Zwei Tote bei Messerattacke im Zug

26 Jan 2023
Messerattacke

Nach einer Messerattacke in einem Regionalzug in Norddeutschland ist die Identität der beiden Getöteten geklärt. Es handle sich um eine 16-jährige Jugendliche und einen 19 Jahre alten Mann, sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Donnerstag. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Itzehoe gibt es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat, bei der es nach ersten Erkenntnissen zudem sieben Verletzte gab.

Auch der mutmaßliche Täter, den Zeugen überwältigten, wurde verletzt. Nach Angaben der Polizei kannten sich die beiden Todesopfer, die aus dem Bundesland Schleswig-Holstein kamen.

Am Mittwochnachmittag hatte ein Mann während der Fahrt von Kiel nach Hamburg knapp vor dem Halt am Bahnhof von Brokstedt auf mehrere Fahrgäste eingestochen. Zu diesem Zeitpunkt saßen rund 120 Menschen in der Regionalbahn. Bei dem Täter handelt es sich den Angaben zufolge um einen 33 Jahre alten staatenlosen Palästinenser. Menschen, die außer der palästinensischen Staatsangehörigkeit keine weitere besitzen, werden von Deutschland als staatenlos betrachtet. Denn wie die Mehrheit der EU-Staaten erkennt auch die Bundesrepublik die palästinensischen Gebiete nicht als eigenständigen Staat an. Das heißt aber nicht, dass grundsätzlich alle Palästinenser staatenlos sind, sie können zum Beispiel einen jordanischen oder israelischen Pass besitzen.

Beschuldigter wird Haftrichter vorgeführt

Der 33-Jährige wird voraussichtlich noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt. Der Beschuldigte befinde sich nicht mehr in ärztlicher Behandlung, sondern im Gewahrsam der Polizei, teilte die Polizei mit. Die Hintergründe der Tat seien weiterhin unbekannt. Der mutmaßliche Täter von Brokstedt saß bis vor kurzem noch in einer Hamburger Justizvollzugsanstalt (JVA). Grund sei ein Körperverletzungsdelikt gewesen, teilte die Polizeidirektion in Itzehoe mit. Nach dpa-Informationen war der Mann in der Hamburger JVA Billwerder untergebracht.

Auf die Frage nach einem Tatmotiv sagte die Innenministerin: "Wir sind mit Hochdruck dabei, sämtliche Fakten zusammenzutragen". Sütterlin-Waack dankte dem "mutigen, ja heldenhaften Einsatz einiger Mitreisender" im Regionalexpress. Sie erwähnte nicht nur die vielen Helfer, sondern auch die Mitarbeiterinnen der örtlichen Bäckerei, die Einsatzkräfte und Reisende kostenlos mit heißen Getränken und Backwaren versorgten.

Die beiden Todesopfer erlitten nach Angaben einer Polizeisprecherin schwerste Stichverletzungen, die zum Tod geführt haben. Die Stichwaffe des Täters habe die Kriminalpolizei sicherstellen können. Details dazu nannte sie zunächst nicht.

In dem Regionalzug gab es nach Polizeiangaben keine Videoüberwachung. Die Polizei richtete eine Telefonnummer für Zeugen ein und bittet Mitfahrer des Zuges, die noch nicht mit der Polizei gesprochen haben, sich unter +49 4821 602 2002 zu melden.

Das Landes-Parlament in Kiel begann seine Sitzung am Donnerstag mit einer Gedenkminute für die Opfer des Angriffs. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße rief zu Gebeten für die Opfer und Betroffenen der Zugattacke auf. (apa)

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