Darts-WM: "Ich gehe davon aus: Er wird einer der Besten aller Zeiten"
Schon vor dem Auftakt der Darts-WM schreibt ein Talent Geschichte. Der 16 Jahre junge Luke Littler bricht Rekord um Rekord - und bringt die Legenden zum Schwärmen.
Fünf Tage war eines der größten Talente der Darts-Welt zum Zuschauen verdammt, aber an Tag sechs darf Luke Littler endlich in die Darts-WM 2024 (Alle Spiele LIVE auf SPORT1) eingreifen. Der erst 16 Jahre junge Juniorenweltmeister bestreitet gegen Christian Klist sein erstes Match auf der größten Bühne, die Darts zu bieten hat.
Und wenn man dem legendären Phil Taylor glauben darf, dürfen sich die Fans auf eine echte Sensation freuen. „Ich gehe davon aus: Er wird einer der besten Spieler aller Zeiten sein“, gab der Rekordweltmeister im Vorfeld der WM zu Protokoll. Eine Vorhersage, die aus dem Munde der lebenden Darts-Ikone wie ein Ritterschlag wirkt. „Er ist der beste Teenager, den ich je in meinem Leben gesehen habe.“
Bei diesen Voraussetzungen könne sich der Engländer, der unter dem Spitznamen „The Nuke“ auftritt, nur selbst die Karriere verbauen, ist sich Taylor sicher. „Wenn man 16, 17, 18 ist, will man natürlich rausgehen und sich amüsieren, und der Junge könnte Millionär werden. Aber dann muss man daheimbleiben und sich engagieren, und das wird ein bisschen dauern.“
Bislang steht für Littler jedoch der Sport im Vordergrund. Davon konnten sich die Fans am Endspielabend der Players Championship Finals überzeugen, als sich mit Gian van Veen und Luke Littler zwei absolute Toptalente um den begehrten WM-Titel bei den Junioren gegenüberstanden. Während der Niederländer als leichter Favorit in die Partie ging, drehte sein Gegner auf und zeigte ein unglaublich hohes Niveau.
Satte 13-mal gelang ihm das Maximum von 180 Punkten, am Ende hatte er einen starken Average von 102,16 Punkten. Zwar musste er nach der zwischenzeitlichen 5:1-Führung noch etwas bangen, als van Veen auf 4:5 herankam. Aber er blieb trotz seines jungen Alters cool und holte sich die Trophäe.
Mit 16 Jahren, 10 Monaten und fünf Tage ist Littler damit der jüngste Junioren-Weltmeister aller Zeiten. „Es ist unglaublich. Mir fehlen die Worte“, sagte er nach seinem Erfolg.
Littler nimmt Darts-Pfeil bereits als Baby in die Hand
Es ist das bisherige Highlight in der noch sehr jungen Karriere des Engländers aus der Kleinstadt Warrington in der Nähe von Liverpool.
Schon 18 Monate nach seiner Geburt hatte er erstmals einen Dart-Pfeil in der Hand - der Weg in den Sport war also vorgezeichnet. Als Achtjähriger trat er dann der St. Helens Jugendakademie bei.
Nachdem er national zahlreiche Titel abgesahnt hatte, stellte er auch international sein Talent früh unter Beweis. Im Alter von 13 Jahren gewann er bereits zwei Turniere auf der Junioren-Darts-Tour JDC, bei der alle Spieler unter 18 teilnehmen dürfen.
Im November 2021 mussten dann auch die Herren feststellen, wie gut der junge Engländer schon ist. Beim WDF-Turnier Irish Open war er von der Konkurrenz nicht aufzuhalten und stand als 14-Jähriger ganz oben auf dem Siegerpodest. Wenige Tage später spielte er dann seinen ersten Neun-Darter.
Darts-Supertalent spielte bereits im Ally Pally
Zudem wurde ihm schon die Ehre zu teil, Luft im legendären Alexandra Palace zu schnuppern. Er spielte im Dezember 2022 das Finale der JDC-WM gegen seinen englischen Landsmann Harry Gregory.
„The Nuke“ fegte mit 5:0 über seinen Kontrahenten weg, den Schlusspunkt setzte er mit einem 112er Finish. „Das ist definitiv die beste und größte Bühne, auf der ich je gespielte habe“, jubelte der damals 15-Jährige.
Damit machte der Engländer seinem Nickname einmal mehr alle Ehre. Während „nuke“ zu Deutsch Atomwaffe bedeutet, passt „to nuke“, also jemanden platt machen, doch etwas besser.
Dieses Gefühl musste auch Nick Fullwell erfahren. Bei den UK Open in diesem Jahr wurde er von dem jüngsten Teilnehmer aller Zeiten nach Belieben dominiert und musste mit 0:6 die Segel streichen. Littler bezwang in der Folge auch Rusty-Jake Rodriguez und Ritchie Edhouse, ehe er an Adam Gawlas scheiterte.
Auslosung meinte es mit Littler gut
Im Sommer gelang ihm dann der nächste Schritt. Mit seinem Einzug ins Junioren-WM-Finale sicherte Littler sich auch sein WM-Ticket für die Herren. „Ich kann es nicht glauben. Ich habe mich selbst überrascht“, sagte er damals im PDC-Interview und ergänzte: „Am Anfang des Jahres war mein Ziel ein Turnier auf der PDC Development Tour zu gewinnen. Jetzt stehe ich bei fünf!“
Diese Erfolge schafft er vor allem dank seines Talents. Laut eigener Aussage trainierte er zuletzt nur „30 Minuten oder eine Stunde pro Tag“. Das macht seine regelmäßigen Drei-Dart-Averages von über 100 Zählern umso bemerkenswerter.
Die WM-Auslosung meint es mit Littler auch durchaus gut. In der ersten Runde trifft er auf den Niederländer Christian Kist, dann wartet Andrew Gilding. Durch das Aus von James Wade würde auch in der dritten Runde ein potenziell machbarer Gegner bereit stehen - ehe im Achtelfinale „Snakebite“ Peter Wright drohen würde.
„Ein seltenes Talent“
„Ich kann es kaum erwarten, in den Ally Pally zu kommen“, sagte Littler im Vorfeld des Turniers. Und dieses Gefühl beruht in der Darts-Szene auf Gegenseitigkeit.
„Je mehr ich Luke Littler sehe, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass er das einzig Wahre ist. Er ist ein seltenes Talent“, schwärmte Darts-Profi Matthew Edgar bei der BBC-Übertragung des WM-Finals der Junioren. Auch Legende Wayne Mardle meinte: „Der Sport ist in guten Händen.“
Wie gut Luke Littlers Hände bereits sind, kann er nun bei der Weltmeisterschaft beweisen.