Hunderte Opfer befürchtet: Suche nach Überlebenden auf Mayotte
Hunderte Opfer befürchtet
Nach dem Zyklon „Chido“ werden im französischen Überseegebiet Mayotte im Indischen Ozean Hunderte Tote befürchtet. Bis man Gewissheit über Opferzahlen hat, dürfte es aber wohl noch Tage dauern. Die Suche nach Überlebenden lief am Montag bereits auf Hochtouren.
![Mayotte - Figure 1](https://assets.orf.at/mims/2024/51/49/crops/w=1280,q=90/2457040_bigpicture_939949_sturm_zyklon_mayotte_momi_body_ap.jpg?s=0935b85346c6e7c61d4639795cdf4f40123ac3fe)
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Es gebe Hoffnung, Menschen lebend zu finden, sagte Oberst Alexandre Jouassard vom Krisenzentrum dem Sender France 2. „Die kommenden Stunden sind sehr wichtig. Wir haben Teams entsandt, die auf die Suche in Trümmern spezialisiert sind.“ Mehrere Tage nach dem Sturm könne man noch Opfer finden. „Das ist unsere Priorität“, so der Oberst.
„Chido“ war am Samstag mit Sturmböen von mehr als 220 Kilometern pro Stunde über Mayotte gefegt und brachte viel Zerstörung über die Inseln. Das Ausmaß ist noch unklar. Der Sturm war der stärkste, der Mayotte seit mehr als 90 Jahren heimgesucht hat, wie der französische Wetterdienst Meteo France mitteilte. Mayotte liegt zwischen Madagaskar und dem afrikanischen Festland, hat etwa 321.000 Einwohner und besteht aus zwei Hauptinseln.
Empfehlung, keine Zahlen zu nennenDie Zahl der Todesopfer könnte erst in mehreren Tagen feststehen. „Es wird Tage und Tage dauern“, sagte Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau bei einem Besuch der Inselgruppe. Lokale Verantwortliche bestätigten die Aussage. Retailleau fügte hinzu, man solle zunächst keine Zahlen nennen.
Am Sonntagabend hatte der örtliche Präfekt Francois-Xavier Bieuville dem Sender Mayotte la 1ere zur Zahl der Todesopfer gesagt: „Ich glaube, dass es sicherlich mehrere hundert sind.“ Möglicherweise seien auch tausend Menschen bei dem Unwetter ums Leben gekommen. Medien berichteten bisher von 14 Toten. Mehr als 250 verletzte Menschen wurden registriert.
Luftbrücke geplantEs dürfte auch Tote geben, die auf keiner Liste aufscheinen, sagte Bieuville, denn Menschen auf Mayotte könnten ihre Verwandten nach muslimischer Tradition innerhalb von 24 Stunden beerdigen – ohne dass diese je auf Dokumenten der Spitäler auftauchten. Zudem hat Mayotte bis zu 200.000 Einwanderer „ohne Papiere“, die zum größten Teil von den benachbarten Komoren kommen. Viele von ihnen hätten sich aus Angst vor Kontrollen nicht in die Notunterkünfte begeben, hieß es in der Verwaltung.
Nach Angaben der Präfektur wurden 1.600 Sicherheitskräfte einberufen, um Plünderungen zu verhindern. Verteidigungsminister Sebastien Lecornu kündigte die Einrichtung einer Luftbrücke von der 1.400 Kilometer entfernten französischen Insel La Reunion an.
Spital und Gesundheitszentren beschädigtDie Gesundheitsversorgung im Katastrophengebiet gestaltete sich schwierig. Frankreichs geschäftsführende Gesundheitsministerin Genevieve Darrieussecq sprach von einer „sehr schlimmen Situation mit einem sehr beschädigten Krankenhaus und nicht funktionsfähigen Gesundheitszentren“.
Man müsse besonders wachsam mit Blick auf übertragbare Krankheiten sein, die etwa durch den Konsum von verschmutztem Wasser oder verdorbenen Lebensmitteln entstünden. Darrieussecq stellte den Aufbau eines mobilen Krankenhauses in Aussicht. Schwer kranke Menschen sollten zunächst nach La Reunion ausgeflogen werden.
Die Aufräumarbeiten auf Mayotte gestalten sich schwierigRettungskräfte machten sich am Montag auf den Weg in das Überseegebiet, um nach Überlebenden zu suchen und die Versorgung wiederherzustellen. Das hauptbetroffene Gebiet war für Helfer nach wie vor weitgehend unzugänglich, wie Jouassard als Sprecher für zivile Sicherheit sagte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe eine Dringlichkeitssitzung zu Mayotte anberaumt, berichtete der Sender BFMTV.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen stellt derzeit ein Team zusammen, das die Insel so bald wie möglich besuchen soll, wie es in einer Aussendung hieß. Die Gruppe soll in der Folge den Umfang eines möglichen Hilfseinsatzes festlegen. Große Sorge macht man sich um jene Menschen, die in völlig zerstörten Barackensiedlungen auf Mayotte leben. Ihre Lebensbedingungen seien schon vor dem Wirbelsturm äußerst prekär gewesen.
Auf der Inselgruppe Mayotte östlich von Afrika werden nach dem katastrophalen Zyklon „Chido“ zahllose Tote befürchtet.
„Chido“ bahnte sich seinen Weg im Anschluss nach Mosambik auf das afrikanische Festland. Der Sturm erreichte dort eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. In der nördlichen Provinz Cabo Delgado zerstörte oder beschädigte er nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) zahlreiche Häuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
Die Region sei „schwer betroffen“, auch wenn der Umfang der Zerstörung noch unklar sei. Nach Angaben des mosambikanischen Zentrums für Katastrophenschutz sei in Cabo Delgado sowie der Nachbarprovinz Nampula das Stromnetz ausgefallen, was Rettungsarbeiten erschwere. Mindestens drei Menschen starben, darunter ein dreijähriges Kind.