Weitere Nacht mit Ausschreitungen in Neukaledonien

16 Mai 2024

Online seit heute, 6.29 Uhr

Im französischen Überseegebiet Neukaledonien ist es die dritte Nacht in Folge zu Ausschreitungen von Separatisten gekommen. Offiziellen Angaben zufolge kamen bei den schweren Unruhen bisher vier Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Hunderte weitere Menschen wurden verletzt.

Neukaledonien - Figure 1
Foto ORF

Seit Anfang der Woche setzen Unabhängigkeitsbefürworter immer wieder Geschäfte und Autos in Brand. Örtliche Medien veröffentlichten heute Fotos und Videos von geplünderten und völlig zerstörten Supermärkten und Tankstellen.

Vor vielen Geschäften bildeten sich lange Schlangen besorgter Bürgerinnen und Bürger, weil Lebensmittel bereits rationiert werden, wie der Sender 1ere Nouvelle-Caledonie berichtete. Tankstellen ging das Benzin aus.

Paris verhängt Ausnahmezustand

Paris hatte als Reaktion auf die Gewalt in der Inselgruppe im Südpazifik für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand verhängt. Das ermöglicht es den Behörden unter anderem, Demonstrationsverbote zu erlassen, öffentliche Orte und Websites zu sperren und der Polizei und Justiz erweiterte Befugnisse einzuräumen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzte für heute eine weitere Krisensitzung an. Die Regierung hatte am Vorabend beschlossen, Soldaten für die Sicherung von Brücken und des vorerst geschlossenen Flughafens La Tontoura einzusetzen. Der Zugang zu TikTok, das von vielen Protestierenden genutzt wird, wurde vorläufig gesperrt.

Protest gegen Verfassungsreform

Bei den Protesten von Unabhängigkeitsbefürwortern geht es um eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris, die Tausenden französischstämmigen Bürgerinnen und Bürgern, die seit mindestens zehn Jahren ununterbrochen in Neukaledonien leben, das Wahlrecht einräumen würde.

Sie würden somit mehr politischen Einfluss bekommen. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken – Neukaledoniens Ureinwohner – hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat.

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