Formel 1 Brasilien: Max Verstappen siegt mit Meisterleistung im ...
Lehrstunde von Max Verstappen in São Paulo. Red Bull feiert phänomenalen Sieg nach Qualifying-Debakel. Sensationelles Doppelpodium für Alpine. Lando Norris bricht ein.
Florian Becker03.11.2024, 18:58 UhrRennbericht
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen gewann am Sonntag ein turblentes Formel-1-Rennen in Brasilien, Foto: Getty Images / Red Bull Content PoolMax Verstappen hat beim Formel-1-Rennen in Brasilien am Sonntag einen fulminanten Sieg gefeiert. Der Weltmeister traf in einem ereignisreichen Grand Prix mit Regen und Unfällen die richtigen Entscheidungen und erzielte damit einen wichtigen Erfolg im Kampf um den Titel. Er beendete mit seinem Triumph eine Durststrecke von zehn Rennen und sicherte sich den achten Sieg in dieser Saison sowie den 62. seiner F1-Karriere. Hinter dem Red-Bull-Fahrer feierten Esteban Ocon und Pierre Gasly ein sensationelles Doppelpodium für Alpine. Lando Norris kam nach einem strategischen Fehler sowie mehreren Fahrfehlern nicht über Platz sechs hinaus. Aufgrund diverser Regelverstöße drohen mehreren Fahrern im Nachhinein noch Strafen.
Das 21. Rennen der Formel-1-Saison 2024 war geprägt von wechselhaften Bedingungen, Zwischenfällen und Neutralisierungen. Max Verstappen brachte sich mit dem richtigen Strategie-Call vor der roten Flagge in Runde 32 in Position für den Sieg. Der Weltmeister sowie beide Alpine-Fahrer hatten trotz des drohenden Wolkenbruchs noch nicht die Reifen gewechselt und erlangten somit Track Position an der Spitze des Feldes. Die Unterbrechung in Folge des Unfalls von Franco Colapinto gab ihnen die Chance, die Reifen ohne Boxenstopp zu wechseln und ihre Positionen zu halten.
Nach dem Restart brachte Verstappen das Rennen in der zweiten Hälfte unter seine Kontrolle und enteilte dem Feld auf dem Weg zu einem ungefährdeten Sieg. Dahinter behaupteten Ocon und Gasly souverän die Plätze auf dem Podium. Nach 69 Runden überquerte Verstappen die Ziellinie mit einem Vorsprung von knapp 20 Sekunden als Sieger vor Ocon. Dahinter stellte Gasly eine Sekunde vor Russell den letzten Platz auf dem Treppchen sicher. Die Top-10 komplettierten Leclerc, Norris, Tsunoda, Piastri, Lawson und Hamilton.
Das Ergebnis kann sich am Sonntagabend allerdings noch ändern. Gegen Lando Norris, George Russell, Yuki Tsunoda und Liam Lawson laufen Untersuchungen für regelwidriges Verhalten beim Startprozedere nach dem Abbruch des ersten Starts. Beide Mercedes werden wegen inkorrekter Handhabung beim Einstellen der Reifendrücke an den Fahrzeugen auf dem Grid untersucht. Nico Hülkenberg muss wegen der Inanspruchnahme fremder Hilfe vorsprechen, welche ihm eine Disqualifikation einbrachte. Carlos Sainz könnte eine Strafe für gefährliches Fahren bei der Rückkehr auf die Strecke nach einem Fahrfehler winken.
Der WM-Stand: Der langersehnte Sieg brachte im Kampf um den Fahrertitel die Vorentscheidung zugunsten von Max Verstappen. Bei noch drei ausstehenden Rennen sowie einem Sprint liegt der dreifache Champion in der Gesamtwertung nun 62 Punkte vor Lando Norris. Im Mittelfeld stockten die beiden Alpine-Fahrer ihr Punktekonto mit dem besten Teamresultat der Saison auf, doch Pierre Gasly und Esteban Ocon liegen selbst nach diesem Erfolg nur auf den Plätzen 12 und 14. Eine Positionsverschiebung gab es bei den Mercedes-Fahrern. Lewis Hamilton verlor Platz sechs an George Russell.
In der Konstrukteursweltmeisterschaft kam McLaren mit 27 Punkten in Interlagos noch gut weg und bleibt ungefährdet an der Spitze. Ferrari verlor sieben Punkte und ist mit einem Rückstand von 36 Zählern weiterhin Zweiter. Red Bull holte fünf Punkte gegenüber McLaren drauf, doch den Titelverteidigern fehlen immer noch 49 Punkte. Im Mittelfeld hatte das Ergebnis deutliche Auswirkungen. Alpine überholte Wiliams, die Racing Bulls sowie Haas und liegt nun an Sechster Stelle. Mit einer Ausbeute von acht Punkten schlossen die Racing Bulls außerdem die Lücke zu Haas und liegen nur noch zwei Zähler hinter der direkten Konkurrenz.
Formel 1 Gesamtwertung 2024: Punkte Fahrer und Teams
Das Wetter: Nach dem chaotischen Qualifying beruhigte sich die Wetterlage um Interlagos zur Mittagszeit. In der Stunde vor dem Rennstart um 12:30 Uhr Ortszeit hatte der Regen angehalten, sodass die Strecke langsam abtrocknete. Zur Startzeit betrug die Außentemperatur 23 Grad Celsius. Der Asphalt war mit weniger Wasser als im Qualifying erwartungsgemäß etwas wärmer und wurde mit 25 Grad Celsius gemessen. Die Regenwahrscheinlichkeit betrug mit der Aussicht auf weitere heftige Schauer ganze 99 Prozent. Die Prognose trat mit Regen in wechselnder Intensität ein.
Das Startchaos: Alex Albon nahm den Grand Prix nach seinem Unfall im Qualifying nicht auf, da sein Williams nicht rechtzeitig repariert werden konnte. Carlos Sainz nahm das Rennen aus der Boxengasse auf. Die anderen Unfall-Piloten aus dem Zeittraining, Fernando Alonso, Lance Stroll und Franco Colapinto nahmen planmäßig ihre Plätze auf dem Grid ein. Beim Rennstart auf dem immer noch sehr feuchten Asphalt setzten alle 19 Fahrer auf den Intermediate-Reifen.
Stroll flog noch auf der Einführungsrunde bei der Anfahrt auf Kurve vier ab. Beim Anbremsen blockierte die Hinterachse, woraufhin er die Kontrolle verlor und in die Auslaufzone rutschte. Ohne ersichtliche Beschädigung am Fahrzeug, blieb er auf dem Weg zurück auf die Rennstrecke im Kiesbett stecken. Der Kanadier stieg aus dem eingegrabenen Aston Martin aus und beendete seinen Sonntag. Der Start wurde daraufhin abgebrochen und eine zweite Formationsrunde eingeleitet.
Der zweite Startversuch versank ebenfalls im Chaos. Pole-Setter Lando Norris und der Rest des Feldes setzten sich zu früh in Bewegung und drehten eine regelwidrige Besichtigungsrunde, während der Bolide von Stroll noch nicht vollständig geborgen war. Darüber hinaus nahm Colapinto eine falsche Startposition ein. Mit allen Autos zurück auf dem Grid, leitete die Rennleitung das gesamte Startprozedere erneut ein und startete zugleich eine Untersuchung gegen Norris für ein Vergehen gegen besagtes Startverfahren. Später wurden auch Russell, Tsunoda und Lawson untersucht. Die Anhörung wurde allerdings nach dem Rennen angesetzt.
Lance Stroll versenkte seinen Aston Martin in Brasilien auf der Einführungsrunde im Kiesbett, Foto: LAT ImagesMax Verstappen marschiert durchs FeldDie Startphase: Eine knappe Viertelstunde nach dem Chaos erfolgte der zweite reguläre Startversuch. Das von 71 auf 69 Runden gestutzte Rennen startete diesmal ohne Zwischenfälle. Norris kam von der Pole Position nicht optimal weg und verlor die Führung noch vor Turn eins an Russell. Dahinter sortierten sich Tsunoda, Ocon, Leclerc und Lawson nach einem engen Kampf im Senna-S ein. Die Top-10 wurden von Piastri, Alonso, Gasly und Hamilton komplettiert. Verstappen war bereits Elfter, Perez drehte sich in Kurve zehn und fiel ans Ende des Feldes zurück.
An der Spitze riss Russell sogleich eine Lücke von anderthalb Sekunden zu Norris. Tsunoda lag weitere zwei Sekunden dahinter. Im Mittelfeld machte Verstappen weiter Boden gut und knackte in Runde zwei bereits Hamilton für Platz zehn. In Runde drei begann es im letzten Sektor wie erwartet zu regnen. Mit einer neuen schnellsten Runde begann Norris den Gap gegenüber Russell zu schließen und kam auf unter eine Sekunde heran. Das DRS war bei den feuchten Bedingungen nicht freigegeben. Weiter hinten waren Colapinto und Bearman in Kurve neun aneinandergeraten. Der Brite fiel auf Platz 17 zurück und kassierte eine 10-Sekunden-Strafe für den Zwischenfall. Verstappen schnappte sich derweil auch Gasly und Alonso.
Lando Norris verlor die Führung am Start an George Russell, Foto: LAT ImagesEntzauberter Lewis Hamilton im RückwärtsgangDer frühe Rennverlauf:In Runde acht schloss Verstappen zu Piastri auf, zwei Umläufe später ging er auch am Australier vorbei. Sein Rückstand auf den immer noch in Führung liegenden Russell betrug lediglich elf Sekunden. Lawson ließ den Red-Bull-Fahrer gleich darauf ohne Gegenwehr ziehen. Nachdem er sich zuvor im Funk über die schlechte Balance seines Mercedes beschwert hatte, rutschte Hamilton in Kurve zwölf mit einem Verbremser von der Strecke. Colapinto nutzte die Chance und kassierte den siebenfachen Weltmeister mit einer Attacke in Turn eins. Dieser fiel dadurch auf die 13. Position zurück.
Der Regen nahm ab Runde 14 weiter leicht zu. Norris hing weiter hinter Russell fest und fand trotz einem Gap von unter einer Sekunde keinen Weg vorbei. Für Spannung sorgte auch zu diesem Zeitpunkt einzig Verstappen, der zu Tsunoda, Ocon und Leclerc aufgeschlossen hatte. An dem Trio fand der amtierende Weltmeister jedoch keinen schnellen Weg vorbei. Mit immer noch wenig Wasser auf dem Asphalt, begannen die Intermediates langsam abzubauen. Für Hamilton ging es weiter rückwärts. Nach einem erneuten Fahrfehler in Turn zwölf verlor er zwei weitere Plätze an Sainz und Bearman, wodurch er auf P15 zurückfiel.
Im Kampf um Platz fünf startet Verstappen die erste Attacke auf Leclerc. Vor Kurve eins versuchte er es außen, doch der Ferrari-Fahrer verteidigte sich und machte den Raum eng. Verstappen monierte daraufhin im Funk, dass ihm der Rivale nicht genügend Platz gegeben habe. Für die Rennleitung spielte die Szene keine Rolle. Die dunklen Wolken hatten das Autodromo Jose Carlos Pace mittlerweile fest im Griff und der Regen wurde stärker. Leclerc steuerte in Runde 25 als erster Fahrer die Box an und holte sich neue Intermediates ab.
Norris disktuierte mit seinem Team im Funk einen möglichen Boxenstopp, um Russell zu attackieren. Der McLaren-Kommandostand riet aufgrund der Verkehrssituation davon ab. In der 26. Runde wurde Lawson in Kurve eins von Piastri gedreht und musste durch die Wiese. Der Neuseeländer büßte dadurch Positionen ein und fiel auf P9 zurück, sein Unfallgegner kassierte eine 10-Sekunden-Strafe.
Einen Umlauf später fand sich Hülkenberg in der Auslaufzone von Kurve eins wieder. Die Rennleitung rief das VSC auf den Plan, was von Piastri, Alonso, Bearman, Hamilton, Sainz und Perez umgehend für den Pitstop genutzt wurde. Letzterer entschied sich als Einziger für Regenreifen. Gleich darauf kamen auch Russell, Norris, Tsunoda rein. Ocon, Verstappen und Gasly kamen nicht an die Box und übernahmen die Spitze. Hülkenberg setzte seine Fahrt mit Hilfe der Streckenposten fort und das Rennen wurde in Runde 29 erneut freigegeben.
Der Wolkenbruch über Interlagos war mittlerweile in vollem Gange. Russell beschleunigte auf der Geraden zwischen den Kurven drei und vier nicht mehr durch, woraufhin Norris die Chance ergriff und vorbeiging. Die Rennleitung neutralisierte das Rennen gleich darauf wegen der widrigen Bedingungen mit dem Safety Car. In Runde 32 verunfallte Colapinto auf der Anfahrt zur Start-und Zielgeraden, als er beim Beschleunigen die Traktion verlor und auf der rechten Seite in die Streckenbegrenzung einschlug. Die Offiziellen reagierten sofort mit der roten Flagge.
Zum Zeitpunkt der Unterbrechung führte Ocon vor Verstappen, Gasly, Norris, Russell, Tsunoda, Leclerc, Piastri, Alonso, Lawson, Hamilton, Bottas, Sainz, Perez, Bearman, Zhou und Hülkenberg. Gegen beide Mercedes-Fahrer wurde derweil eine Untersuchung für das regelwidrige Anpassen der Reifendrücke auf dem Grid eingeleitet. Die rote Flagge bot Ocon, Verstappen, Gasly und Bottas, die noch nicht beim Boxenstopp gewesen waren, die Chance zum Reifenwechsel. Schlechte Nachrichten gab es für Hülkenberg, der für die Inanspruchnahme von fremder Hilfe disqualifiziert wurde.
Der Restart: Um 14:02 Uhr Ortszeit erfolgte der Neustart hinter dem Safety Car. Nach einer Formationsrunde wurde der fliegende Restart durchgeführt. Bearman rutschte noch vorher in Kurve zwölf neben die Strecke, konnte aber weiterfahren. An der Spitze des Feldes kontrollierte Ocon den Restart souverän und behauptete die Führung gegen Verstappen und Gasly. Dahinter leistet sich Norris in Kurve vier einen Verbremser und wurde von Russell kassiert. Die schwere Gischt im Feld machte es den Fahrern schwer, dicht zu folgen. An der Spitze nutzte Ocon die freie Fahrt und fuhr bis zu einer Sekunde pro Runde schneller als Verstappen.
Für Haas ging der gebrauchte Sonntag mit einem Dreher von Bearman in Kurve sieben weiter. Der Rookie verlor die Haftung, kreiselte ins Aus und schlug mit der Nase leicht an. Er nahm das Rennen als 16. und Letzter wieder auf und fuhr ohne Reparatur-Boxenstopp weiter. Einen Umlauf später war Bearman in Kurve zwölf schon wieder im Aus, kam jedoch erneut davon. Carlos Sainz konnte das in Runde 40 nicht von sich behaupten. Der Spanier rutschte in Kurve acht in die Streckenbegrenzung und beendete seinen Sonntag vorzeitig. Das Rennen wurde mit dem Safety Car neutralisiert.
Max Verstappen obenauf, Lando Norris bricht einDer weitere Rennverlauf: In Runde 43 wurde das Rennen erneut freigegeben. Ocon wurde beim Restart diesmal von Verstappen überrascht und verlor die Führung in Kurve eins an den Weltmeister. Dahinter verbremste sich Norris und kürzte die zweite Kurve ab. Der McLaren-Fahrer fiel auf die siebte Position zurück. Im Verfolgerfeld rutschte Alonso in Kurve zwölf von der Strecke und rutschte auf den letzten Platz ab.
Mit einer neuen schnellsten Runde enteilte Verstappen an der Spitze und hatte in Runde 47 bereits drei Sekunden Vorsprung auf Ocon. Wie schon im Sprint ließ Piastri seinem Teamkollegen den Vortritt, womit Norris auf Position sechs aufrückte. An Leclerc fand er daraufhin keinen Weg vorbei. Piastri leistete sich in Runde 52 einen Fahrfehler im letzten Sektor und konnte Platz sieben gerade so gegen Tsunoda behaupten.
George Russell und Lando Norris hatten nach der Unterbrechung keine Chance mehr auf den Sieg, Foto: LAT ImagesLawson wehrt Hamilton und Perez abDie Schlussphase: Im Duell um Platz zehn biss sich Perez die Zähne an Lawson aus. Ein Fahrfehler in Kurve vier kostete den Mexikaner dann auch noch die zehnte Position an Hamilton. In der Folge entwickelte sich ein Dreikampf um die letzten Punkteplatzierungen. Drei Runden vor Schluss klaffte zwischen Tsunoda und Lawson bereits eine Lücke von über sieben Sekunden, doch der Rookie behauptete sich weiter gegen Hamilton und Perez. Verstappen fuhr derweil eine weitere schnellste Rennrunde und machte neben dem Sieg damit auch den Bonuspunkt für die Fastest Lap klar.
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