Verdachtsfall in Hamburg: Was ist das Marburg-Virus?

Veröffentlicht am 3. Okt. 2024, 00:38 MESZ

1967 wurde das Virus entdeckt, seitdem kam es immer wieder zu Ausbrüchen. Dabei lag die Sterblichkeitsrate nach Angaben der WHO zwischen 24 und 88 Prozent. 

Marburg-Virus - Figure 1
Foto National Geographic Deutschland

Foto von Amir Arabshahi / Unsplash

Vor wenigen Tagen kam die Nachricht aus Ruanda: Dort wurde Ende September ein Ausbruch von Marburg-Fieber labordiagnostisch nachgewiesen. Aktuell sind in dem afrikanischen Land 29 Fälle bekannt, darunter zehn Todesfälle (Stand: 1.10.2024), heißt es in einer Meldung des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Viele der Betroffenen arbeiten in Ruanda in großen Krankenhäusern, über 300 Kontaktpersonen stehen unter Beobachtung. Und seit diesem Mittwoch befinden sich auch in Hamburg zwei Menschen unter ärztlicher Überwachung: Sie könnten das Virus aus Ruanda nach Deutschland gebracht haben. Die Nachricht sorgte dafür, dass zwei Gleise des Hamburger Hauptbahnhofs für Stunden gesperrt wurden.

Der Grund für die große Vorsicht: Das Marburg-Virus ist eine seltene, aber äußerst gefährliche hämorrhagische Fiebererkrankung. Es ist mit dem Ebola-Virus verwandt und weist eine extrem hohe Sterblichkeitsrate auf. Laut WHO endet eine Infektion mit dem Marburg-Virus in 24 bis 88 Prozent der Fälle tödlich, je nach Stamm und medizinischer Versorgung. Das Virus befällt die inneren Organe und schwächt die Gefäßwände, was zu Blutungen und Organversagen führen kann.

Das Virus wird durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten von infizierten Menschen oder Tieren übertragen. Ähnlich wie bei Corona gelten auch hier Flughunde als natürliche Wirte. Anstecken kann man sich auch über den Kontakt mit kontaminierten Oberflächen.

Dass das Virus nach einer deutschen Stadt benannt ist, liegt an seiner Entdeckungsgeschichte: 1967 erkrankten zahlreiche Laboranten in Marburg an einer bis dahin unbekannten Krankheit. Diese wurde auf Laboraffen zurückgeführt, die aus Uganda für Tierversuche importiert und nach Marburg gebracht worden waren. Im selben Jahr kam es auch in Frankfurt und Belgrad zu Fällen. Von den damals insgesamt 31 Erkrankten starben 7.

In den vergangenen Jahrzehnten kam es immer wieder vereinzelt zu Ausbrüchen. Besonders schwer traf es 2005 Angola: Von 374 infizierten Menschen starben damals 329. 

Die ersten Symptome einer Infektion mit dem Marburg-Virus ähneln denen vieler anderer Krankheiten, was die Diagnose erschwert: hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Mit dem Fortschreiten der Krankheit entwickeln die Patienten oft schwere Magen-Darm-Probleme wie Erbrechen und Durchfall, begleitet von starkem Unwohlsein und Erschöpfung. Die Inkubationszeit liegt bei 2 bis 21 Tagen.

Im weiteren Verlauf der Krankheit kann es zu Blutungen, blutigem Durchfall und Erbrechen sowie in manchen Fällen zu Blutungen aus den Schleimhäuten kommen. Diese schweren Verläufe führen oft zum Multiorganversagen und können tödlich enden, wenn keine sofortige medizinische Unterstützung erfolgt.

Eine zugelassene spezifische Behandlung oder Impfung gegen das Marburg-Virus gibt es bislang nicht. Die Behandlung beschränkt sich deshalb auf unterstützende Maßnahmen wie Flüssigkeitszufuhr, Blutersatz und Schmerzbehandlung.