Cannes: Ärger, Spaß und Spott bei „Megalopolis“

17 Mai 2024

Online seit heute, 14.56 Uhr

Über nichts wird in Cannes so heftig debattiert wie über „Megalopolis" von Francis Ford Coppola (85). Die Idee dazu hatte Coppola schon vor 40 Jahren: „Ich wollte ein römisches Epos in der Gegenwart inszenieren, weil die USA nach römischen Idealen modelliert wurden“, so der Regisseur.

Megalopolis - Figure 1
Foto ORF

„Ich konnte nicht ahnen, wie sehr die Politik unserer Gegenwart diese Idee relevant machen würde – denn was derzeit in den USA passiert, ist der Grund, weshalb das alte Rom untergegangen ist.“

Adam Driver spielt im Film den Erfinder Cesar Catilina, der gegen den Willen des Bürgermeisters von New Rome, das für New York steht, die Vision einer neuen Stadt umsetzen will. Außerdem kann er die Zeit anhalten. Wahre Magie kommt aber erst ins Spiel, als er sich in Julia Cicero (Nathalie Emmanuel) verliebt, die Tochter des Bürgermeisters.

Antiquiertes Frauenbild

In Kritiken ist von Langeweile die Rede, von einer „Lachnummer“, und davon, dass der Film grotesk sei. Das zweieinhalbstündige Werk ist aber alles andere als fad, vielmehr eine Wundertüte voller Bezüge zum alten Rom, zu Shakespeare, Sandalenfilmen und Science-Fiction.

Von den jungen Frauenfiguren lernt das Publikum ihre Körperformen allesamt im Detail kennen. Dieses antiquierte Frauenbild passt leider zu Stimmen von den Dreharbeiten, die im britischen „Guardian“ zitiert wurden, dass sich Coppola nicht korrekt verhalten und etwa Statistinnen ungefragt abgeküsst habe.

„Wir haben diesen Filmen auf Vornamen-Basis gemacht“, sagte Coppola nun in Cannes: „Ich war für alle ‚Francis‘, nicht ‚Mr. Coppola‘.“ Dass manchmal ein falsch verstandener familiärer Umgang nicht vereinbar ist mit professioneller Distanz, dürfte hier Teil des Problems sein.

Keine Zeit für Reue

Welche Ideen Coppola vermitteln will, bleibt aber unklar – und auch, ob das Ganze absichtlich oder unfreiwillig lustig ist. Er könne sich jedenfalls vorstellen, diesen Film irgendwann umzuschneiden, wie er es auch bei „Apocalypse Now“ getan habe.

Das finanzielle Risiko hingegen sei Coppola egal gewesen: „Viele Leute bereuen am Totenbett, was sie alles nicht getan haben. Mir wird dann einfallen, dass ich diesen Film gemacht habe, dass ich meine Tochter einen Oscar habe gewinnen sehen und dass ich Wein gemacht habe. Ich werde gar keine Zeit für Reue haben.“

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