„Halbe Ortschaft hat Magen-Darm-Beschwerden“ - Massenausbruch ...

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Stand: 29.06.2024, 21:07 Uhr

Von: Julian Mayr

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Ein Norovirus-Ausbruch sorgt in einer kleinen Ortschaft am Gardasee für Aufregung. Hunderte Menschen sind betroffen. Anwohner fühlen sich zu spät informiert.

Norovirus - Figure 1
Foto Frankfurter Rundschau

Torri del Benàco – Eigentlich lockt die kleine Ortschaft Torri del Benàco (Italien) Reisende mit einem malerischen Ortszentrum und der markanten Festungsanlage Castello Scaligero. Doch zurzeit wird nicht nur das Urlaubsidyll am Ostufer des Gardasees getrübt, sondern auch der Alltag der rund 3.000 Einwohner. Grund dafür ist ein Magen-Darm-Virus, der unter einem großen Teil der Bevölkerung grassiert.

Erbrechen, Übelkeit, Fieber: Hunderte am Gardasee leiden an schweren Magen-Darm-Beschwerden

In den letzten Tagen seien Hunderte von Menschen mit Symptomen einer akuten Gastroenteritis ins Krankenhaus von Peschiera del Garda eingeliefert worden, berichtet unter anderem die Tageszeitung La Repubblica. Betroffene litten an Erbrechen, Übelkeit, Bauchkrämpfen und Fieber. Dass gleich so viele Bewohner der kleinen Ortschaft Torri del Benàco über Beschwerden klagten, konnte kaum ein Zufall sein, befanden die Behörden.

Prompt war auch der Übeltäter ausgemacht: ein Norovirus, der laut Medienberichten in mehreren Stuhlproben von betroffenen Personen nachgewiesen wurde. Wie Il Giornale schreibt, sollen mindestens 200 bis 300 hundert Menschen über starke Beschwerden geklagt haben, die Symptome können zum Teil bis zu 60 Stunden anhalten. Auch bei einem Frühlingsfest in Deutschland zeichneten sich vor einigen Monaten Noroviren für zahlreiche Erkrankungen verantwortlich.

Das idyllische Örtchen Torri del Benaco wurde zuletzt von einem Massenausbruch an Magen-Darm-Beschwerden heimgesucht. (Symbolbild) © Eibner-Pressefoto/Augst/IMAGOBürgermeister schränkt Nutzung von Leitungswasser ein - Ursprung der Kontamination unklar

Das Virus kann sich über kontaminiertes Wasser und Lebensmittel verbreiten. In der Wasserversorgung vermutet man auch im Fall der betroffenen Ortschaft am Gardasee den Ursprung des Massenausbruchs. Aus diesem Grund hat der Bürgermeister von Torri del Benàco, Stefano Nicotra, bereits eine Verordnung erlassen, die die Nutzung des Trinkwassers für den üblichen Gebrauch verbietet. „Nicht für den persönlichen oder alimentären Gebrauch verwenden, bis eine weitere Mitteilung erfolgt“, schrieb Nicotra auf Facebook.

Die Bewohner werden aufgefordert, nur abgefülltes Wasser zu verwenden und strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten. Dazu gehören gründliches Händewaschen und Desinfizieren von Oberflächen. Die Wasserleitung wurde vorsorglich mit Chlor desinfiziert, um die Verbreitung des Virus zu verhindern.

Wo genau aber die Kontamination erfolgte, ist bisher unklar und ist derzeit Gegenstand von Laboranalysen. Es wird unter anderem vermutet, dass der Anstieg des Gardasees in letzter Zeit zu einer Verunreinigung geführt haben könnte, heißt es in der Repubblica. Jüngst musste erst ein beliebter Strand am Gardasee aufgrund einer Verunreinigung mit Bakterien geschlossen werden.

Massenausbruch von Magen-Darm-Virus: Bewohner äußern Unmut über späte Warnung

Viele Bewohner äußerten Unmut darüber, dass die Behörden erst spät über die Kontamination informiert haben. „Warum haben die Behörden bis heute (Anm.: Freitag, 28. Juni) gewartet, bevor sie uns gewarnt haben?“, fragt Diana A., eine betroffene Bewohnerin., zum Corriere del Veneto. Und weiter: „Ich bin sehr verärgert und fühle mich nicht ausreichend geschützt. Wäre ich nicht in die Apotheke gegangen, hätte ich nichts erfahren.“

Eine andere Frau, die erst am Donnerstag (27. Juni) mit ihrem neugeborenen Kind nach Hause gekommen war, berichtet ähnliches. „Zum Glück hat mich der Nachbar gewarnt und ich habe es vermieden, Leitungswasser zu benutzen, aber mein Partner, der in diesen Tagen zu Hause war, hatte Durchfall und Übelkeit“, erzählt sie der Regionalausgabe des Corriere della Sera. Manche Betroffene berichten, dass sie bereits seit Tagen unter den Symptomen leiden. Eine Frau sagt, in ihrer Familie gebe es schon seit etwa zehn Tagen Beschwerden.

„Wissen nicht, wie wir mit kommenden Gästen umgehen sollen“ – Auch Urlauber betroffen

Unmut herrscht auch in Gastbetrieben: „Wir informieren die neuen Gäste, aber wir wissen nicht, wie wir mit den kommenden Gästen umgehen sollen“, sagt eine Hotelbetreiberin zum Corriere. „In der Apotheke sagen sie, dass die halbe Ortschaft Magen-Darm-Beschwerden hat. Wir geben den Touristen zwei Flaschen Wasser und empfehlen, das Leitungswasser nicht zu nutzen“, gibt der Betreiber einer anderen Unterkunft zu Protokoll.

Unklar ist indes, wie lange die angespannte gesundheitliche Lage noch andauern wird. Beim jüngsten Norovirus-Ausbruch in anderen Regionen wie der Lombardei im Frühjahr dieses Jahres, dauerte es etwa zwei Wochen, bevor die Situation unter Kontrolle war. 2023 war am Gardsee jedoch die Sorge vor der tropischen Erkrankung Dengue noch viel größer. (jm)

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