Nach Bidens Debakel im TV-Duell: Trump attackiert Michelle Obama

29 Jun 2024
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Stand: 29.06.2024, 12:55 Uhr

Von: Bettina Menzel

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Der frühere US-Präsident Barack Obama (rechts), neben Donald Trump, seiner Frau Melania Trump und Obamas Ehefrau Michelle (ganz links) (Archivbild, Januar 2017). © IMAGO / Newscom World

Nach dem TV-Duell kommentiert Donald Trump Spekulationen über einen Personalwechsel bei den Demokraten. Dabei teilt er auch gegen Michelle Obama aus.

Virginia – Der Auftritt von US-Präsident Joe Biden im ersten TV-Duell gegen Donald Trump war ein Desaster. Im Anschluss machte sich Berichten zufolge „Panik“ in der demokratischen Partei breit. Forderungen nach Bidens Ausstieg aus dem Rennen um die Präsidentschaft wurden laut, selbst ein Kandidatenwechsel so kurz vor der US-Wahl 2024 war plötzlich im Gespräch. Herausforderer Trump griff das Thema am Freitag (28. Juni) bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Virginia auf – und teilte vorsichtshalber gegen eine mögliche Ersatzkandidatin aus.

Trump nutzt Bidens Schwäche – und attackiert mögliche Ersatzkandidatin Michelle Obama

Während Biden um Schadensbegrenzung bemüht ist, schlachtet Trump seinen Triumph genüsslich aus: „Die Frage, die sich jeder Wähler heute stellen sollte, ist nicht, ob Joe Biden ein 90-minütiges TV-Duell übersteht, sondern ob Amerika vier weitere Jahre mit dem korrupten Joe Biden im Weißen Haus überleben kann“, sagte der Republikaner am Freitag. Auch auf Diskussionen über eine personelle Änderung im Rennen um die Präsidentschaft ging Trump ein. „Viele Leute sagen, dass Joe Biden nach seiner Leistung gestern Abend aus dem Rennen aussteigt.“ Er selbst glaube zwar nicht, dass dies geschehe, betonte der 78-Jährige, nannte dann aber ein paar Namen, die aktuell als Ersatz für Biden gehandelt werden.

Vizepräsidentin Kamala Harris etwa, Ex-Präsident Barack Obamas Ehefrau Michelle Obama und der Gouverneur des Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom. Trump glaube nicht, dass Biden aus dem Rennen um die US-Wahl 2024 aussteige, da die Demokraten schon im Vorfeld Umfragen zu den verschiedenen möglichen Kandidaten durchgeführt hätten, so Trump weiter. „Sie haben alle befragt“, behauptete der Republikaner. Es habe auch Umfragen zu Michelle Obama gegeben und sie habe sehr schlecht abgeschnitten. „Nein, sie schneidet furchtbar ab“, so Trump weiter. „Es ist kaum zu glauben, aber der betrügerische Joe Biden schneidet in Umfragen besser ab als diese Leute.“ Was der Republikaner damit wohl sagen will: Der im TV-Duell stotternde und den Faden verlierende Biden ist das Beste, was die Demokraten zu bieten haben.

Faktencheck zu Trumps Behauptung: Umfragen sehen Michelle Obama bei Demokraten vor Biden

Während Trump allein in seiner Amtszeit laut Washington Post über 30.000 Lügen erzählte und im TV-Duell am Donnerstag (Ortszeit) laut CNN mindestens 30 Unwahrheiten, lag er am Freitag mit einer Aussage richtig: Die Umfragewerte manch anderer Kandidaten aus der demokratischen Partei sind nicht überzeugend. Das renommierte Statistikinstitut FiveThirtyEight gibt die Zustimmungsrate etwa für die recht unbeliebte Kamala Harris derzeit mit 39,4 Prozent an (Stand: 29. Juni 2024) an. Das regt bei den Demokraten die Befürchtung, dass es für einen Wahlsieg nicht reichen könnte. Allerdings: Nach dem TV-Duell lag die Zustimmung für Joe Biden laut FiveThirtyEight mit 38,1 Prozent sogar noch darunter.

Falsch lag Trump allerdings mit seiner Aussage über Michelle Obamas Beliebtheit: Eine Umfrage im Mai 2018 von Zogby Analytics kam auf eine Zustimmungsrate für die frühere First Lady von 48 Prozent und nur 39 Prozent für Trump. Das Meinungsumfrageinstitut Yougov ermittelte im April 2018 sogar eine 90-prozentige Zustimmung für Michelle unter den Demokraten. Eine aktuelle Umfrage vom März 2024 von Redfield and Wilton Strategies für Newsweek ergab, dass 75 Prozent jener Wähler, die 2020 für Biden gestimmt hatten, nun für Michelle Obama stimmen würden, sollte sie als Kandidatin antreten. Demnach würden sogar 21 Prozent der früheren Trump-Wähler der Ex-First-Lady ihre Stimme geben.

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Was gegen Michelle Obamas Kandidatur bei US-Wahl 2024 spricht

Dass Michelle Obama tatsächlich als Kandidatin antritt, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Entsprechende Gerüchte hatte die frühere First Lady in der Vergangenheit vehement dementiert. „Lassen Sie mich ganz klar sagen: Das wird nie passieren“, betonte auch die ehemalige Chefberaterin von Präsident Obama, Valerie Jarrett, einmal gegenüber CNN. Ein weiterer Indikator, der gegen Michelle als künftige Kandidatin bei der US-Wahl 2024 spricht: Barack Obama stellte sich nach der für Biden desaströsen Fernsehdebatte demonstrativ hinter seinen früheren Vize-Präsidenten. „Schlechte Duelle passieren. Glaubt mir, ich weiß das“, schrieb ausgerechnet der für seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten berühmte frühere Präsident auf der Plattform X.

Diese Wahl sei noch immer „eine Entscheidung zwischen jemandem, der sein ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft hat, und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmert. Zwischen jemandem, der die Wahrheit sagt, der Recht von Unrecht unterscheiden kann und es dem amerikanischen Volk offen sagen wird – und jemandem, der zu seinem eigenen Vorteil schamlos lügt“, so Obama am Freitag weiter. Die demokratische Partei legt erst im August offiziell ihren Kandidaten für die US-Wahl 2024 fest. Bei den Republikanern gilt Trump hingegen als sicherer Kandidat – und ist auch in Russland der Wunschkandidat von Kremlchef Wladimir Putin. (bme)

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