Ski alpin. Der Kärntner, 29, muss die Sommervorbereitung in den südamerikanischen Bergen wegen Bandscheibenproblemen auslassen. Ein herber Rückschlag für ihn – und auch für den ÖSV. Immerhin wartet eine Heim-WM.
Wien. 165 Tage sind es noch bis zur Eröffnung der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, eigentlich die große Bühne, auf der sich Marco Schwarz krönen wollte. Doch nun wird allein die Teilnahme daran ein Wettrennen gegen die Zeit, das inzwischen viel Optimismus verlangt. Eine Bandscheibenvorwölbung in der Lendenwirbelsäule hat den Kärntner ausgebremst, statt sich mit den Kollegen in den kommenden vier Wochen auf chilenischem Schnee auf die neue Saison einzustimmen, erhielt er nach einer Fixierung Infiltrationen und muss sich schonen.
„Die erste Diagnose war natürlich ein Schock, weil ich mich nach der intensiven Reha-Phase schon sehr auf Chile gefreut habe“, sagte Schwarz. Anhaltende Rückenschmerzen, die zuletzt stärker geworden waren, hatten eine genauere Untersuchung und die ernüchternde Diagnose zur Folge. Damit muss sich der 29-Jährige weiter gedulden, denn wann er wieder auf Ski stehen wird können, ist ungewiss. „Nach einer Ruhephase werde ich die Zeit nutzen, um wieder zu hundert Prozent fit zu werden und danach möchte ich wieder voll ins Training einsteigen.“ In ÖFB-Teamfußballer David Alaba, mit dem er seit gemeinsamen Reha-Einheiten in Innsbruck Kontakt hält, hat Schwarz jedenfalls einen prominenten Schicksalsgenossen, denn auch das Comeback des Real-Madrid-Profis nach dem Kreuzbandriss dürfte sich wegen Komplikationen verzögern.
Für Schwarz verlängert sich der Leidensweg, der im Dezember 2023 in Bormio seinen Anfang nahm. Bei der Weltcup-Abfahrt warf ihn die Stelvio ab: Kreuzbandriss, Einriss des Innenmeniskus samt Knorpelschaden im rechten Knie lautete das bittere Ende der Speed-Ambitionen. Bereits im Juli hatte er die Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr gedämpft. „Vom Rennfahren bin ich noch ganz weit weg“, meinte er damals. Er sei „zufrieden, dass ich wieder laufen kann“.
Was hält der Körper aus?Wie beschwerlich der Weg zurück werden würde, wusste Schwarz nach seinem ersten Kreuzbandriss 2019 ganz genau. Mut darf ihm machen, dass er sich damals erfolgreich zurück gekämpft hat: Seine bislang erfolgreichste Saison mit dem Gewinn des Slalom-Weltcup und WM-Gold in der Kombination fuhr er nämlich danach in der Saison 2020/21 ein. Doch auch dieser Höhenflug endete im November 2021 mit einem Syndesmosebandriss im Sprunggelenk jäh.
Genau dieses Verletzungspech hat Kritiker schon länger daran zweifeln lassen, ob die von Schwarz im vergangenen Winter ausgerufene Wandlung zum Allrounder die richtige Entscheidung war. Obgleich der sechsfache Weltcupsieger unbestritten Talent in allen Disziplinen bewiesen hat (bei der WM 2023 gewann er Kombi-Silber und RTL-Bronze und landete in allen fünf in die Top sechs), scheint fraglich, ob sein Körper einer solchen Mehrfachbelastung auf Dauer standhalten kann. Die Anfälligkeit ist schon jetzt im Vergleich mit dem einstigen ÖSV-Superstar Marcel Hirscher, als dessen legitimer Nachfolger Schwarz seit seinem Weltcup-Debüt 2014 gehandelt wurde, offensichtlich. Hat dieser bis zu seinem Rücktritt im Alter von 30 Jahren ohne Abfahrten insgesamt 267 Rennen bestritten, bringt es der aktuell ein Jahr jüngere Schwarz trotz zuletzt Antritten in allen Disziplinen bis dato auf 184. Statt wie lange erhofft Hirscher zu beerben wird Schwarz also nur vor dem Fernseher zusehen, wie der Altstar dank Wildcard beim Saisonstart in Sölden sein Weltcup-Comeback für die Niederlande geben wird.
ÖSV-Hoffnungsträger FellerDer Rückschlag trifft Schwarz persönlich ebenso hart wie den ÖSV, der in der WM-Saison ein konkurrenzfähiges heimisches Zugpferd verloren geht. Damit ruhen die Hoffnungen einmal mehr auf Technik-Ass Manuel Feller, der sich im vergangenen Winter mit dem Sieg im Slalom-Weltcup der One-Man-Show des Schweizers Marco Odermatt entgegen stellte. (swi)