Lido Sounds in Linz feierte gelungene Premiere

Lido Sounds

news/APA/Freitag, 16.06.23, 18:04:53

Ein neues Festival, das sich von derartigen Veranstaltungen unterscheiden will, ist am Freitag in Linz gestartet: Das Lido Sounds bietet über drei Tage jeweils 25.000 Besuchern ein stilistisch buntes Programm. Abwechslungsreich gestaltete sich auch das Wetter: Brannte zunächst die Sonne herab, wurde das Programm auf der Hauptbühne dann wegen Regengüssen und Unwetterwarnung unterbrochen. Letzteres blieb aus, die Show konnte weitergehen - mit Sonne und Anna Calvi in Topform.

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Der Auftritt von Calvi wurde stark gekürzt, dafür war ihre Performance umso intensiver. Statt Donner von oben entfachte die Britin ein Gitarrengewitter erster Güteklasse von der „Main Stage“. Erstaunlich, wie fragil und gleichzeitig wütend die Songs der 42-Jährigen, hier begleitet von Schlagzeug und Keyboard, tönen. Calvis eindringliche Stimme gepaart mit ihren fantastischen, in psychedelischen Hardrock ausufernden Soli packten die Fans. Beim Schlusspunkt, dem aus „Peaky Bilnders“ bekannten „Ain’t No Grave“, fuhr die Musikerin mit dem Mikro den Gitarrenhals entlang und ließ ihr Instrument in bester Jimi-Hendrix-Manier dröhnen. Ihr Set dauerte nur knapp 30 Minuten, die allein waren aber schon den Besuch wert.

Die heimische Szene ist gut vertreten, auch die Geschlechterquote lässt wohl keine Wünsche offen. Auf dem zweiten Schauplatz, der „Ahoi! Pop Summer Stage“, machte der niederösterreichische Shootingstar Lou Asril den Anfang und verbreitete mit seinem Wohlfühlpop gute Stimmung. Kantiger präsentierten sich My Ugly Clementine auf der „Main Stage“. Die Band um Sophie Lindinger rockte ordentlich rau, überstand einen kurzfristigen Bass-Ausfall souverän mit Publikumsinteraktion und rief zum Besuch der Pride auf. Diese stehe „immer noch für Protest“, vor allem auch wegen der jährlichen Gegendemo sollte man ein Zeichen setzen.

Als allererster Act am ersten Tag beim ersten Lido Sounds hatte sich Danger Dan auf der „Main Stage“ als Liedermacher am Klavier, dann auch mit Streich-Quartett-Begleitung präsentiert – und nicht als Teil der Rap-Formation Antilopen Gang. Das war ein ungewöhnliches, aber wirkungsvolles Opening eines Festivals bei Sonnenlicht. Dass er den Anfang machte, war vom Veranstalter bewusst gewählt: „Die in seinen Liedern besungenen Werte decken sich mit unserer Philosophie und dem, wofür wir stehen: Wir als Arcadia Live denken und agieren zu 100 Prozent antirassistisch, antifaschistisch und positionieren uns klar gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung jeder Art“, hieß es.

Waren die raren Schattenplätze unter den wenigen Bäumen entlang der Betonfläche des Urfahrmarktes zunächst sehr begehrt, strömten die Massen während der Regengüsse ins „Ahoi! Pop“-Zelt. Coach Party durften sich daher über einen regen Zuspruch erfreuen, das Publikum ging auch weiter hinten bei dem Set der rockigen Band von der Isle of Wight voll mit. Bei Avec hieß es dann „full house“, Sperren waren vor dem knapp 6.000 Leute fassenden Zelt aufgebaut.

Als Oberösterreicherin empfinde sie es als „eine besondere Ehre“ bei der Lido-Sounds-Premiere dabei zu sein, so Miriam Hufnagl alias Avec. „Wir haben bereits einige Festivals gespielt, in Österreich fast alles durch. Aber das hier ist was Besonderes“, sagte sie im APA-Gespräch. Dass man hier mitunter ernste Themen anspricht, hält die 1995 geborene Sängerin und Gitarristin für wichtig. Ihre letzte Single „Look Around“ passe da gut: „Es geht darum, dass wir endlich alle aufwachen und bei uns selbst anfangen müssen, bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen.“ Das Lied war im Set ebenso zu hören wie die neue Single „Walls“, die kommenden Freitag veröffentlicht wird. „Das ist so ein bisschen das Liebeslied-Klischee, es geht allerdings in die Tiefe. Es handelt von den Wänden, die man zum Selbstschutz im Kopf aufbaut.“

Mit der Kombi aus bedeutungsvollen Texten und eingängigen Melodien wusste Avec jedenfalls zu gefallen. Ob sie auf der vergangenen Tour mit James Blunt dazugelernt habe? „Ich trau‘ mir zu sagen, dass wir sehr professionell sind, weil wir schon sehr lange Musik machen“, lachte Hufnagl. „Aber natürlich schaut man sich was ab, wie James etwa mit dem Publikum agiert. Da tue ich mir schwer. Ich kommuniziere gerne mit dem Publikum, aber mehr durch meine Musik als mit Reden.“

Die Anreise zum Gelände verlief sehr diszipliniert, „die Veranstalter haben das perfekt organisiert“, lobte Polizeisprecher David Furtner. Für Wirbel sorgte lediglich ein „geköpfter“ Baum. „Es ist derart ungeheuerlich, wie verantwortungslos mit den Bäumen am Veranstaltungsgelände umgegangen wird“, klagte die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger. Der Veranstalter nahm das „menschliche Versagen“ auf seine Kappe: „Aufgrund von Misskommunikation – beschneiden statt abschneiden – ist es zu dem bedauerlichen Vorfall gekommen.“

„Wir wollten in einem Ballungsraum etwas Urbanes machen und mit dem Line-Up einen gewissen Qualitätsanspruch bieten“, sagte Filip Potocki, Geschäftsführer des Veranstalters Arcadia Live. Als letzte Band im Zelt war am Freitag Interpol angesetzt. Anschließend wird Florence + The Machine als Headliner auf der „Main Stage“ für gehaltvollen Pop sorgen.

(S E R V I C E – )

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