Luke Mockridge und die Grenzen des Humors: Sat.1 stoppt seine ...

8 Tage vor
Luke Mockridge

Inwieweit kann man über Menschen mit Behinderung Witze machen und wo wird es menschenverachtend? Luke Mockridge und seine Gastgeber haben das im Podcast „Die Deutschen“ vorgeführt.

„Comedy ist tot.“ Das ist eine der vielen Randbemerkungen im Podcast „Die Deutschen“, der derzeit für Aufregung sorgt. Denn im August hatten Comedian Nizar und YouTuber Shayan Garcia in diesem, ihrem Podcast, den Moderator Luke Mockridge eingeladen. Es wurde in allerlei Richtungen geblödelt, „der ist echt fett geworden“ hier, „bei Jackass haben wir so gelacht“ da.

Auch zur Frage, was die Vorteile eines Attests für eine geistige Behinderung wären, kam nicht zu kurz. Ein wenig so, wie wenn sich drei 13-Jährige am Schulhof treffen. Mockridge nutzte die Chance, aus seiner aktuellen Show zu zitieren: „Ich finde das ja mega“, sagte er über die Paralympics, „ein tolles Event für Inklusion. Aber der Erste, der die Idee hatte: das ist schon abgefahren, oder? Der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und gesagt hat ey, ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land, oder? Sollen wir mal kucken, wer schnellere hat?“

Ein Gastgeber amüsierte sich prächtig beim Nachahmen verkrüppelter Hände und ließ sich von Mockridge das Schwimmen erklären: „Es gibt Menschen ohne Arme und Beine, die wirft man ins Becken“. Auf den Einwurf, dass „die doch ertrinken“, meinte er: „Und wer als Letzter ertrinkt, hat gewonnen.“

Der Witz kam in der Runde äußerst gut an, er hatte aber Konsequenzen: „Was ist in der Box?“, die neue TV-Sendung von Mockridge, wurde abgesagt. Sat.1 erklärte, die Aussagen des Moderators passten nicht zu den Werten des TV-Senders. Die zuvor erfolgte Entschuldigung Mockridges für seine „unangebrachten Worte“ erachte man zwar als „glaubhaft“, er solle das Thema aber „im Sinne aller Menschen mit Behinderung“ weiter aufarbeiten.

Die „FAZ“ zitierte einen kleinwüchsigen deutschen Sportler, der bei den gerade in Paris zu Ende gegangenen Paralympischen Spielen Silber gewonnen hatte: „Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen“.

Man dürfe natürlich auch über Para-Athleten Späße machen, sagte Weitsprung-Goldmedaillengewinner Markus Rehm. Solange es auf einem gewissen Niveau bleibe. Die Späße dürften aber nicht „in die unterste Schublade“ abrutschen und „vor allem nicht menschenverachtend werden“. Dieses Abrutschen hat der Podcast „Die Deutschen“ recht eindrucksvoll vorgeführt.

Die Sequenz ist ab Minute 41 zu hören.

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