Vereinigtes Königreich: Ist Mr. Bean schuld am schlechten Ruf von E ...

11 Feb 2024

Verkauf stagniert in Großbritannien

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Mr. Bean - Figure 1
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Schauspieler Rowan Atkinson bei der Premiere seines Films „Mr. Beans Holiday“ in London.

© Quelle: imago images/Xinhua

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• 7 Minuten

Der Verkauf von E-Autos im Vereinigten Königreich stagniert. Könnte damit auch „Mr. Bean“-Darsteller Rowan Atkinson zu tun haben? Der Schauspieler hatte einen umstrittenen Meinungsartikel veröffentlicht, der unter Umweltschutzgruppen bis heute für Diskussionen sorgt.

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Die schusselige Serienfigur Mr. Bean hat in ihrer Karriere schon eine ganze Menge Chaos angerichtet. Die Leidtragenden: Menschen in Krankenhäusern, Schwimmbädern und Bibliotheken sowie diverse Gegenstände. Mal sorgte Mr. Bean auch auf einem Campingplatz, im Park oder am Flughafen mit seiner Tollpatschigkeit für Unruhe. Eine Branche jedoch kam bislang relativ glimpflich davon: die Autoindustrie. Wie gesagt: bislang.

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Tatsächlich geistert dieser Tage ein kurioser Vorwurf durch britische Medien. Kein Geringerer als Mr. Bean, beziehungsweise dessen Darsteller Rowan Atkinson, soll schuld an der verhaltenen Lust der Briten am Elektroauto sein. Der Schauspieler habe den Fahrzeugen ein schlechtes Image verpasst, heißt es – was wiederum die Klimaschutzziele der Regierung in Gefahr bringen könnte.

Auslöser für das Schlamassel ist aber nicht Beans kleines Auto, das in der Serie eine große Rolle spielt – sondern ein Meinungsartikel, den der Schauspieler Atkinson einmal verfasst hatte.

„Schädlicher Artikel“

Der Vorwurf stammt von einem Thinktank, der sich Green Alliance nennt. Das Bündnis wurde Ende der Siebzigerjahre gegründet, um eine „ökologische Perspektive in das politische Leben Großbritanniens“ zu bringen. Laut Selbstbeschreibung will die Gruppe „sicherstellen, dass die britische Regierung den bedeutenden Umweltherausforderungen unserer Zeit gewachsen ist und dabei von den sozialen und wirtschaftlichen Vorteilen profitiert“.

Mr. Bean - Figure 2
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Rowan Atkinson durchkreuzt diese Pläne offenbar. Vor dem Umwelt- und Klimawandelausschuss im britischen Parlament wurden in der vergangenen Woche Hindernisse formuliert, mit denen die Regierung konfrontiert sei, wenn es darum geht, Benzin- und Dieselautos vor 2035 aus dem Verkehr zu ziehen. Genannt wurden etwa die unzureichende Anzahl von Ladepunkten, hohe Preise für Elektrofahrzeuge und ein „Mangel an klaren und konsistenten Botschaften der Regierung“. Aber eben auch das Schaffen und Wirken von Mr. Bean.

„Einer der schädlichsten Artikel war ein Kommentar von Rowan Atkinson im ‚Guardian‘“, heißt es von der Organisation Green Alliance. Der Artikel des Schauspielers sei zwar „rundweg entlarvt“ worden, aber: „Leider erreichen Faktenchecks nie das gleiche Publikum wie die ursprüngliche falsche Behauptung.“ Die Organisation fordert daher höhere redaktionelle Standards.

Schauspieler wirbt für synthetische Kraftstoffe

Der Text, der für so viel Unmut sorgt, trägt die Überschrift „Ich liebe Elektrofahrzeuge – und war einer der ersten Anwender. Aber ich fühle mich zunehmend betrogen“. Die Redaktion des „Guardian“ hatte Atkinsons Meinungsstück im Juni vergangenen Jahres veröffentlicht. Darin schrieb Atkinson, er habe bereits vor 18 Jahren seinen ersten Elektro-Hybrid gekauft, des Weiteren bezeichnet er E-Autos als „wunderbare Maschinen“, die „schnell, leise und bis vor Kurzem sehr günstig im Betrieb“ seien. Aber: „Wenn man sich die Fakten genauer ansieht, scheint der Elektromotor nicht ganz das Allheilmittel für die Umwelt zu sein, als das es dargestellt wird.“ Atkinson absolvierte 1978 in Oxford den Master of Science in Elektrotechnik.

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Für Unmut sorgen vor allem die Rechnungen, die Atkinson im Laufe des Artikels anstellt. Elektroautos seien zwar emissionsfrei bei der Fahrt, verursachten aber viel mehr Treibhausgase bei ihrer Produktion. Hinzu kämen die umweltschädlichen Batterien, die in den Fahrzeugen verbaut seien. Atkinson stellt die Frage in den Raum, ob Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe nicht die bessere Wahl für den Antrieb von Fahrzeugen seien.

Ein Stromer zum Schnäppchenpreis – die Jagdsaison auf dem E-Automarkt ist eröffnet

Das Ende der staatlichen Förderung, enttäuschte Absatzerwartungen sowie immer noch günstigere Verbrenner: Automobilhersteller überbieten sich derzeit mit Nachlässen für ihre E-Modelle. Lohnt es sich jetzt zuzuschlagen? Oder geht der Preiskampf weiter?

Abschließend schreibt Atkinson, er habe das Gefühl, dass die „Flitterwochen“ mit dem Elektroauto allmählich vorbei seien. „Wir erkennen, dass eine breitere Palette von Optionen erkundet werden muss, wenn wir die sehr ernste Umweltproblematik angemessen angehen wollen.“ Der Schauspieler wirbt dafür, synthetische Kraftstoffe weiterzuentwickeln, „um die Verschrottung älterer Autos zu vermeiden, die noch so viel zu bieten haben“. Und er endet mit dem Satz: „Elektrische Antriebe werden eines Tages einen echten globalen Nutzen für die Umwelt haben, aber dieser Tag ist noch nicht angebrochen.“

Artikel löst hitzige Diskussionen aus

Schon bei seiner Veröffentlichung sorgte der Beitrag für viel Kritik. Die Redaktion des „Guardian“ änderte den Text zweimal wegen falscher oder irreführender Angaben zu Lithium-Ionen-Akkus. Eine Woche nach Erscheinen des Textes veröffentlichte die Redaktion eine Gegenrede samt Faktencheck von Simon Evans, dem stellvertretenden Redakteur und leitenden Politikredakteur der Klimanachrichtenseite „Carbon Brief“.

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„Obwohl Elektrofahrzeuge nicht alle mit der Autonutzung verbundenen Probleme lösen können (...), sind sie ein wesentlicher Bestandteil der Bewältigung des Klimanotstands“, schreibt Evans und beruft sich auf zahlreiche im Text verlinkte Berichte und Studien. Der Schauspieler habe in vielen Punkten „unrecht“, so Evans. Die Emissionen bei der Herstellung von Batterien etwa seien zwar „erheblich“, würden „aber schnell durch die CO₂-Emissionen beim Betanken von Benzin- und Dieselautos aufgewogen“.

Evans beruft sich auch auf eine Analyse im Auftrag der britischen Regierung. Darin heißt es: „Es wird erwartet, dass batterieelektrische Fahrzeuge die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu heutigen Benzinautos um 65 Prozent reduzieren, und dieser Wert steigt bis 2030 auf 76 Prozent.“

E-Auto-Verkauf stagniert

Der Initiative Green Alliance reicht dieser Faktencheck offenbar nicht aus – und auch die aktuellsten Zahlen dürften die Organisation nicht gerade glücklich stimmen. Die Zahl der im Vereinigten Königreich zugelassenen Neuwagen war zuletzt zwar um fast 18 Prozent gestiegen, aber die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen stagniert. Das zeigen die kürzlich veröffentlichten Jahreszahlen der Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT).

Im gesamten Jahr wurden 315.000 neue batterieelektrische Fahrzeuge verkauft. Das waren zwar 50.000 mehr als im Jahr 2022, doch der Anteil der gekauften Fahrzeuge an den Gesamtzulassungen stieg nicht wie erwartet. Sie machten lediglich 16,5 Prozent der Gesamtzahl aus und lagen damit leicht unter dem Vorjahreswert von 16,6 Prozent. Damit verfehlt die Branche deutlich das vorgegebene Ziel – und torpediert den Plan der britischen Regierung, die ab 2035 keine neuen Verbrenner auf britischen Straßen mehr zulassen will.

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Diskutiert werden nun einmal mehr Möglichkeiten, um den Verkauf anzukurbeln. Die Branche fordert laut „Guardian“ eine Mehrwertsteuersenkung für E-Autos. Zuletzt hatte die Regierung angekündigt, die Befreiung von der Kfz-Steuer, Subventionen und Zuschüsse für das Aufladen von Eigenheimen auslaufen zu lassen. Und Mr. Bean? Der dürfte wohl erst mal bei seinem kleinen, grünen Mini Cooper bleiben. Natürlich mit Verbrennungsmotor.

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