Frankreich: Älteste Frau der Welt gestorben – Portwein und ihr Glaube hielten sie jung

19 Jan 2023
Schwester André, geborene Lucile Randon, wurde 118 Jahre alt.

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Schwester André, geborene Lucile Randon, wurde 118 Jahre alt.

© Quelle: Nicolas Tucat/AFP/dpa

Mit 118 Jahren ist die Nonne und älteste Frau der Welt, André, in Südfrankreich verstorben. Sie erlebte zwei Weltkriege, arbeitete viele Jahre als Altenpflegerin und überlebte eine Corona-Infektion. Als ihre Geheimnisse für ihr hohes Alter galten ihre Vorliebe für Portwein und ihr Engagement für andere.

Birgit Holzer

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Paris. Ein paar Wochen noch, und Schwester André hätte am 11. Februar ihren 119. Geburtstag noch erlebt. Doch in der Nacht zu Mittwoch ist die mutmaßlich älteste Frau der Welt im südfranzösischen Toulon gestorben, wo sie in einem Altenpflegeheim gelebt hatte.

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„Es herrscht große Traurigkeit, aber es war ihr Wunsch, ihrem geliebten Bruder nachzufolgen“, ließ ihr Pfleger David Tavella wissen. „Für sie ist es eine Befreiung.“ Zuvor hatte sie manchmal gesagt, sie wolle Jeanne Calment übertreffen, die 1997 im Alter von 122 Jahren gestorben war und damit einen Weltrekord hielt. Frankreich zählt besonders viele über Hundertjährige, einer Statistik zufolge sollen es mehr als 26.000 sein.

Portwein als Jugendelixier?

Immer wieder hatte man die Ordensschwester, die seit dem Tod der Japanerin Kane Tanaka im April 2022 im Alter von 119 Jahren als älteste Person der Welt galt, nach dem Geheimnis für ihr hohes Alter gefragt. Meist sprach sie dann über den süßen Portwein, den sie so gerne trank, von ihrem religiösen Leben und ihrem Engagement für andere bis ins hohe Alter. „Wenn sie ein Geheimnis hätte, wäre sie seit Langem reich“, so zitierte sie Tavella.

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Als sie von ihrem neuen „Rekord“ erfahren habe, seien ihre ersten Gedanken zu den Menschen in ihrem Umfeld gegangen: „Sie war sehr stolz, sehr glücklich für ihre Familie und das Personal des Altenheims und freute sich, dass das Aufmerksamkeit für die Einrichtung brachte.“

Krankenpflegerin mit 108 Jahren

Geboren wurde Schwester André unter dem bürgerlichen Namen Lucile Randon im südfranzösischen Alès. Aus einer protestantischen Familie stammend, ließ sie sich im Alter von 26 taufen und trat mit 41 Jahren dem Orden der Vinzentinerinnen bei. Den männlichen Namen André nahm sie als Hommage an einen ihrer drei Brüder an. 31 Jahre lang arbeitete sie in einem Krankenhaus in der Stadt Vichy. Auch später noch, bis zum Alter von 108 Jahren, kümmerte sie sich in einem Altenpflegeheim um Senioren, die teils deutlich jünger waren als sie selbst. Eine Corona-Infektion im Jahr 2020 überstand die Nonne ohne Symptome. Schwer sei in dieser Zeit hingegen gewesen, „gefesselt an den Rollstuhl, isoliert in meinem Zimmer und ohne Besucher“ zu sein, sagte sie später.

Mit den Jahren werde sie aber schwieriger, gab sie beim Besuch eines Journalisten zu. „Ich ertrage die Gäste nicht mehr, ich bin weniger liebenswürdig.“ Man habe sie immer für ihre Weisheit und ihre Intelligenz bewundert: „Jetzt macht man sich über mich lustig, weil ich rebellisch geworden bin.“ Sie bekomme viele Geschenke und Briefe aus der ganzen Welt – von den USA und Griechenland über Italien bis Kanada, die er der erblindeten alten Dame vorlese, erzählte David Tavella. Manchmal seien auch seltsame Bitten darunter, wie jene nach einer Haarsträhne von Schwester André, „so als ob das Geheimnis ihres langen Lebens in ihrer DNA liegen würde“.

Erinnerungen an zwei Weltkriege

Auch einen handgeschriebenen Brief von Emmanuel Macron hat sie schon erhalten – er ist der 19. französische Präsident, den sie erlebt hat. Außerdem hat sie noch Erinnerungen an die beiden Weltkriege. „Ich habe schöne Dinge gesehen und sehr traurige“, erzählte sie anlässlich ihres 116. Geburtstages. „Kinder, die man zurückließ, weil man sie nicht ernähren konnte, und Kinder, die von Familien aufgenommen wurden.“ Das für sie persönlich glücklichste Erlebnis war die Rückkehr ihrer beiden Brüder aus dem 1. Weltkrieg: „Das war selten, denn in den Familien gab es eher zwei Tote als zwei Überlebende.“

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Eine offizielle Stelle, die den „Titel“ des ältesten lebenden Menschen verleihe, gibt es nicht, darauf wies Laurent Toussaint hin, der für die internationale Datenbank IDL („International Database on Longevity“) arbeitet. Er wies darauf hin, dass man außerdem „sehr vorsichtig“ zu sein habe: Es sei möglich, dass es eine noch ältere Person als die jeweils bekannte gebe.

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