1934–2024: Maggie Smith ist tot

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1934–2024

Die britische Schauspielerin Maggie Smith ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 89 Jahren, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf ihre Familie meldete. Smith gehörte zu den großen Schauspielerinnen ihrer Generation – sie spielte zum Beispiel in den „Harry Potter“-Verfilmungen, der Serie „Downton Abbey“ und in der Komödie „Sister Act – Eine himmlische Karriere“ mit.

Maggie Smith - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 16.15 Uhr (Update: 17.47 Uhr)

Smith starb am Vormittag in einem Krankenhaus, wie PA meldete. Sie sei am Ende mit Freunden und Familie zusammen gewesen, hieß es in einer Erklärung ihrer Söhne, aus der die britische Nachrichtenagentur zitierte.

Für ihre über 70-jährige Karriere wurde die gebürtige Londonerin ausgiebig gewürdigt und durfte nach einer Ehrung des britischen Königshauses sogar den Titel „Dame“ tragen. So gehörte Smith zu den wenigen Schauspielerinnen, die alle wichtigen Theater- und Filmpreise gewonnen haben, teils mehrfach: Zwei Oscars, drei Golden Globes, vier Emmys und fünf BAFTAs finden sich in der Würdigungsliste der scharfzüngigen Künstlerin.

Professor McGonagall und Lady Violet Crawley

Dabei hat sich Smith ungeachtet ihrer beeindruckenden Filmografie vor allem mit zwei Rollen in die Hollywood-Geschichte eingeschrieben: Als Hogwarts stellvertretende Schulleiterin und Quidditch-Fan Professor McGonagall unterstützte sie Harry Potter in der Kinoserie. Und als Lady Violet Crawley, verwitwete Countess of Grantham, in der Nostalgieserie „Downton Abbey“, die sie weltweit in die Wohnzimmer brachte.

Ihre Rolle in „Harry Potter“ machte Smith weltbekannt

Eigentlich wollte sie im Kinofilm zur Erfolgsserie „Downton Abbey“ gar nicht mehr mitspielen – es sei denn, er begänne mit der Beerdigung ihres Charakters. „Ich könnte abkratzen, und es würde einfach mit meiner Leiche losgehen“, schlug sie dem Drehbuchautor salopp beim „BFI and Radio Times Festival“ vor. Daraus wurde nichts, und so folgte 2022 gar Teil zwei der Kinoreihe. Dabei hielt Smith nichts von ihrer Berühmtheit – bis „Downton Abbey“ habe sie ein völlig normales Leben geführt. „Niemand wusste, wer zum Teufel ich war“, beschrieb sie auf dem Festival. „Ich ging ins Theater, besuchte Galerien, alles alleine.“

Bühne bevorzugt

Geboren wurde Smith am 28. Dezember 1934 in Ilford bei London, aber die Familie zog bald nach Oxford, wo ihr Vater eine Stelle an der Universität angeboten bekommen hatte. Ihre schottische Mutter arbeitete als Sekretärin und riet ihr lange davon ab, Schauspielerin zu werden. Doch Smith stand bereits mit 17 Jahren als Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“ im Oxford Playhouse auf der Bühne – der Beginn einer erfolgreichen Bühnenkarriere, die sich über 70 Jahre erstrecken sollte.

Maggie Smith - Figure 2
Foto ORF
Als „sehr turbulent“ beschrieb Smith die geschiedene Ehe mit ihrem Schauspielerkollegen Robert Stephens

1963 unterstützte sie Elizabeth Taylor und Richard Burton im Kinodrama „Hotel International“. Bereits zwei Jahre später wurde sie für den Oscar nominiert, als sie die Desdemona neben Laurence Oliviers Othello spielte. Vielen gilt „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ (1969) als ihr bester Film. Für das Werk erhielt sie mit 35 Jahren ihren ersten Oscar. 1979 wurde der zweite Oscar fällig, für ihre Nebenrolle im Drama „Das verrückte California-Hotel“. Gleichzeitig brillierte sie am Londoner West End und New Yorker Broadway. In einem ihrer seltenen Interviews erklärte sie, warum sie die Bühne dem Film bevorzugt: „Keine zwei Aufführungen sind genau gleich“, sagte sie der „Sunday Post“.

„Ruhestand ist keine Option“

Unvergesslich war sie später auch in Blockbustern wie Steven Spielbergs Peter-Pan-Version „Hook“, „Sister Act“ und „Der Club der Teufelinnen“. In der Pensionistenkomödie „Best Exotic Marigold Hotel“ (2011) und deren Fortsetzung feuerte sie einen Spruch nach dem anderen ab. Mit „The Lady in the Van“ (2015) demonstrierte sie noch einmal ihr großes dramatisches Talent: Die Verfilmung von Alan Bennetts Freundschaft mit einer Obdachlosen, die 15 Jahre lang in ihrem Van in seiner Einfahrt residierte.

Dame Maggie Smith introduced us to new worlds with the countless stories she acted over her long career.

She was beloved by so many for her great talent, becoming a true national treasure whose work will be cherished for generations to come.

Our thoughts are with her family and…

— Keir Starmer (@Keir_Starmer) 27. September 2024

Auch eine Brustkrebserkrankung 2008 warf Smith nur vorübergehend aus der Bahn. Trotzdem drehte sie währenddessen den sechsten Harry-Potter-Film und verkündete: „Ruhestand ist keine Option. Also werde ich weiter mit Charakteren wie Violet oder anderen alten Schachteln arbeiten.“

Premier würdigt Smith

Der britische Premierminister Keir Starmer schrieb auf der Plattform X, Smith sei von vielen für ihr großartiges Talent geliebt worden: „Dame Maggie Smith hat uns mit den zahlreichen Geschichten, in denen sie im Laufe ihrer langen Karriere mitgespielt hat, in neue Welten eingeführt.“ Ihre Arbeit werde noch über Generationen geschätzt werden.

Smiths Schauspielkollege Hugh Bonneville würdigte Smith als „wahre Legende“. Jeder, der jemals eine Szene mit ihr gedreht habe, werde ihr scharfes Auge, ihren scharfen Witz und ihr herausragendes Talent bestätigen können. „Sie war eine wahre Legende ihrer Generation und wird zum Glück in so vielen großartigen Auftritten auf der Leinwand weiterleben“, hieß es in einer Stellungnahme von Bonneville. Auch das Team der britischen Film- und Fernsehakademie würdigte Smith als Theater- und Filmlegende.

Auf Instagram erinnerte auch die US-amerikanische Schauspielerin Whoopi Goldberg an Smith. Die beiden waren in „Sister Act“ zu sehen. Goldberg postete ein Foto der beiden im Nonnengewand. „Maggie Smith war eine großartige Frau und eine brillante Schauspielerin“, schrieb Goldberg. Sie könne immer noch nicht glauben, dass sie das Glück gehabt habe, mit so einem einzigartigen Menschen zusammenzuarbeiten.

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