Bis zu tausend Tote auf französischer Insel Mayotte nach Zyklon ...

10 Stunden vor

Der schlimmste Wirbelsturm seit 90 Jahren hat das französische Überseegebiet Mayotte im Indischen Ozean schwer verwüstet. Der Rettungseinsatz dauert an. Am Montag wird der französische Innenminister im Krisengebiet erwartet.

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Foto DiePresse.com

Rettungskräfte suchen nach Überlebenden auf der Insel Mayotte.  Reuters / Chafion Madi

„Seit fast drei Tagen haben wir kein Wasser“, sagt John Balloz. Er wohnt in Mamoudzou, der Hauptstadt der Insel Mayotte im Indischen Ozean. „Einige meiner Nachbarn brauchen dringend Wasser und Nahrung“, erzählt der Mann der britischen BBC. Das französische Überseegebiet Mayotte wurde vom Zyklon „Chido“ schwer getroffen, der mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 km/h eine Spur der Verwüstung über die gesamte Insel zog.

Auch fast drei Tage nach der Katastrophe ist deren Ausmaß noch nicht klar. „Ich denke, dass sicherlich mehrere hundert umgekommen sind“, sagte der örtliche Präfekt, François-Xavier Bieuville, dem Sender Mayotte la 1ère. Möglicherweise seien auch Tausend Menschen bei dem Unwetter ums Leben gekommen. Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau wird im Verlauf des Montags vor Ort erwartet.

Bisher gibt es kaum verlässliche Angaben zu Opfern. Örtlichen Medien zufolge sind bisher offiziell 14 Tote registriert. Bieuville stellte klar, dass die Zahlen aus dem Krankenhaus stammten, aber nicht plausibel seien. Es dürfte Tote geben, die nicht gelistet seien, sagte Bieuville, denn Menschen auf Mayotte könnten ihre Verwandten nach muslimischer Tradition innerhalb von 24 Stunden beerdigen - ohne dass diese je auf Dokumenten der Kliniken auftauchten.

Soldaten aus Frankreich eingetroffen

Rettungskräfte suchten am Montag in den Trümmern nach Überlebenden. 110 Soldaten aus Frankreich sind auf Mayotte eingetroffen, weitere 160 sind unterwegs. Mohamed Ishmael aus der Hauptstadt Mamoudzou sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Situation auf der Insel eine „Tragödie“ sei: „Man fühlt sich wie nach einem Atomkrieg. Ich habe gesehen, wie das ganze Viertel verschwunden ist.“

Bilder aus Mayotte zeigten Berge an Wellblechplatten, Bauholz und Hausrat, wo vorher einfache Häuser standen. Bäume sind umgestürzt, Stromleitungen gekappt und Fähren gestrandet. t Tausende Haushalte waren ohne Strom, auch mit der Wasserversorgung und dem Telefonnetz gab es Probleme. Straßen waren blockiert und einige Gebiete abgeschnitten. In der Inselhauptstadt Mamoudzou wurden laut Berichten auch das Krankenhaus und Schulen getroffen.

310.000 Einwohner auf Mayotte

Das französische Überseegebiet Mayotte liegt im Indischen Ozean zwischen der Küste des südostafrikanischen Landes Mosambik und dem Inselstaat Madagaskar. Etwa 310.000 Menschen leben auf der Inselgruppe. Die Region wird häufig von Wirbelstürmen getroffen, die aufgrund des Klimawandels immer öfters und immer heftiger ausfallen.

 APA / Walter Longauer

Seit 90 Jahren habe Mayotte keinen solch zerstörerischen Zyklon mehr erlebt, teilte die Präfektur auf Facebook mit. „Viele von uns haben alles verloren.“ Laut französischem Wetterdienst Météo France fegten am Samstag Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 220 Kilometern pro Stunde über Mayotte. Präsident Emmanuel Macron sagte: „Ich möchte an unsere Mitbürger auf Mayotte denken, die in den vergangenen Stunden das Schlimmste erlebt haben, und von denen einige alles verloren haben, ihr Leben verloren haben.“

Zyklon zieht weiter zum afrikanischen Festland

„Chido“ bahnte sich seinen Weg im Anschluss nach Mosambik auf das afrikanischen Festland. Der Sturm erreichte dort eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. In der nördlichen Provinz Cabo Delgado zerstörte und beschädigte er nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, zahlreiche Häuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen.

Die Region sei „schwer betroffen“, auch wenn der Umfang der Zerstörung noch unklar sei. Nach Angaben des mosambikanischen Zentrums für Katastrophenschutz sei in Cabo Delgado sowie der Nachbarprovinz Nampula das Stromnetz zusammengebrochen, was Rettungsarbeiten erschwere. (red, ag)

Lexikon

Welche Bezeichnung ein Wirbelsturm hat, kommt auf die Region an, in der sich der Sturm bildet. Im Atlantik und Nordpazifik heißt er „Hurrikan“, in Asien „Taifun“. „Zyklon“ ist der gängige Begriff für einen Sturm, der sich im Indischen Ozean bildet.

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