Narendra Modi in Russland: Kuscheln mit dem Kriegstreiber

9 Jul 2024

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Foto ZEIT ONLINE

Indiens Premier Narendra Modi besucht seinen "werten Freund" Wladimir Putin – sehr zum Ärger der Ukraine. Für Russlands Präsidenten ist das ein weiterer Erfolg.

9. Juli 2024, 16:56 Uhr

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Die Bilder vom Besuch des indischen Regierungschefs Narendra Modi in Moskau sorgen für Ärger in der Ukraine. © Sergei Karpukhin/​Pool/​Tass/​imago images

Unglücklicher hätte die Moskau-Reise für Narendra Modi in dieser Woche kaum beginnen können. Die Falle hat der indische Premier sich allerdings selbst gestellt. Er wolle seinen "werten Freund Wladimir Putin" besuchen, sagte Modi noch vor der Abreise in Indien. Die "besondere und strategisch privilegierte Partnerschaft" zwischen Indien und Russland solle vertieft werden. Kein Wort darüber, dass der ursprünglich jährlich abgehaltene Indien-Russland-Gipfel seit 2022 wegen Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ausfallen musste.

Doch noch bevor Modi in Moskau am Montagnachmittag gelandet ist, gingen bereits die Bilder vom russischen Angriff auf das größte und modernste Kinderkrankenhaus Ochmatdyt in Kiew um die Welt. Eine Rakete traf ein Gebäude, in dem Kinder wegen Krebs und Leukämie behandelt worden sind. Ein schweres Kriegsverbrechen der russischen Armee.

In Moskau hingegen wurde Modi am Flugfeld vom Vizeregierungschef Denis Manturow empfangen, verantwortlich unter anderem für den Bereich Rüstungsindustrie. Vor Modis Hotel, direkt gegenüber dem Kreml, wedelten ausgesuchte indische Studenten und Vertreter der Diaspora fröhlich mit den Fähnchen beider Länder, als die Limousine des Regierungschefs anrollte. Eine Frauengruppe in indisch anmutenden Kostümen tanzte vor Kameras russischer Staatssender zu indisch klingender Musik.

Indien profitiert von Russlands Krieg

Modi ließ sich jedoch von den Nachrichten aus Kiew und den etwas bizarren Szenen nicht beirren. Zu wichtig ist die Reise nach Russland. Es ist Modis erste Auslandstour nach seiner Wiederwahl Anfang Juni. Bislang gehört Indien zu den größten Profiteuren des russischen Angriffskriegs und Putins endgültigen Zerwürfnisses mit dem Westen. Indien kauft riesige Mengen russischen Öls, das nicht mehr nach Europa geliefert werden kann. Indische Raffinerien verarbeiten dies weiter und exportieren es unter anderem an Abnehmer in Europa. Im Juni sind Exporte russischen Öls nach Indien laut des Analysehauses Kpler auf den höchsten Wert seit 13 Monaten gestiegen und deckten rund 45 Prozent der indischen Ölimporte.

Das Handelsvolumen zwischen Russland und Indien ist im vergangenen Jahr um 80 Prozent gestiegen auf nunmehr 65 Milliarden Dollar. Ein Hemmnis sind bislang die Transaktionen, da indische Händler das russische Öl nicht in US-Dollar bezahlen wollen. Auf dem Treffen in Moskau, berichteten Moskauer Wirtschaftszeitungen, sollte nun erörtert werden, wie beide Länder die Zahlungen für diese Geschäfte vereinfachen können.

Auch dürfte Indien die fortschreitende Allianz zwischen Russland und China mit Sorge sehen. Erst vergangene Woche traf Putin Chinas Staatschef Xi bei einem Gipfel asiatischer Staaten in Kasachstan. Indien schickte zu diesem Treffen nur den Außenminister. Modi meidet direkte Kontakte mit Xi. Vor fast genau vier Jahren starben an der indisch-chinesischen Grenze bei einem Scharmützel zwischen Grenzpatrouillen 20 indische Soldaten.

Der indische Premier war also betont freundlich gegenüber Putin. Am Abend empfing ihn der russische Präsident in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo im Moskauer Umland. "Es ist eine große Freude, bei Freunden zu Hause zu sein", sagte Modi noch einmal. Beide Herrscher umarmten sich herzlich vor laufenden Kameras und klopften sich auf die Schultern. Anschließend führte Putin Modi durch seine Pferdeställe und lud sein Gegenüber zum Tee.

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