„Shrinkflation“: Mogelpackung im Vormarsch

1 Feb 2023
Mogelpackung

Chronik

Die Kosten für Lebensmittel sind stark gestiegen. Gleichzeitig tauchen in den Regalen immer häufiger Produkte auf, die zwar nicht teurer wurden, dafür aber weniger Inhalt haben. Konsumentenschützer schlagen Alarm.

Online seit heute, 6.16 Uhr

Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) häufen sich derzeit die Beschwerden über sogenannte Mogelpackungen. Ob klassische Grundnahrungsmittel, Snacks, Aufstriche oder Reinigungsmittel: Neben der Teuerung breitet sich immer häufiger ein Phänomen aus, das Fachleute als „Shrinkflation“ bezeichnen. Dabei handelt es sich um eine Wortkombination, die sich aus dem Englischen „to shrink“ – also schrumpfen – und dem Begriff Inflation zusammensetzt. Charakteristisch dafür sei, so Teresa Bauer vom VKI, dass die Größe der Verpackung meist gleichbleibe, beim Inhalt aber gespart würde.

Gleicher Preis, weniger Inhalt

Wirklich nachvollziehen lassen sich solche versteckten Teuerungen nur über den Grundpreis, so Bauer. „Dieser Grundpreis – also aufs Kilo oder den Liter gerechnet – ist zwar am Regal beim Preisschild zu finden. Ganz klein aber und meist ganz unten, da muss man wirklich genau hinschauen“, so die Konsumentenschützerin. Derzeit häufen sich die Beschwerden von verärgerten Supermarktkundinnen und -kunden.

Zum Beispiel im Kühlregal. Ein bekannter Käselaib aus Österreich: bisher 250 Gramm, jetzt 220 Gramm. Preissteigerung laut VKI: fast 40 Prozent. Oder: beliebte Snackwürstchen in der Großpackung mit jetzt elf statt bisher zwölf Stück. Bei einem bekannten Nuss-Nougat-Aufstrich werden 700 statt bisher 750 Gramm eingefüllt. Unter den zahlreichen Beispielen von „Shrinkflation“ befinden sich auch Salzstangerl zum Knabbern: Neuerdings mit 230 Gramm befüllt, davor noch mit 250 Gramm. Der VKI errechnet in diesem Fall eine Preissteigerung von 22 Prozent.

Billigere Rezepturen

Eine bekannte Margarine-Marke befüllt ihre Becher jetzt mit 450 anstatt wie früher mit 500 Gramm. Die Verpackungsgröße blieb laut den Konsumentenschützern gleich. Laut VKI würden immer mehr Produzenten eine weitere Form der versteckten Teuerung nützen, um Kosten zu sparen, nämlich neue Rezepturen.

„Wir nennen das ‚Skimpflation‘, ein Wort das sich vom englischen Begriff ‚to skimp‘ herleitet, was auf Deutsch soviel bedeutet wie knausern, sparen oder kurz halten“, so Teresa Bauen. „Das bedeutet, dass hochwertige Zutaten quasi rausgenommen und durch günstigere Zutaten ersetzt werden. Zum Beispiel statt eines teureren Rapsöls wird ein günstigeres Palmöl eingesetzt“, so Bauer.

Mogelpackungen richtig erkennen und melden

Die Beschwerden über Formen der verdeckten Teuerung in den Regalen haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen, heißt es beim VKI. Die Hersteller argumentieren meist damit, dass sie die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben müssten. Weniger Inhalt sei leichter zu verschmerzen als eine Preiserhöhung. Einige meinen auch, dass es am Konsumenten liege, der kleinere Portionen möchte. Andere verweisen darauf, dass letztlich der Handel den Endpreis macht.

Wer Mogelpackungen nicht auf den Leim gehen wolle, empfiehlt VKI-Expertin Bauer auf den Grundpreis des Produkts zu achten. Dieser muss im Regal angeführt werden. „Wenn es um speziell luftige Verpackungen geht, wie beispielsweise Chips, ist das auch immer ein guter Tipp, die Verpackung leicht zu schütteln, weil da auch oft der Luftraum gut erkennbar ist. Vorsicht geboten ist auch bei Produkten, die als ‚Limited Edition‘ oder ‚neue Rezeptur‘ beworben werden“, sagt Bauer. Oft gingen solche Überarbeitungen von Produkten auch mit einer geringeren Füllmenge oder billigeren Zutaten einher.

Beim VKI gibt es die Möglichkeit, solche Erfahrungen online zu melden. Expertinnen und Experten überprüfen die Produkte und konfrontieren die Hersteller mit den Beschwerden. Die jeweiligen Erkenntnisse werden dann auf der Plattform Lebensmittel-Check veröffentlicht.

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