Vom Tennisplatz über die Elite-Uni ins Finanzministerium: Über die erstaunliche politische Karriere von Österreichs künftigem EU-Kommissar.
Elf Jahre lang, von 2009 bis 2020 saß Magnus Brunner im Bundesrat. Es war ein zweites Standbein für den Manager aus Vorarlberg. Hauptberuflich war er Vorstand der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom. Dass aus Bundesrat Brunner eines Tages ein Minister, ja sogar ein EU-Kommissar werden würde, hätte damals kaum jemand gedacht, der den eloquenten, smarten Brunner im Parlament oder diversen Innenstadt-Lokalen antraf. Wobei: Ehrgeizig war er schon immer. Man hätte allerdings eher gedacht, dass er das in der Wirtschaft ausleben würde.
Einen kleinen Schritt in die „höhere“ Politik tat er bei den Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP und Grünen 2019: Als Ökostromexperte war er als Berater mit dabei. Seine wichtigste Ansprechpartnerin war die damalige Global-2000-Chefin Leonore Gewessler. Ein paar Wochen später waren beide Teil der Regierung. Gewessler als Ministerin, Brunner als ihr Staatssekretär. Das harmonische Verhältnis aus den Regierungsverhandlungen hielten sie nicht lange durch. Brunner ging schon einmal auf Konfrontation zu ihr, sie ignorierte ihn dafür weitgehend. Jedenfalls dachte man: Staatssekretär – das ist der politische Karrierehöhepunkt des Magnus Brunner.
Doch es ging noch höher hinauf: Als Karl Nehammer Bundeskanzler wurde, machte er Magnus Brunner überraschend zum Finanzminister. Unter anderem ging dann die Abschaffung der Kalten Progression auf sein Konto. Diese – im innenpolitischen Kontext durchaus ein historisches Ereignis – wird mit seinem Namen verbunden bleiben. Hinzu kamen zwei Budgets und ein Finanzausgleich. Nach der Affäre um Finanzministeriums-Generalsekretär Thomas Schmid ließ Brunner diese (Inseraten-)Causa intern prüfen. Und nun macht der Kanzler ihn zum EU-Kommissar. Es geht also noch eine Stufe höher.
Magnus Brunner war im Kloster Mehrerau und ein Jahr im englischen Eton College zur Schule gegangen. Er hat Rechtswissenschaften an der Uni Innsbruck studiert, danach machte er ein Post-Graduate am King’s College in London. Sein Couleurname beim CV ist Hamlet. Brunner begann bei der Industriellenvereinigung in Vorarlberg zu arbeiten und war dann Büroleiter des dortigen Landeshauptmanns Herbert Sausgruber. Nebenbei war Brunner Direktor des ÖVP-Wirtschaftsbunds.
Ab dem Jahr 2020 war Brunner Präsident des Österreichischen Tennisverbands (ÖTV). Er selbst spielte in seiner Jugend professionell Tennis. Und gewann sogar gegen den späteren US-Open-Sieger Julian Knowle. Er hat auch noch ein zweites Hobby: Brunners Familie, die es in der Textilbranche zu Vermögen brachte, verfügte zuhause in Höchst über einen der wenigen Croquet-Plätze Kontinentaleuropas.
Für Negativ-Schlagzeilen sorgte Brunner, als er sich als Minister mit einem E-Scooter überschlug und ihm der Führerschein abgenommen wurde, weil er eine Geschwindigkeitsbegrenzung missachtete. Brunner ist verheiratet und Vater dreier – ebenfalls Tennis-begeisterter – Söhne. Politisch gilt Magnus Brunner als pragmatischer Wirtschaftsliberaler.