Millie Bobby Brown in „Damsel“: Eine moderne Heldin kämpft gegen ...

8 Mär 2024

Feurige Märchenstund’ bei Netflix

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Millie Bobby Brown - Figure 1
Foto RND

Blau, blau, blau sind alle ihre Farben: Elodie (Millie Bobby Brown) stößt in der Höhle des Drachen auf eine eigentümliche Lebensform. Szene aus Netflix’ neuem Fantasyfilm „Damsel“.

Quelle: John Wilson/Netflix

Und wenn kein Rittersmann dich retten will, sei einfach selbst ritterlich, Frau! „Stranger Things“-Star Millie Bobby Brown wächst in dem Fantasyfilm „Damsel“ über sich selbst hinaus. Und deckt eine große Staatslüge auf.

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Das Wort „Damsel“ kommt aus dem Französischen, von „demoiselle“. Eine „Damsel in distress“ ist eine Jungfrau in Nöten, eine verfolgte Unschuld. Eine wie Andromeda, die in der griechischen Sage von Perseus vor dem Zorn des Poseidon gerettet wurde. Oder Ann Darrow, die von Jack Driscoll von der Affenliebe des Achtmetergorillas King Kong befreit wird. Mittelalterliche Romane kennen die Damsel, und in den Volksmärchen holt der schöne Prinz sie aus den Fängen des Todes oder aus der Dominanz der bösen Stiefmutter. Selbst ist die Frau in diesen Geschichten meist nicht – der Ritter muss ran.

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In dem Fantasyfilm „Damsel“, der jetzt beim Streamingdienst Netflix startet, gibt es allerdings keinen Ritter. Nur einen Prinzen, aber der ist eine Lusche. Zwar ist die Stiefmutter diesmal guten Herzens, dafür gibt es eine umso kältere Schwiegermutter, eine böse Königin, die die Damsel in eine tödliche Lage bringt. Doch die schöne bürgerliche Elodie will sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden. Ihr Motto: Hast du keinen Rittersmann, dann sei selbst ritterlich, Frau!

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Elodie ist Tochter eines kleinen Lords, in dessen Ländereien Hunger und Kälte das Volk zur Emigration zwingen. Lord und Lady Bayford (gespielt von Ray Winstone und Angela Bassett) versprechen sich von der Hochzeit der Ältesten mit dem optisch passablen Prinz Henry des reichen Reichs Aurea ein Ende der Notlage. Sie reisen zusammen mit der kleinen Tochter Floria zur Hochzeit. Alles sieht erst mal gut aus – grün und gedeihlich ist das Land, und das Märchenschloss hat einen Touch von Neuschwanstein.

Millie Bobby Brown - Figure 2
Foto RND
Angeheiratete junge Frauen werden dem Drachen geopfert

Als Königin Isabelle Lady Banford aber auf ihren niederen Stand aufmerksam macht – „Wir brauchen eine Braut, keine Familienmitglieder“ –, geht deren Begeisterungsfeuer auf Sparflamme. Da aber ist schon alles zu spät.

Denn mit der goldenen Kutsche geht es nicht etwa auf Hochzeitsreise, sondern in die Berge, wo, wie man aus den feurigen ersten Minuten des Films des spanischen Regisseurs Juan Carlos Fresnadillo („28 Weeks Later“) weiß, ein feuerspeiender Drache haust. Der fordert jedes Jahr Menschenopfer von den Royals und durch den Trick einer Blutsgeschwisterschaft à la „Winnetou“ erspart das Königshaus sich Drachenfutter aus der eigenen Linie. Angeheiratete Mädels werden in die Höhle geworfen. Der Drache wittert das vermischte Blut und grillt die Damsells, denen keiner zu Hilfe kommt.

Millie Bobby Brown ist auch aus anderen Rollen als wehrhaft bekannt

„Stranger Things“-Star Millie Bobby Brown ist die perfekte Besetzung für die Prinzessin auf der Sterbse, die sich wehrt. Schon als Elfi in der Netflix-Teenie-Horrorserie wuchs sie über sich selbst hinaus und als „Enola Holmes“ nötigte sie in zwei Detektivkomödien dem großen Bruder Sherlock Respekt ab. Wie durch ein Wunder (in Märchen nicht unüblich) kommt Elodie durch den Schubser des Prinzen nicht ums Leben. Mit der Actionlust eines Bruce Willis in „Stirb langsam“ kämpft sie sich durch die Röhren und Klüfte der Höhle, entledigt sich mehr und mehr der fürstlichen Hochzeitsrobe und sieht zuletzt aus wie eine Jane ohne Tarzan und ohne Dschungel.

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Ein ums andere Mal gelingt es ihr, der mordlustigen und siegesgewissen Drachin zu entkommen. Dass der Geist einer Vorgängerin ihr die Wahrheit über die große Lüge von Aurea einflüstert, in den Tiefen der Drachenhöhle lebende eisblaue Glühwürmchen dringend benötigte Heilkräfte haben, und man sich mit improvisierten Socken vor messerscharfen Kristallen schützen kann, ist, nun ja, kaum zu glauben. Schon ein bisschen märchenhaft. Aber warum auch nicht? Schließlich sind wir ja auch in einem.

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Warnhinweis: Für die ganz Kleinen ist dieses Märchen ein Tick zu feurig

Nur in Märchen sind die Drachen redegewandt wie Smaug in Tolkiens „Hobbit“ und gegebenenfalls der Vernunft zugänglich, statt nur gezähmte Bestien zu sein wie Daenerys Targaryens Reittier Drogon in „Game of Thrones“. Auch die Drachin hat zur Wahrheitsfindung beizutragen, was ihrer Gnadenlosigkeit indes bis zuletzt keinen Abbruch tut. Wie das alles mit einem „… und dann lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ enden soll?

Wird hier nicht verraten. „Damsel“ ist nicht gerade der Fantasyklassiker, über den noch die Kindeskinder schwärmen werden, aber doch ein recht sehenswertes Spiel mit den Genderklischees im Märchen. Apropos Kinder, hier ein Warnhinweis: für die ganz kleinen Zuschauer ist die Ausführung vielleicht doch eine Idee zu feurig.

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„Damsel“, Film, 109 Minuten, Regie Juan Carlos Fresnadillo, mit Millie Bobby Brown, Shohreh Aghadashloo, Angela Bassett, Ray Winstone, Brooke Carter, Robin Wright, Milo Twomey (ab 8. März bei Netflix)

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