Nahost: Israel meldet Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah

7 Stunden vor

Nahost

Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, ist tot. Er sei am Vortag bei einem israelischen Luftangriff auf das Hauptquartier der vom Iran unterstützten Miliz in Beirut getötet worden, teilte die israelische Armee am Samstag mit. „Hassan Nasrallah wird nicht länger in der Lage sein, die Welt zu terrorisieren“, hieß es weiter. Auch die Hisbollah bestätigte den Tod Nasrallahs. Der Kampf gegen Israel werde weitergehen, hieß es in einer Erklärung.

Nasrallah - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 10.18 Uhr (Update: 13.11 Uhr)

Zunächst wurde der Tod Nasrallahs vom arabischsprachigen israelischen Militärsprecher Avichai Adrai am Samstag bekanntgegeben. Zu Nasrallah hatte es nach dem von Israel gemeldeten Luftangriff auf das Hisbollah-Hauptquartier vom Freitag widersprüchliche Informationen gegeben. Zunächst meldete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim, er sei in Sicherheit.

Auch die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr am Freitag von einer ihm nahestehenden Person, Nasrallah sei am Leben. Aus iranischen Regierungskreisen hieß es zunächst, man prüfe seinen Status. In der Nacht meldete Reuters schließlich, Nasrallah sei nicht erreichbar.

Samstagmittag erklärte dann das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, die „zionistischen Verbrecher“, also Israel, seien „viel zu unbedeutend, um der starken Struktur der Hisbollah im Libanon schweren Schaden zufügen zu können“. Alle Muslime müssten entsprechend ihrer Möglichkeiten dem libanesischen Volk und der „stolzen Hisbollah“ beistehen.

Chamenei in Sicherheit gebracht?

Chamenei wurde Insidern zufolge an einen sicheren Ort gebracht, zudem sollen die Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden sein. Der Iran stehe in ständigem Kontakt mit der Hisbollah und anderen Gruppen in der Region bezüglich des weiteren Vorgehens, hieß es.

Der Tod Nasrallahs, der die Organisation seit 30 Jahren anführte, wäre der schwerste Schlag Israels gegen die Hisbollah und damit einen seiner größten Feinde seit Jahrzehnten. Er stimmte sich eng mit dem Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, dem wichtigsten Unterstützer der Hisbollah.

Hisbollah feuerte weitere Raketensalven auf Israel

Die Hisbollah stellte sich noch am Tag nach dem beispiellosen Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel im Oktober 2023 auf die Seite der Hamas und beschießt seither Israel. So auch am Samstag: Im Norden Israels ertönten nach neuem Beschuss die Warnsirenen, wie das Militär meldete.

In der Früh sei eine im Libanon abgefeuerte Boden-Boden-Rakete in Nordisrael abgeschossen worden, meldete die Times of Israel. Wenig später wurde der erneute Beschuss auf das Gebiet um Safed gemeldet – laut Armee konnten einige Raketen abgefangen werden.

Und nach der Bekanntgabe des Todes von Nasrallah reklamierte die Hisbollah-Miliz mehrere Raketenangriffe auf Israel für sich. Eine Gruppe israelischer Soldaten sei mit Artilleriegranaten im Norden Israels angriffen worden. Auf den nordisraelischen Ort Saar sei eine Raketensalve abgefeuert worden. Als Reaktion auf die „brutalen israelischen Angriffe“ seien außerdem Raketen auf den Ort Rosch Pina gefeuert worden, meldete die Hisbollah.

Welle von israelischen Angriffen auf Süden Beiruts

Zugleich traf am Samstag in den frühen Morgenstunden eine neue Welle von israelischen Luftangriffen den Süden Beiruts. Der Vorort Chiyah sei getroffen worden. Das israelische Militär bestätigte erneute Angriffe, ohne weitere Details zu nennen. In der Nacht hatte die israelische Armee laut libanesischen Angaben bereits Dutzende Ziele in den südlichen Vororten Beiruts angegriffen.

Laut israelischem Militär soll es sich bei den beschossenen Zielen unter anderem um Waffendepots der Hisbollah handeln. Wie die Armee in der Früh mitteilte, würden auch zur Hisbollah gehörende „Terrorziele“ in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes attackiert.

Israels Armee erklärte, den Kommandeur der Hisbollah-Raketeneinheit Mohammed Ali Ismail und seinen Stellvertreter Hussein Ahmed Ismail im Süden bei Angriffen getötet zu haben, ebenso wie den Chef des Hamas-Netzwerks im südlichen Syrien, Ahmed Mohammed Fahd. Fahd sei verantwortlich für das Abfeuern von Raketen auf die von Israel annektierten Golanhöhen gewesen.

Israels Angriffe galten der südlichen Region rund um die Hauptstadt Beirut, einer Hochburg der Hisbollah

Bei dem von Israel gemeldeten Angriff auf das Hauptquartier der Hisbollah am Freitag im Vorort Haret Hreik nahe dem Flughafen Beirut waren dichte Rauchwolken zu sehen und anschließend große Trümmerberge. Das Hauptquartier habe sich unter Wohngebäuden befunden, hieß es von der Armee. Libanesischen Medien zufolge wurden mehrere Gebäude komplett zerstört. Deshalb könnte es dort Dutzende oder sogar Hunderte Tote geben. Dem libanesischen Gesundheitsministerium zufolge wurden mindestens sechs Menschen getötet und 91 verletzt.

Israels Militärchef: Angriff lange vorbereitet

Nach dem gemeldeten Tod Nasrallahs drohte Israels Militärchef am Samstag anderen Feinden des jüdischen Staates. „Die Botschaft an alle, die die Bürger des Staates Israel bedrohen, ist einfach: Wir werden wissen, wie wir sie erreichen können. Im Norden, im Süden und an weiter entfernten Orten“, sagte Generalstabschef Herzi Halevi. Der Angriff am Freitag sei lange vorbereitet worden. „Er kam zum richtigen Zeitpunkt und auf sehr scharfe Weise“, sagte Halevi weiter. Das Militär sei nun in höchster Alarmbereitschaft.

Landung von Flugzeug in Beirut verhindert

Nach libanesischen Angaben nahm das israelische Militär Kontakt zum internationalen Flughafen von Beirut auf, um die Landung eines iranischen Flugzeuges zu verhindern. Die Armee habe gewarnt, dass ein iranisches Zivilflugzeug auf dem Weg nach Beirut dort nicht landen solle, sagte der Minister für öffentliche Arbeiten und Verkehr, Ali Hamijah, der dpa. Andernfalls werde Israels Militär die Landung gewaltsam verhindern. Hamijah sagte, er habe den Flughafen angewiesen, die Landung zu verhindern.

Israelische Medien berichteten, ein Frachtflugzeug der iranischen Fluggesellschaft Qeshm Air sei umgekehrt und auf dem Rückweg nach Teheran. Man werde Waffentransfers zur Hisbollah in keiner Weise zulassen, so ein Sprecher des israelischen Militärs. Die israelischen Luftstreitkräfte würden die Gegend um den Flughafen entsprechend bewachen. Bisher habe sich der Libanon „verantwortlich“ verhalten und keine Waffenlieferungen über den zivilen Flughafen erlaubt.

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