Eigentlich war schon früh alles angerichtet für eine spätere Weltkarriere. Jorge Martín, 1998 in Madrid geboren, stellte sein Talent auf zwei Rädern schon seit jeher unter Beweis und konnte auf die volle Unterstützung seiner Eltern bauen. „Alles lief gut bis 2008, dann kollabierte alles“, wird der Spanier auf der Red-Bull-Website zitiert. Die globale Wirtschaftskrise traf sein nahes Umfeld damals mit voller Wucht. „Es war wirklich hart, mein Vater arbeitete in der Finanzbranche, und meine Mutter verkaufte Küchen. Sie haben beide ihren Job verloren.“
Als Zehnjähriger, also genau am kritischen Scheideweg zwischen Hobby- und professionellem Rennsport, fehlte es plötzlich an Geld. Und es ist gemeinhin bekannt, dass die Förderung von Kindern im Motorsport Unsummen verschlingt sowie Zeit in Anspruch nimmt. In jungen Jahren habe Martín laut Eigenaussage nie über das beste Motorrad in der Startaufstellung verfügt, Familienurlaube im Ausland waren zudem außerhalb des Möglichen.
WeltmeisterrechnungNun, mit inzwischen 26 Jahren, ist Martín aber dennoch – oder gerade deswegen – an der Spitze der PS-Welt angekommen und steht unmittelbar vor der ultimativen Krönung. Komfortable 24 Punkte Vorsprung auf den Italiener Francesco Bagnaia nimmt er in das letzte Grand-Prix-Wochenende des Jahres in Barcelona mit. Knöpft der Ducati-Pilot seinem Markenkollegen im Sprintrennen am Samstag (15 Uhr) mindestens zwei weitere Zähler ab, steht er schon vor dem abschließenden Hauptrennen am Sonntag (14 Uhr, jeweils live, ServusTV) erstmals als Weltmeister in der Königsklasse MotoGP fest.