Mick Schumacher hat bei Alpine keinen Formel-1-Platz - zurecht ...

Mick Schumacher hat bei Alpine keinen Formel-1-Platz - zurecht? Pro & Contra

Die Chance auf ein Formel-1-Comeback schien da, doch es wurde nichts für Mick Schumacher. Hätte er statt Jack Doohan wirklich das Alpine-Cockpit verdient? MSM-Redakteure uneins.

Mick Schumacher - Figure 1
Foto Motorsport-Magazin.com

Markus Steinrisser & Moritz Wimmer23.08.2024, 18:53 UhrKommentar

Mick Schumacher bei Alpine? Eine kontroverse Frage, Foto: LAT Images

Alpine hat sich entschieden. Für Jack Doohan. Und damit gegen Mick Schumacher. Nichts wurde es mit einem Formel-1-Comeback. Damit verzichtet das Team auf einen Fahrer, der bereits Punkte holte, der eine starke Nachwuchs-Karriere hatte, der dessen Haas-Zeit immer wieder unvorteilhaft dargestellt wird. Wäre er die bessere Wahl gewesen? Die Motorsport-Magazin.com-Redakteure Markus Steinrisser und Moritz Wimmer haben zwei sehr unterschiedliche Ansichten.

Pro: Was soll der Formel 1 noch ein Jahr Mick Schumacher bringen?

Alle wünschen sich die ganze Zeit, dass junge Fahrer, die Potenzial in den Nachwuchsklassen zeigen, Chancen in der Formel 1 bekommen. Also tun wir das, oder? Jack Doohan mag nicht wie der nächste Piastri, Leclerc oder Russell ausgesehen haben, aber er sah auf jeden Fall wie ein sehr fähiger und talentierter junger Fahrer aus. Die Chance verdient hat er sich also auf jeden Fall. Was uns nun zur Frage Mick Schumacher bringt.

Hier möchte ich folgendes Argument vorbringen: Mick Schumacher hatte seine Chance. Zwei Jahre bei Haas. Jetzt höre ich sie schon kommen, die Gegenargumente. Er hatte dort doch nie eine echte Chance! Ein Jahr in einem schlechten Auto, und eines ohne Unterstützung! Man erlaube mir, dagegenzuhalten. Wer sich langfristig in der Formel 1 etablieren will, der darf durch sowas nicht aus dem Tritt kommen.

Nehmen wir George Russell. Die Williams-Situation 2019 war sicher nicht besser als Haas-Lage 2021. Ist Russell gescheitert, weil er seine ersten Jahre in einem dahinsiechenden Williams-Team verbrachte? Sieht nicht so aus. Das sind die Standards, nach denen die Formel 1 verlangt. Wer hier mehr als zwei Jahre verbringen will, der muss argumentieren können, dass er unter den besten Rennfahren der Welt ist. Das hat Schumacher nie geschafft. Er hat 2022 in seinem zweiten Jahr das Niveau von Kevin Magnussen erreicht.

Mick Schumacher - Figure 2
Foto Motorsport-Magazin.com
Auch George Russells F1-Karriere begann unter widrigen Umständen, Foto: LAT Images

Das ist nichts, was man sich in den F1-Lebenslauf schreiben kann. Erst recht nicht, nachdem Nico Hülkenberg wohl Magnussens F1-Karriere beendet hat. Wer hier eine Zukunft haben will, der muss mehr können als auf Magnussen-Niveau wiederholt das Auto in die Wand zu setzen. Selbst in schwieriger Umgebung. Ist Mick Schumacher ein sehr guter Rennfahrer? Ja, ohne Frage. Aber für die hohen Standards der Formel 1 reicht es eben nicht.

Ich würde Doohan attestieren, dass er grundsätzlich das Potenzial hat, Schumachers 2022er-Level zu erreichen. Etwas, dem Alpine sicherlich zustimmt. Sonst hätten sie sich nicht für ihn entschieden, nachdem sie beiden Fahrern Tests zugestanden. Und wer weiß - vielleicht geht mehr? Damit ist die Entscheidung für mich klar. Als Team mit aktuell geringen Ansprüchen teste ich lieber die Unbekannte, welche vielleicht mehr bringt. Nicht den Fahrer, der schon zwei Jahre nur bis zum unteren Mittelmaß brauchte.

Markus Steinrisser

Contra - Jack Doohan erhält Vorzug vor Mick Schumacher: Der nächste Alpine-Fehler

Werte Motorsport-Magazin.com-Leser, dass Alpine in seiner Entscheidungsfindung, insbesondere was die Fahrer angeht, kein goldenes Händchen bewiesen hat, dürfte spätestens seit dem Piastri-Alonso-Fiasko klar sein. Und auch dieses Mal fürchte ich hat das Noch-Werksteam bei der Entscheidung pro Jack Doohan und contra Mick Schumacher einen Fehler gemacht.

Schumacher hätte sich die Chance auf ein Formel-1-Comeback nach fast zwei Jahren an der Seitenlinie redlich verdient. Für Alpine in der WEC ist er in seiner ersten Saison regelmäßig der schnellste und konstanteste der sechs Fahrer. Für seine Test- und Simulatorarbeit wurde er regelmäßig in den höchsten Tönen gelobt, im Shootout um das Alpine-Cockpit soll er sich laut Toto Wolff und französischen Medien ebenfalls alles andere als schlecht angestellt zu haben.

Mick Schumacher - Figure 3
Foto Motorsport-Magazin.com

Trotzdem will anscheinend keiner Mick Schumacher in die Formel 1 zurückholen. Ihm scheint aus seiner Zeit bei Haas ein Stigma anzuhängen, welches sich ein Team nicht unbedingt antun möchte. Das ist zum Teil nachvollziehbar, teilweise aber auch etwas engstirnig. Die Situation in die Schumacher geworfen wurde, war mehr als suboptimal.

So harmonisch war das Gefüge zwischen Mick Schumacher, Günther Steiner und Nikita Mazepin nie, Foto: LAT Images

Ein Haas-Team, für das das Wort dysfunktional beinahe schon zu nett wäre, ständige Nebenkriegsschauplätze (im wahrsten Sinne des Herrn Mazepin) und ein Teamchef, der gefühlt mehr Zeit mit medialen Auseinandersetzungen gegen Ralf Schumacher, Netflix-Showeinlagen und mit der Promotion seines eigenen Buches als mit der Verbesserung seines Teams verbrachte, kann kein gutes Entwicklungsumfeld für einen jungen Fahrer sein. Damit will gesagt sein: Mick Schumacher kommt meiner Meinung nach in der öffentlichen Wahrnehmung schlechter weg, als er war und ist.

Besonders stutzig werde ich dann aber, wenn ich den Fahrer sehe, der anstelle von Schumacher das Alpine-Cockpit bekommt. Für mich riecht die Besetzung von Jack Doohan nach der Angst, noch einen hauseigenen Junioren zu verlieren. Ein Piastri 2.0-Szenario sollte unbedingt vermieden werden. Mit dem Unterschied und/oder dem Problem, dass Doohan alles andere als ein Ausnahmetalent ist - zumindest lässt seine Juniorenkarriere nicht darauf schließen. Sowohl in der Formel 3 als auch in der Formel 2 verbrachte Doohan zwei volle Saisons. Einen Titel gewinnen konnte er allerdings nie. Zu blöd, dass es zurzeit keinen verfügbaren Fahrer gibt, der beide Meisterschaften im zweiten Jahr gewonnen hat. Oh, Moment... da war ja was.

Moritz Wimmer

© Motorsport-Magazin

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