Lewis Hamilton verzweifelt am Mercedes: So viel Untersteuern wie ...
Nächstes Kapitel in der Mercedes-Krise 2024. Lewis Hamilton findet beim Formel-1-Rennen in China keinen Grip und klagt über Untersteuern. Daran ist er aber zum Teil auch selbst Schuld.
Florian Niedermair21.04.2024, 15:40 Uhr
Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport RessortItaliener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.
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Der Sprint am Samstag war ein mehr als willkommenes Erfolgserlebnis für Lewis Hamilton. Der Mercedes-Pilot landete bei dem kürzeren der beiden Formel-1-Rennen in China auf dem zweiten Rang, nachdem er sich bereits auf P2 qualifiziert hatte, führte die erste Rennhälfte an und hatte auch punktemäßig sein erfolgreichstes Rennen des Jahres.
Doch das war nur eine Momentaufnahme und nicht das Ende der gegenwärtigen Mercedes-Krise, die Hamilton und George Russell in diesem Jahr erfasst hat. Denn bereits wenige Stunden später ging das Leiden von Hamilton mit einem Aus in Q1 weiter und am Sonntag setzte es sich fort.
Lewis Hamilton: Hatte in meinem Leben noch nie so viel UntersteuernDenn die Aufholjagd des siebenfachen Weltmeisters im China-GP verlief eher schleppend und reichte letztendlich nur zu Platz 9. "Es war definitiv nicht besser, als wir erwartet hätten", fasste er zusammen. "Ich dachte am Anfang, dass ich vielleicht irgendeine Berührung gehabt hätte, denn ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel Untersteuern", klagte er.
Doch Hamilton hatte mitnichten eine Berührung oder einen Schaden am Auto. Zwei Gründe machte er stattdessen für sein Abschneiden an diesem Wochenende aus. Einerseits das Setup. Denn nach dem Ende des Sprints machte Mercedes - wie die meisten anderen Teams - von einer Regeländerung für 2024 Gebrauch und stellte sein Setup unter Parc-Ferme-Bedingungen nochmal um. Auf Anordnung des Ex-Champions. "Es [Das Untersteuern, a.d.Red] lag am Setup, das ich ausgewählt hatte", gestand er.
Hamilton hatte schon am Samstag nach dem Qualifying daran gezweifelt, ob die Setup-Umstellungen nicht ein Fehlschlag waren. Das Rennen unterstrich diese Vermutungen. Der zweite Punkt, den Hamilton für seine Handling-Probleme ausgemacht hatte, waren die Reifen.
Hamilton klagt über Formel-1-Reifen: Fielen nach einer Runde auseinanderMercedes schickte den sechsfachen China-Sieger auf Soft-Pneus ins Rennen, in der Hoffnung damit früh Plätze aufholen zu können. In Wirklichkeit funktionierten die rot markierten Reifen aber am W15 für die gesamte Dauer des Runs nicht nach Plan. "Der Reifen fiel nach einer Runde auseinander", so Hamilton.
"In der Theorie hätte er mit den weicheren Reifen einen besseren Start haben sollen. Aber der Grip war einfach nicht vorhanden", stellte auch Teamchef Toto Wolff fest. Am Samstag hatte Hamiltons Teamkollege Russell noch den gesamten Sprint auf den Softs bestritten - ohne große Probleme. Mit dem Sonntags-Setup ertrugen sich die weichen Pirellis nicht mehr. Was Hamilton in Kombination mit der offenbar falschen Reifenwahl als Problempunkt ausmachte, war der Reifendruck.
Pirelli bestimmt an jedem Wochenende einen Mindest-Reifendruck, der nicht unterschritten werden darf. Dieser war in China mit 27 psi (Front) und 22 psi (Heck) relativ hoch. "Die Reifendrücke sind so hoch. So schlimm wie es im Moment war, war es noch nie", ärgerte sich Hamilton. Ein geringerer Druck ist in einem Formel-1-Auto besser für das Fahrgefühl und die Performance, birgt aber Sicherheitsrisiken für die Reifenstruktur, weshalb die verpflichtenden Vorgaben notwendig sind.
Auch George Russell chancenlos: Zwei verschieden Setups, beide gleich schnellDoch auch mit einem guten Setup hätte Hamilton keine Wunder erwartet. "Wir wären in dem Bereich gewesen, in dem George war", vermutete er. Russell landete in der Endabrechnung auf der sechsten Position. Gegen die Pace der beiden Ferraris und gegen Lando Norris konnte er nichts ausrichten.
Auch sein Setup war im Vergleich zum Sprint überarbeitet worden, allerdings weniger umfassend als jenes von Hamilton. "Wir hatten zwei verschiedene Setups an diesem Wochenende, beide haben ziemlich ähnliche Rundenzeiten und Performance gebracht", analysierte der Brite. Er glaubt, dass es im Moment an grundlegenderen Aspekten mangelt: "Es ist wie immer in der Formel 1. Je mehr Downforce man hat, desto schneller fährt man."
George Russell landete in China auf P6, Foto: LAT ImagesFür den nächsten GP in Miami kündigte Mercedes bereits Updates an. Im Moment sind diese bitter nötig, denn nach dem Rennen in China ist man weiter denn je von den ersten drei Teams in der Konstrukteurs-WM entfernt. McLaren liegt 44 Punkte vorne, während Aston Martin mit nur zwölf Zählern Rückstand den Silberpfeilen dicht auf den Fersen ist.
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