Die scharfzüngige Leinwandheldin: Maggie Smith gestorben
Für ihre über 70-jährige Karriere wurde die gebürtige Londonerin ausgiebig gewürdigt. So gehörte Maggie Smith zu den wenigen Schauspielerinnen, die alle wichtigen Theater- und Filmpreise gewonnen haben, teils mehrfach: Zwei Oscars, drei Golden Globes, vier Emmys und fünf Baftas finden sich in der Würdigungsliste der scharfzüngigen Künstlerin. Dabei hat sich Smith ungeachtet ihrer beeindruckenden Filmografie vor allem mit zwei Rollen in die Hollywoodgeschichte eingeschrieben: Als Hogwarts stellvertretende Schulleiterin und Quidditch-Fan Professor McGonagall unterstützte sie Harry Potter in der Kinoserie. Und als Lady Violet Crawley, verwitwete Countess of Grantham in der Nostalgie-Serie „Downton Abbey“, die sie weltweit in die Wohnzimmer brachte. Eigentlich wollte sie im Kinofilm zur Erfolgsserie „Downton Abbey“ gar nicht mehr mitspielen – es sei denn, er begänne mit der Beerdigung ihres Charakters. „Ich könnte abkratzen, und es würde einfach mit meiner Leiche losgehen“, schlug sie dem Drehbuchautor salopp beim „BFI and Radio Times Festival“ vor. Daraus wurde nichts, und so folgte 2022 gar Teil 2 der Kinoreihe. Dabei hielt Smith nichts von ihrer Berühmtheit – bis „Downton Abbey“ habe sie ein völlig normales Leben geführt. „Niemand wusste, wer zum Teufel ich war“, beschrieb sie auf dem Festival. „Ich ging ins Theater, besuchte Galerien, alles alleine.“
Geboren wurde Maggie Smith am 28. Dezember 1934 in Ilford bei London, aber die Familie zog bald nach Oxford, wo ihr Vater eine Stelle an der Universität angeboten bekommen hatte. Ihre schottische Mutter arbeitete als Sekretärin und riet ihr lange davon ab, Schauspielerin zu werden. Doch Smith stand bereits mit 17 Jahren als Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“ im Oxford Playhouse auf der Bühne – der Beginn einer erfolgreichen Bühnenkarriere, die sich über 70 Jahre erstrecken sollte.
1963 unterstützte sie Elizabeth Taylor und Richard Burton im Kinodrama „Hotel International“. Bereits zwei Jahre später wurde sie für den Oscar nominiert, als sie die Desdemona neben Laurence Oliviers Othello spielte. Vielen gilt „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ (1969) als ihr bester Film. Für das Werk erhielt sie mit 35 Jahren ihren ersten Oscar. 1979 wurde der zweite Oscar fällig, für ihre Nebenrolle im Drama „Das verrückte California-Hotel“. Gleichzeitig brillierte sie am Londoner West End und New Yorker Broadway. In einem ihrer seltenen Interviews erklärte sie, warum sie die Bühne dem Film bevorzugt: „Keine zwei Aufführungen sind genau gleich“, sagte sie der „Sunday Post“.
Unvergesslich war sie später auch in Blockbustern wie Steven Spielbergs Peter-Pan-Version „Hook“, „Sister Act“ und „Der Club der Teufelinnen“. In der Rentnerkomödie „Best Exotic Marigold Hotel“ (2011) und deren Fortsetzung feuerte sie einen Spruch nach dem anderen ab. Mit „The Lady in the Van“ (2015) demonstrierte sie noch einmal ihr großes dramatisches Talent: Die Verfilmung von Alan Bennetts Freundschaft mit einer Obdachlosen, die 15 Jahre lang in ihrem Van in seiner Einfahrt residierte.
Auch eine Brustkrebserkrankung 2008 warf Maggie Smith nur vorübergehend aus der Bahn. Trotzdem drehte sie währenddessen den sechsten Harry-Potter-Film und verkündete: „Ruhestand ist keine Option. Also werde ich weiter mit Charakteren wie Violet oder anderen alten Schachteln arbeiten.“