München:Schüsse vor NS-Dokumentationszentrum: Verdächtiger ...
Nahe dem NS-Dokumentationszentrum in der Münchner Innenstadt sind am Donnerstagvormittag mehrere Schüsse gefallen. „Im Bereich Karolinenplatz kam es zu Schussabgaben durch polizeiliche Einsatzkräfte auf eine verdächtige Person, die Person wurde hierbei getroffen“, schrieb die Münchner Polizei am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst X. Auch das israelische Generalkonsulat befindet sich in der Nähe. Hinweise auf weitere Verletzte gab es nicht.
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll der Bewaffnete vor dem NS-Dokuzentrum vorgefahren sein und mit einer Langwaffe auf Polizeiposten vor dem Gebäude geschossen haben. Bei der Waffe soll es sich um ein Repetiergewehr älterer Bauart gehandelt haben. „Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Der Schütze wurde schwer verwundet und starb später. Nach Angaben der Behörden gab es keine weiteren Verletzten.
Täter soll 18-jähriger Österreicher seinBei dem Täter soll es sich um den 18-jährigen Österreicher Emre I. handeln. Sein Fahrzeug, mit dem er zum Tatort gereist sei, soll in Salzburg-Umgebung zugelassen sein. Nach Angaben der „Kronen Zeitung“ war der junge Salzburger mit bosnischen Wurzeln in Österreich bereits als Islamist amtsbekannt.
Wie die „Krone“ berichtete, hatte es im Frühjahr 2023 gegen Emre I. in Salzburg eine Anzeige wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gegeben, weil auf seinem Handy Propagandamaterial der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gefunden worden war. Das Verfahren wurde allerdings eingestellt.
Die Münchner Polizei hatte zuvor geschrieben, dass im Bereich der Briennerstraße und dem Karolinenplatz ein größerer Einsatz laufe. „Wir sind mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort“, hieß es dazu. „Viele Einsatzkräfte sind auf der Anfahrt zur Einsatzörtlichkeit im Bereich des NS-Dokumentationszentrums.“ Damit diese unbehindert arbeiten können, bittet die Polizei darum, diesen Bereich großräumig zu meiden. Inzwischen ist auch ein Hubschrauber in der Luft. Straßensperren wurden eingerichtet. „Mit diesem Einsatzmittel bekommen wir aus der Luft einen besseren Überblick über die aktuelle Lage“, so die Polizei.
Israelisches Generalkonsulat hielt Gedenkfeier zum Olympia-Attentat abDer israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte gemeinsam mit Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Tat. Beide hätten in einem Telefonat ihre „gemeinsame Verurteilung und unser Entsetzen“ über die Tat „in der Nähe des israelischen Konsulats in München zum Ausdruck gebracht“, schrieb Herzog am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach dabei von einem „Terroranschlag“.
Wie das israelische Außenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, waren keine Mitarbeiter des Generalkonsulats von dem Vorfall betroffen. In der diplomatischen Vertretung habe es gerade eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge geschlossen. Generalkonsulin Talya Lador-Fresher, frühere Botschafterin in Wien, sagte dazu: „Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist“. Sie betonte: „Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.“
Die Polizei München erhöhte ihre Polizeipräsenz im Stadtgebiet. „Wir möchten darauf hinweisen, keine Bilder oder Videos von dem Einsatz zu posten oder im Netz zu teilen“, hieß es auf X. Es sei ein Upload-Portal eingerichtet worden, so könnten die Ermittler am besten unterstützt werden.
Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972Der Vorfall ereignete sich am Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats von 1972. Dieser wurde von der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ auf das israelische Team verübt.
Am 5. September vor 52 Jahren erschossen die palästinensischen Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Die Hintergründe sind noch unklar. „Wir erhalten Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen“, schrieb die Polizei und appellierte zugleich: „Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt.“ Die Kollegen würden auf Hochtouren arbeiten. Sobald gesicherte Informationen vorlägen, würden diese mitgeteilt.