Die Niederösterreichische Molkerei will die Supermarktkette Spar erst wieder beliefern, wenn diese die geforderten Preiserhöhungen akzeptiert hat. Zuletzt ist der Milchpreis für die Konsumenten spürbar gesunken. Was bedeutet das jetzt?
Die Bauern der Milchgenossenschaft Niederösterreich (MGN), Lieferanten der Molkerei NÖM AG, wollen die Supermarktkette Spar bis auf Weiteres nicht mehr beliefern. Hintergrund sind geplante Preiserhöhungen der Molkerei, die der Lebensmittelhändler nicht hinnehmen will. „Bis es zu einer Einigung in den Preisverhandlungen kommt, wird der Lieferstopp anhalten“, betont MGN-Chef Leopold Gruber-Doberer. Die Lieferungen an Spar seien am Montag vergangener Woche eingestellt worden.
Bei Spar protestiert man gegen den Lieferstopp: „Herr Gruber-Doberer hat uns gegenüber wortwörtlich erklärt, er wolle eine Preiserhöhung nicht, um Kosten zu decken, sondern um Gewinn zu maximieren“, so Spar-Sprecherin Nicole Berkmann: „Bei Produkten wie Butter und Käse, bei denen eine Preiserhöhung nachvollziehbar ist, ist das etwas anderes, aber nicht generell über das ganze Sortiment.“
Milch-Erzeugerpreise deutlich gesunkenNach einem Preisanstieg von Milch von zwischenzeitlich über 30 Prozent, gehen die Preise nun seit einem Jahr sogar real wieder zurück. Der Erzeugerpreis lag in den ersten neun Monaten des Jahres rund acht Prozent unter dem Vorjahr. Aktuell zeichnen sich EU-weit aber wieder Preissteigerungen ab, besonders bei Milchfett. Dazu kommt, dass die Molkereien durch die jüngsten drei KV-Abschlüsse mit rund 20 Prozent höheren Lohnkosten konfrontiert seien, betont Johann Költringer, Chef vom Milchverband Österreich (MVÖ).
Auch Verpackungen und zugekaufte Dienstleistungen seien deutlich teurer geworden. „Woher dann Kostensenkungen zu argumentieren sind, ist mir nicht verständlich. Es ist nicht einzusehen, dass die österreichischen Milchbauern entgegen der Entwicklung in anderen Ländern nicht an der positiven Entwicklung profitieren sollten, bzw. schlechtere Preise erhalten sollen“, so Költringer. Der enorme Kostendruck hätte dazu geführt, dass Jahr für Jahr immer mehr Milchbauern aufhören müssen, woraus eine aktuell knappe Milchversorgung am EU-Markt resultiert.
„Generelle Preiserhöhung nicht zu akzeptieren“Da die Preise für Futtermittel und Energie zuletzt gesunken sind, pocht man bei Spar auf weitere Kostensenkungen. „NÖM wollte eine generelle Preiserhöhung über das gesamte Sortiment. Im Sinne der heimischen Konsumenten können wir aber eine generelle Preiserhöhung bei Milchprodukten nicht akzeptieren“, so Spar-Sprecherin Berkmann. „Bei Produkten, wie Butter und Käse, wo eine Preiserhöhung nachvollziehbar ist, ist das was anderes, aber nicht generell einfach über das ganze Sortiment.“
Während des Lieferstopps sollen nun andere regionale Molkereien die Belieferung der Spar-Filialen übernehmen, heißt es seitens der Supermarktkette. „Die Versorgung ist bereits sichergestellt.“ Kurzfristig sei es jedenfalls möglich, dass andere heimische Molkereien einspringen, heißt es vom Verband der Milchverarbeiter. Diese könnten sich das aber teuer abkaufen lassen. „Die Kostensituation wird bei den anderen Molkereien nicht viel anders sein, auch wenn die Situation dort aktuell nicht eskaliert ist“, sagt Verbandschef Költringer: „Die österreichische Milchwirtschaft arbeitet aber mit sehr engen Margen (ca. 0,5 Prozent vom Umsatz, Anm. ). Da ist kein Platz, noch Kostensteigerungen zu schlucken.“
Bauernbund schaltet sich einRückendeckung erhielten die Landwirte am Montag vom niederösterreichischen Bauernbund. Direktor Paul Nemecek lasse im Interesse der heimischen NÖM-Milchbauern mögliche rechtliche Schritte prüfen, hieß es in einer Aussendung. Auch der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, zeigte sich solidarisch mit den Landwirten: „Unsere Milchbauern liefern höchste Qualität und leisten 365 Tage im Jahr großartige Arbeit! Das verdient absolut mehr Wertschätzung.“
Die Preisverhandlungen zwischen Spar und NÖM sollen in den nächsten Tagen fortgesetzt werden.