mindestens die einfachen Kursgewinne in der Vergangenheit liegen, und im schlimmsten Fall herbe Verluste drohen. Nvidia kann nicht endlos weitere Billionen an Börsenwert zulegen. Eine schlichte Verdopplung wird zur großen Herausforderung. 

Die Aktie ist jetzt nicht mehr teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das kommende Geschäftsjahr liegt bei 28 und damit niedriger als bei Apple. Obwohl der iPhone-Hersteller aktuell gar nicht wächst. Aber das hat seinen Sinn. Der Börse wird bewusst, dass Nvidias üppige Gewinne dem aktuellen KI-Hype geschuldet sind. Und genauso schnell wieder verschwinden können.

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