Max Verstappen: "Ocon hat es mir nicht zu schwer gemacht"
(Motorsport-Total.com) - Treffen sich Max Verstappen und Esteban Ocon beim Brasilien-Grand-Prix in Kurve 1. Doch anders als 2018 ging die Sache dieses Mal ohne Berührung und ein darauffolgendes Handgemenge aus: Verstappen kam sauber an Ocon vorbei, übernahm die Führung im Rennen und machte mit seinem Sieg im viertletzten Grand Prix der Formel-1-Saison 2024 einen großen Schritt in Richtung WM-Titelgewinn.
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Esteban Ocon im Alpine vor Max Verstappen im Red Bull in Brasilien 2024 Zoom
Aber wie genau hat er das entscheidende Überholmanöver gegen Alpine-Fahrer Ocon erlebt? In der Pressekonferenz nach dem Rennen sagte Verstappen: "Überholen ist sehr schwierig mit dem neuen Asphalt, denn es gibt eigentlich nur eine Linie. Ich wusste aber, ich musste es probieren."
Für Verstappen stand viel auf dem Spiel: Seinen Titelrivalen Lando Norris hatte er im Rennen bereits abgehängt, der mögliche Positionsgewinn gegen Ocon würde sein Polster nur vergrößern. Also ging Verstappen das Risiko eines Überholversuchs auf nasser Strecke ein.
"Ich hatte viel Vertrauen in die Bremse. Das hilft", meint der Red-Bull-Fahrer. "Ich hatte ja schon ein paar Leute überholt. Und Kurve 1 ist eben eine gute Überholstelle."
Aus dem Windschatten heraus habe er es deshalb "einfach innen probiert", sagt Verstappen. "Die Kurvenneigung kommt dir da ein bisschen entgegen. Esteban hat es mir auch nicht zu schwierig gemacht und ist hinter mir wieder eingeschert."
2018: Ocon probiert es außenrum und es kracht2018 war eine ähnliche Situation zwischen den beiden noch ganz anders ausgegangen: Auf frischen Reifen hatte der überrundete Ocon im Force India versucht, Verstappen in den Kurven 1 und 2 außenrum zu überholen und sich so zurückzurunden. Dabei kam es in Kurve 2 zur Kollision, die Verstappen in einen Dreher schickte. Das kostete Verstappen den Brasilien-Sieg und brachte Ocon eine Zehn-Sekunden-Strafe ein.
Mehr noch: Der aufgebrachte Verstappen stellte Ocon nach Rennende beim Wiegen in der FIA-Garage und wurde handgreiflich, nachdem er Ocon zuvor am Funk als "Idiot" beschimpft hatte. Ocon wiederum pochte auf sein Recht, sich zurückrunden zu dürfen. Der damalige Rennleiter Charlie Whiting widersprach nicht, merkte aber an: Ein Zurückrunden müsse in jedem Fall sicher gestaltet werden - und nicht so aggressiv.
Sechs Jahre später fand Verstappen anerkennende Worte für Ocon. Dieser habe sich nach dem Überholmanöver "sehr nett verhalten" und ihm Platz gelassen. Und hätte dieses Manöver für ihn nicht geklappt, für Verstappen "wären es wohl 25 [weitere] Runden mit 25 [weiteren] Versuchen geworden". Er schätzt: Ocon im späteren Rennverlauf zu knacken, das hätte schwierig werden können.
Wie Ocon über das Verstappen-Manöver denktOcon selbst denkt anders: Verstappen sei in dieser Phase "klar schneller" gewesen und "ich hätte nicht mit ihm kämpfen können", meint Ocon. "Er ist dann ja auch sehr schnell davongezogen, genau wie ich erwartet hatte."
Auch Ocon zeigte sich Verstappen gegenüber anerkennend: "Nach dem Rennen sagte ich ihm, dass es mich sehr beeindruckt hatte, wie spät er innen bremste, ohne das Vorderrad zu blockieren. Denn das ist vielen Fahrern passiert, mir selbst in wahrscheinlich 90 Prozent meiner Qualifying-Runden. Aber er hat das Manöver hingekriegt, und es war ein gutes Manöver."
Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat hierzu noch eine Steigerungsform parat. Verstappens Manöver gegen Ocon sei nicht nur "gut", sondern "herausragend" gewesen.