Bayer Leverkusen besiegt VfB Stuttgart in DFL-Supercup im ...
Mit der Brillanz der vergangenen Saison spielt Bayer Leverkusen noch nicht wieder Fußball, aber Xabi Alonso reichten wenige Tage in der neuen Saison, um noch einmal seine ganz außergewöhnliche Trainerkunst unter Beweis zu stellen. Als habe er geahnt, dass es in diesem Supercup-Finale, in dem der Doublesieger am Samstagabend seinen nächsten Titel gewann, ein Elfmeterschießen geben würde, hatte Alonso nach dem finalen Testspiel am Ende der Sommerpause gegen Betis Sevilla ein solches Shoot-Out üben lassen. Torhüter Lukas Hradecky hielt drei Schüsse.
Nun folgte also der Ernstfall, und wieder gewannen die Leverkusener, nachdem es nach 90 Minuten 2:2 gestanden hatte, und der VfB Stuttgart eigentlich lange Zeit überlegen war. „Ich freue mich, dass wir diese späten Comebacks nicht vergessen haben“, sagte Hradecky, der im entscheidenden Moment gegen Frans Krätzig hielt, bei Sky. „Beide Mannschaften wollten gewinnen, Stuttgart hat ein überragendes Spiel gemacht. Fußball macht wieder Spaß.“
Obwohl Alonso vor der Partie mehrfach auf die Bedeutung hinwies, die dieser Supercup-Wettbewerb für ihn hat, sah seine Startaufstellung zunächst aber wieder aus wie die Versuchsanordnung für ein Freundschaftsspiel. Mit Jonathan Tah, Florian Wirtz, Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong saßen vier Schlüsselspieler der vergangenen Saison auf der Bank. Dafür berief der Trainer die Neuzugänge Aleix Garcia, Jenauël Belocian und Martin Terrier, wobei Letzterer nach einem üblen Tritt gegen den Knöchel Ermedin Demirovics noch vor der Pause eine Rote Karte sah (37. Minute).
Intensives und emotionales Spiel
Nicht nur wegen der vielen Fouls war es kein besonders hochklassiges Fußballspiel, das die Teams dem Publikum boten. Früh hatte Victor Boniface Bayer 04 in Führung gebracht (11.), Enzo Millot glich nach einem schönen Spielzug schnell aus (15.). Prägender als die Torszenen waren aber die vielen Zweikämpfe, die die Teams führten in diesem unterhaltsamen Spiel; es war intensiv und emotional, auch auf den Trainerbänken.
Die Stuttgarter waren bereits in der Vorsaison mehrfach sehr nah dran, die in den nationalen Wettbewerben ungeschlagenen Leverkusener zu besiegen. An diesem Abend war der VfB zunächst ähnlich gut und nach dem Platzverweis für Terrier für fast eine halbe Stunde klar überlegen.
Allein in der ersten Hälfte trafen Demirovic (25.) und Pascal Stenzel (45.) den Pfosten sowie Millot die Unterkante der Latte (42.). Vielleicht harmonierten die Stuttgarter so viel besser, weil Trainer Sebastian Hoeneß mit Demirovic und Jeff Chabot nur zwei neue Spieler aufgestellt hatte. Manches spricht aber auch dafür, dass die Leverkusener noch weiter von der gewünschten Form entfernt sind als die Schwaben.
Bereits in den Testspielen war zu sehen, dass das Team noch nicht wieder mit dieser imponierenden Konsequenz, Präzision und Disziplin spielt wie im Meisterjahr. Es ist kaum möglich, diesen Erfolgsrausch zu wiederholen, eine der Herausforderungen bei Bayer 04 wird daher darin bestehen, auch mit weniger Erfolg und weniger Perfektion leben zu können. Das könnte allerdings auch für den Trainer schwierig werden, Alonso war erkennbar unzufrieden, gab Anweisungen, gestikulierte, sah auch eine Gelbe Karte, aber das hohe Niveau der Vorsaison konnte er nicht herbeireden.
Allerdings gelang es den Leverkusenern während der zweiten Halbzeit trotz Unterzahl recht gut, stabil zu bleiben. Bereits im Pokalfinale gegen 1. FC Kaiserslautern hatten sie nach einem Platzverweis einen Titel erkämpft. Zwischenzeitlich sah es allerdings nicht zu aus, als würde ihnen das abermals gelingen, weil Deniz Undav nach 63 Minuten einen sehr besonderen Moment schuf.
Unter der Woche war der Stuttgarter Stürmer nach einer Leihe im Vorjahr endgültig unter Vertrag genommen worden, nun saß er zunächst auf der Bank wurde nach 62 Minuten eingewechselt und schoss wenige Sekunden später mit seinem ersten Ballkontakt das 1:2.
Zwanzig Minuten vor dem Ende schickte Alonso dann endlich Wirtz, Frimpong und den Stürmer Patrik Schick in die Partie, das war noch einmal ein Signal. Frimpong hatte auch schnell eine große Chance zum Ausgleich (79.). Es wurde immer hitziger und nickeliger, Schiedsrichter Tobias Stieler wirkte zwischenzeitlich ziemlich überfordert, und tatsächlich traf Schick in der aufgeladenen Stimmung noch zum 2:2 (88.).
„Wenn du mit 2:1 führst, darfst du nicht verlieren“, sagte der sichtlich angefressene Undav bei Sat.1. „Vielleicht sind ein paar Spieler eingeschüchtert worden von der Atmosphäre.“ Das dürfe „auf diesem Niveau“ jedoch nicht passieren. Im Elfmeterschießen trafen alle Leverkusener, während die Stuttgarter Krätzig und Silas mit ihren Versuchen scheiterten.