Luke Mockridge verhöhnt Para-Athleten bei Paralympics 2024

Luke Mockridge

Comedian und Fernsehmoderator Luke Mockridge hat die Paralympics-Athleten in Paris ins Lächerliche gezogen und für viel Empörung gesorgt. „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, sagte der 35-Jährige im Podcast „Die Deutschen“ der Hosts Nizar und Schayan.

Auch seine Gedanken über die Entstehung der Paralympics gab er preis. „Abgefahren: Der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und gesagt hat: ‚Ey, Du kennst doch die Olympischen Spiele. Ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in Eurem Land. Sollen wir mal schauen, wer Schnellere hat?'“, sagte er.

Kappel: „Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit“

Die frühere Bahnradsportlerin Kristina Vogel, die seit einem Trainingsunfall querschnittgelähmt ist, reagierte entsetzt: „Für die Frage, warum Menschen sich den Mund fusselig reden, weil es immer noch welche gibt, die eine so menschenverachtende Sch** erzählen und behinderte Menschen einfach so niedermachen. Hier einfach ein Beispiel, es ist unfassbar“, schrieb Vogel auf ihrem Instagram-Kanal. Dazu teilte sie den bereits drei Wochen alten Clip mit Mockridges Aussagen.

„Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind“, sagte Kugelstoßer Niko Kappel auf F.A.Z.-Anfrage: „Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen.“

Behindertensportverband: Mockridge solle sich Para-Sport selbst anschauen

Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) sprach unterdessen eine Einladung aus. „Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind – und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind“, teilte der DBS auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Eine größere Aufmerksamkeit möchten wir diesem Beitrag nicht widmen.“

Bereits zuvor hatte Özcan Mutlu, Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin, eine Entschuldigung von Mockridge gefordert. „Eine Entgleisung sondergleichen. Das kann weder als Comedy noch als bloße Dummheit abgetan werden“, sagte Mutlu der Deutschen Presse-Agentur, „solche herabwürdigenden Äußerungen sind absolut inakzeptabel und verdienen scharfe Verurteilung. Mockridge sollte sich zutiefst schämen und unverzüglich entschuldigen.“ Diese Entgleisung zeige auch, „dass wir gesellschaftlich noch viel tun müssen, damit Inklusion keine Worthülse bleibt“, sagte der ehemalige Bundestagsabgeordnete (Bündnis90/Die Grünen).

Der 56-jährige Mutlu hatte in der vergangenen Woche die Wettkämpfe in Paris vor Ort verfolgt und war fasziniert von dem „wundervollen Geist“ der Spiele. „Die Para-Athlet*innen sind nicht nur herausragende Sportler*innen, die beeindruckende Leistungen erbringen, sondern auch bewundernswerte Menschen, starke Kämpfer*innen und Vorbilder für Millionen“, sagte Mutlu und verwies auf die beiden letzten Tage der Paralympics an diesem Wochenende: „Ich kann nur jedem empfehlen, die Paralympics zu besuchen oder im Fernsehen zu verfolgen – es ist schlichtweg inspirierend!“

Schon in der Vergangenheit war Mockridge in den Fokus gerückt. Unter anderem hatte er im „ZDF-Fernsehgarten“ mit einem irritierenden Auftritt für Ärger gesorgt. „Die Witze allerdings, die Luke Mockridge heute von sich gegeben hat, trafen weder unseren Humor, noch den des Publikums. Mehr gibt es leider nicht zu sagen, der Auftritt spricht für sich selbst“, hatte das ZDF damals mitgeteilt.

Mockridge hatte einst zu den Sender-Gesichtern von Sat.1 gezählt. Im August 2021 hatte er dann aber nach Anschuldigungen seiner ehemaligen Partnerin gegen ihn wegen sexualisierter Gewalt eine Auszeit angekündigt und war seither im Fernsehen kaum mehr in Erscheinung getreten. Mockridge bestritt die Vorwürfe, das Verfahren wurde mittlerweile eingestellt. Ab Mitte September soll Mockridge nun wieder durch eine Sendung führen.

Semechin und Schmidt tragen Fahne bei Abschlussfeier

Die paralympischen Goldmedaillengewinner Elena Semechin und Maurice Schmidt werden bei der Schlussfeier der Spiele von Paris die deutsche Fahne tragen. Das bestätigte der Deutsche Behindertensportverband im Anschluss an seine Bilanz-Pressekonferenz. Die Zeremonie im Stade de France beginnt am Sonntag um 20.30 Uhr. Fechter Schmidt war bei seiner zweiten Teilnahme mit dem Säbel nicht zu bezwingen. Die sehbehinderte Semechin, die aus Sponsoring-Gründen noch unter dem Namen Krawzow schwimmt, sicherte sich im Becken Gold über 100 Meter Brust.

„Elena und Maurice haben stellvertretend für das gesamte Team Deutschland Paralympics mit ihren Leistungen Millionen von Menschen begeistert“, sagte Delegationsleiter Karl Quade. „Sie sind würdige Fahnenträger – und nicht zuletzt aufgrund ihrer glänzenden sportlichen Erfolge und ihrer beeindruckenden Persönlichkeiten herausragende Vorbilder für den deutschen Para-Sport.“ (dpa)

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