Nach Angriff: Netanyahu droht Iran und dessen Verbündeten
news/APA/Samstag, 19.10.24, 22:26:35
Nach dem fehlgeschlagenen Drohnenangriff auf eines seiner Anwesen hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu dem Iran und dessen Verbündeten einen Attentatsversuch vorgeworfen. Den Versuch, ihn und seine Frau "zu ermorden", würden der Iran und dessen Verbündete noch "bereuen", erklärte Netanyahu am Samstagabend. Nach iranischen Angaben steht die Hisbollah-Miliz im Libanon hinter dem Drohnenangriff.
APA/APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU„Ich sage den Iranern und ihren Partnern der Achse des Bösen: Jeder, der den Bürgern des Staates Israel Schaden zufügt, wird einen hohen Preis dafür zahlen“, so Netanyahu. Außenminister Israel Katz erklärte im Onlinedienst X, mit dem „Attentatsversuch“ auf Netanyahu und seine Familie habe der Iran „ein weiteres Mal sein wahres Gesicht“ gezeigt.
Ein Drohnenangriff der Hisbollah aus dem Libanon auf die israelische Stadt Caesarea galt nach Regierungsangaben Ministerpräsident Netanyahu. Das bestätigte ein Sprecher. Netanyahu und seine Frau seien zum Zeitpunkt des Angriffs jedoch nicht zu Hause gewesen. In Caesarea, einem Küstenort am Mittelmeer, liegt ein Haus Netanyahus. Den genauen Einschlagsort der Drohne nannte der Sprecher nicht. Solche Angaben dürfen in der Regel in Israel nicht veröffentlicht werden.
Grund dafür ist, dass Gegner diese Infos für künftige Angriffe nutzen könnten. Medien hatten von einem Einschlag in der Nähe von Netanyahus Haus berichtet. Durch die Hisbollah-Attacken kam in Israel ein Mann ums Leben. Der 50-Jährige sei in seinem Auto von Schrapnell getroffen worden, erklärten die Helfer von Magen David Adom auf X. Zudem wurden nach Angaben israelischer Medien mindestens neun Menschen bei den Angriffen aus dem nördlichen Nachbarland verletzt.
Nach Angaben der israelischen Armee wurden im Laufe des Vormittags rund 115 Projektile vom Libanon aus Richtung Israel abgeschossen. Einige seien abgefangen worden, weitere auf offenem Gelände eingeschlagen. Einige trafen aber Medienberichten zufolge auch bewohnte Gebiete wie etwa Kiryat Ata östlich der Hafenstadt Haifa.
Luftalarm gab es auch in der Küstenmetropole Tel Aviv. Dort sei eine Drohne im Anflug auf den Stadtteil Glilot gewesen, wo das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und eine andere Geheimdienstzentrale liegen. Die Sirenen heulten nach Armeeangaben auch Haifa, in zahlreichen Orten Nordisraels wie etwa der Stadt Tiberias am Westufer des Sees Genezareth und auf den Golanhöhen.
Bei einer israelischen Gegenattacke nördlich der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden nach Behördenangaben zwei Menschen getötet. Der Angriff im Raum Jounieh habe einem Fahrzeug gegolten, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Die Gegend des Drohnenangriffs in dem multireligiösen Land wird überwiegend von Christen bewohnt. Dort brach Panik unter Bewohnern aus. Sie hätten sich dort bisher vor israelischen Angriffen in Sicherheit gewähnt, berichteten Augenzeugen. Es ist das erste Mal seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah, dass Jounieh getroffen wurde. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.
Das Gesundheitsministerium berichtete darüber hinaus von einem Angriff in Zefta im Süden des Landes. Dabei seien drei Menschen getötet und eine Person verletzt worden. Über Nacht und am frühen Morgen habe es nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA außerdem Angriffe im Raum der Küstenstadt Sidon, in Nabatiya im Süden des Landes, sowie in Bint Jubail unweit der israelischen Grenze gegeben.
Samstagnachmittag griff Israel erneut einen Vorort von Beirut an. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass der Vorort Haret Hreik getroffen worden sei. Es habe mindestens zwei Luftangriffe gegeben. Zuvor hatte ein Sprecher der israelischen Armee die Bewohner dort zur Flucht aufgerufen. Haret Hreik gehört zu Beiruts südlichen Vororten, die unter dem Namen Dahiya bekannt sind. Zuletzt hatte Israel das Viertel vor drei Tagen angegriffen. Viele der Bewohner des dicht besiedelten Wohngebiets sind bereits geflohen.
Die mit der Hamas im Gazastreifen verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah beschießt Israel seit Beginn des Gazakriegs im Oktober vergangenen Jahres fast täglich mit Raketen und Drohnen. Nach der Nachricht vom Tod des Hamas-Chefs Yahya Sinwar im Gazastreifen am Donnerstag hatte die vom Iran unterstützte Miliz eine „eine neue Phase der Eskalation“ angekündigt.