„Masters of the Air“: Die dritte Serie des Projekts überzeugt

26 Jan 2024

Eine Serie von Steven Spielberg und Tom Hanks

Bildunterschrift anzeigen

Bildunterschrift anzeigen

Masters of the Air - Figure 1
Foto RND

Sollen den Krieg vor Hitlers Haustür bringen: Major John „Bucky“ Egan (Callum Turner, links) und Major Gale „Buck“ Cleven vor einer der fliegende Festungen genannten B-17-Bomber. Szene aus der Serie „Masters of the Air“.

© Quelle: Apple TV+

Tom Hanks und Steven Spielberg präsentieren die dritte Serie ihres Weltkriegsprojekts. In „Masters of the Air“ (ab 26. Januar bei Apple TV+) soll Deutschland zur Kapitulation gebombt werden. Die Serie überzeugt, trotz einiger Schwachpunkte.

Share-Optionen öffnen

Share-Optionen schließen

Mehr Share-Optionen zeigen

Mehr Share-Optionen zeigen

Himmel, sind das Himmel! Wenn Major John „Bucky“ Egan auf dem Flügel seiner B-17 steht, dann glühen die Wolkenfäuste am Firmament über der Royal-Air-Force-Base Thorpe Abbotts wie damals über den Südstaaten von Cecil B. DeMilles „Vom Winde verweht“ (1939). Und das ist auch völlig in Ordnung, denn es ist Weltkrieg, das Gute muss siegen, das Böse hat Europa im Griff, und der Mann auf dem Flügel ist ein echter Waghals auf seiner fliegenden Festung, der Boeing B-17 Flying Fortress. Der Pilot soll einen wunderbaren Himmel haben, bevor er in die Lebensgefahr hineinfliegt.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Tom Hanks und Steven Spielberg gehören zu den Produzenten dieser zehnstündigen Weltkriegssaga, ihrer nun schon dritten Monumentalserie über die Jahre von 1939 bis 1945 nach „Band of Brothers“ (2001) und „The Pacific“ (2010). Sie verfilmen mit „Masters of the Air“ Donald L. Millers Buch über die 8. US-Luftflotte, eine Einheit, die nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor geschaffen wurde, und die von England aus die deutsche Kriegsmaschine aus den Lüften heraus zerschlagen sollte. Mit Bomben, auf denen „Hallo Adolf …“ stand.

Der Traum von Lufthoheit und schnellem Sieg zerschlägt sich

Das 100. Bombardement Commando mit seinen vier Schwadronen fliegender Festungen steht im Mittelpunkt. John „Bucky“ Egan (Callum Turner) und Gale „Buck“ Cleven (Austin „Elvis“ Butler) und die ganze Fliegerschar gab es tatsächlich. Mal eben so U-Boot-Werften treffen, die Schweinfurter Kugellagerfabriken vaporisieren? Der in Washington geträumte Traum, mit einigen Bombenregen Deutschland in die Knie zu zwingen, wird nicht auf die Schnelle Wirklichkeit.

Masters of the Air - Figure 2
Foto RND

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Die fliegenden Festungen geraten in Flammen

Stattdessen geraten die Flieger ohne akkuraten Begleitschutz in den tödlichen deutschen Flakslalom – die Wehrmacht füllt den Himmel über Holland. Und wie Wespen schwirren Hunderte deutscher Messerschmitts durch die vergleichsweise behäbigen US-Bomber.

Bald schon geraten die schweren Flugzeuge in Flammen, schmieren ab, krachen ineinander, zerbrechen, zerschellen. Von einer der Missionen kehrt nur eine einzige Maschine zurück. In den Cockpits und den MG-Kanzeln wird gezittert, gebrüllt und gestorben. Und wer in den Höhen versehentlich bei 40 Grad Minus das Maschinengewehr ohne Handschuhe anfasst, der zieht sich die Haut von den Händen.

Ein gutes Leben für die Himmelfahrtskommandos

Nur bei den U-Boot-Besatzungen waren die Verluste noch größer als bei den Crews der Himmelfahrtskommandos. Wer 25 Einsätze überstanden hatte, durfte nach Hause. Abgeschossen zu werden, war wahrscheinlicher. Deswegen war Washington spendabel – die Flieger führten ein gutes Leben zwischen den Einsätzen, mit Whisky und Bier, guter Verpflegung und Tanzabenden, an denen Big Bands Glenn Millers „In the Mood“ swingen ließen.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Gigantische Bilder und Menschen, die man ins Herz schließt

Es ist 200 Millionen Dollar teures Groß-Hollywood, was einen hier bei „Masters of the Air“ in den Fernsehsessel drückt. Aber die gigantischen Bilder wirken nur, weil man zumindest einen kleinen Teil der (wahnsinnig vielen) Crewmitglieder ins Herz schließen darf.

Neben den beiden smarten Bucks ist das vor allem Harry Crosby (Anthony Boyle), der Erzähler, der als schlechtester Navigator beginnt, dem in großer Höhe schlecht wird und der in einen Helm kotzt, den er sich dann auch noch versehentlich aufsetzt. „Cros“, der Mann mit dem Hundeblick, der sich in die handfeste Engländerin Alexandra (Bel Powley aus „Ein Funken Hoffnung – Anne Franks Helferin“) verliebt, wächst aber im Lauf der Episoden vom Clown zum Helden.

Der Nazi stapft in Stiefeln und brüllt „Stehen bleiben!“

Der Deutsche? Der Nazi? Er stapft (leider) völlig gesichtslos in den Gefangenenlagern umher und ist der übliche Betrübliche. Trägt er Helm oder NS-Funktionsgewänder, ist er der befehlsbellende Brüllaffe von „Stopp!“ „Achtung!“, „Zusammenbleiben!“, „Weitergehen!“, „Tötet sie alle!“ Ansonsten ist er der rasende Deutsche in den Ruinenstädten, der schon einmal Lynchjustiz an Gefangenen begeht oder der Hitler-Junge des letzten Aufgebots, der einem Geflüchteten ein Bajonett in den Rücken sticht. Keine Tiefe. Nirgends.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Das Stream-Team

Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. – jeden Monat neu.

Hier schwächelt die Serie ebenso wie bei der Positionierung der schwarzen P-51-Piloten, die in den letzten beiden Episoden dazustoßen und für die B-17 endlich die Messerschmitts aus den Lüften fischen. Warum diese Männer für sich bleiben mussten, warum die weißen Kameraden auf sie herabschauten, bleibt eher Randthema. Der anerkennende Handschlag am Ende ist gut gemeint.

Die Message: Faschismus darf nicht mehr siegen

In jedem Fall dringt durch den Bombast, dass diese Leute damals den Kopf hinhielten (und ihn oft auch verloren) für etwas, das ihnen hätte egal sein können, es aber nicht war – die Rettung von Demokratie und Freiheit, die Rettung Europas und zuletzt sogar Deutschlands. Und bevor man Nationalismus, Faschismus, versammelten Menschenhass wieder gewähren lässt, sollte eins klar sein. Noch mal zieht uns keiner aus Gaulands „Vogelschiss“.

„Masters of the Air“, Miniserie, neun Episoden, von Donald L. Miller, John Orloff, mit Callum Turner, Austin Butler, Nate Mann, Anthony Boyle, Barry Keoghan, Elliot Warren (ab 26. Januar bei Apple TV+)

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche