Hochwasserschutz: Hochwasser wird im Labor analysiert

5 Stunden vor
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Hochwasserschutz

Die enormen Wassermassen Mitte September haben teilweise Dämme und Schutzbauten in Niederösterreich brechen lassen. Das Wasserbaulabor der BOKU Wien analysiert jetzt mit dem Land, wie man mit neuen Prognosemodellen den Hochwasserschutz verbessern kann.

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Im Wasserbaulabor in Wien fließen pro Sekunde bis zu 10.000 Liter Wasser aus der Donau in einen Kanal. Der Kanal kann mittels flexibler Module und Wände auf eine Gesamtlänge von 90 Meter und 25 Meter Breite erweitert werden. Darin sind tonnenweise Sand und Steine abgelagert. Mit diesen Mengen wird experimentiert, um Flüsse und Hochwasser besser zu verstehen, erklärte der wissenschaftliche Leiter des Wasserbaulabors der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, Helmut Habersack am Mittwoch im Labor gegenüber noe.ORF.at.

„Es geht nicht nur um das Wasser selbst, sondern eben auch um die Sedimente. Wir müssen untersuchen, ob diese mehr werden oder gleich bleiben und wie wir durch die Erkenntnisse, die wir gewinnen, Verbesserungen auch bezüglich künftiger Extremwetterereignisse erzielen können“, so Habersack.

Fragen rund um Position und Höhe von Hochwasserschutz

Es sei eine Palette von Versuchen und Untersuchungen mit denen man sich im Wasserbaulabor befasse, wird betont. Dabei geht es etwa um die Morphologie (Lehre von der äußeren Gestalt, Anm.) von Flüssen, um Wildbachverbauung, Wasserkraft, Rückhaltebecken, Dämme und technische Hochwasserschutzmaßnahmen.

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„Da beschäftigen wir uns beispielsweise mit der Frage wo der Hochwasserschutz positioniert ist, wie er ausgerichtet ist und wie hoch er ist. Je näher er etwa am Fluss ist, desto höher muss er sein und desto höher ist das Restrisiko, dass er bricht und dann einen Schaden verursacht. Wenn man ihn weiter wegstellt ist die Uferböschung entkoppelt vom Hochwasserschutz“, so Habersack.

Schutzmaßnahmen an Klimawandel anpassen

Im September hätten die Hochwasserschutzmaßnahmen in Niederösterreich, wenn man die Dimension an Wasser- und Regenmengen betrachtet, sehr gut gewirkt, sagte Habersack. Dennoch müsse man angesichts des Klimawandels und anderer Maßnahmen die Schutzmaßnahmen laufend anpassen.

In dieselbe Kerbe schlug Harald Hofmann, Leiter der Gruppe Wasser des Landes Niederösterreich. Gemeinsam mit Vertretern der Feuerwehr und der Landwirtschaftskammer ließ man sich am Mittwoch die Vorgehensweise im Wasserbaulabor erklären, um für künftige Extremwetterereignisse besser gerüstet zu sein, hieß es.

Hofman betonte, dass man den Hochwasserschutz neu denken müsse. „Wir müssen Überlegungen anstellen, wie wir die Dämme anpassen und zusätzliche Schutzmaßnahmen für Ortschaften schaffen können. Dazu gehören auch sekundäre Dämme, die teilweise schon gemacht werden, aber ich glaube, da müssen wir noch mehr in die Richtung arbeiten. Auch Erkenntnisse für die Raum- und Bauordnung werden wichtig sein und, dass wir mit den Betroffenen vor Ort darüber sprechen“, so Hofmann.

Eine Milliarde Euro für Hochwasserschutz bis 2040

Auch die Feuerwehr sei mit der Aufarbeitung der Katastrophe beschäftigt, sagte Martin Boyer, stv. Feuerwehrkommandant in Niederösterreich. „Wir analysieren alles derzeit intensiv und intern in unseren Stäben. Dabei beschäftigen wir uns besonders mit den Alarmierungsketten und den Prognosemodellen. Eine Erkenntnis ist, dass wir die Kommunikation mit der Hydrologie oder den Meteorologen verstärken wollen. Damit wir – was die Prognosen betrifft – noch besser im Bild sind“, so Boyer.

Mitte September hat der für Katastrophenschutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) angekündigt das Hochwasserereignis von Experten analysieren zu lassen, um Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Die Investitionen der letzten Jahre in den Hochwasserschutz hätten sich rentiert, daher gehe der Ausbau weiter. Bis 2040 soll eine Milliarde Euro investiert werden – mehr dazu in Diskussion um Effektivität der Schutzbauten (noe.ORF.at, 19.09.2024).

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