EURO 2024: Ralf Rangnick mit nächstem Coup in Leipzig?

6 Tage vor
Leipzig

Der Leipziger Fußball der Neuzeit – egal ob man diesen nun gutheißt oder nicht – ist unweigerlich mit dem Namen Ralf Rangnick verbunden. Der Fußballtrainer und -funktionär gilt weitläufig als Architekt des aktuellen Red-Bull-Fußball-Imperiums und damit auch von RB Leipzig. Unter seiner Leitung als Trainer stieg RBL in die Bundesliga auf, als Sportdirektor und erneut als Chefcoach war er mitverantwortlich für die Etablierung im Oberhaus in den folgenden Jahren.

Nachdem sich im Sommer 2020 die Wege von Rangnick und dem österreich-thailändischen Brauseunternehmen trennten, ging es für es für den gebürtigen Backnanger über Stationen bei Lokomotive Moskau (Leiter Sport und Entwicklung) und Manchester United (Teammanager) schließlich zum Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB). Und hier konnte der einst als "Taktikprofessor" verschriene Fußballlehrer wieder seine ganze Kompetenz zeigen – das was ihm zuvor auch schon in Ulm, Hoffenheim, Salzburg und Leipzig gelungen war. Die Entwicklung eines Teams nach seinen Vorstellungen.

Österreichs Legenden trauen Rangnick alles zu

Der Einzug ins Achtelfinale – verbunden mit dem ersten Platz in der als "Todesgruppe" bezeichneten Gruppe D mit Frankreich, den Niederlanden und Polen – ist die Wiederholung des besten Abschneidens der Alpenrepublik bei einer EM-Endrunde. Bei den ersten zwei Teilnahmen 2008 (als Co-Gastgeber mit der Schweiz) und 2016 (in Frankreich) war bereits nach der Vorrunde Schluss gewesen. 2021 zog das von Franco Foda trainierte Team bei der pan-europäischen Auflage im Achtelfinale gegen den späteren Europameister Italien den Kürzeren. Weiter bei einem großen Turnier war Österreich nur bei der Weltmeisterschaft 1954 gekommen, als man nach einer Halbfinal-Niederlage gegen Deutschland das Turnier als Dritter beendete.

Rangnick kann nun also mit einem weiteren Erfolg österreichische Fußball-Geschichte schreiben und erstmals unter die besten Acht beim kontinentalen Kräftemessen einziehen. Wie groß das rot-weiß-rote Vertrauen in den Teamchef ist, zeigt auch, was die Legenden des Landes Rangnick so alles zutrauen. Hans Krankl, der fünf Mal wurde er zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt wurde, glaubt: "Es ist alles möglich - bis zum Finale sogar. Spanien ist das Beste, was ich bisher gesehen habe, und dann kommt schon Österreich." Der Gelobte selbst ist von dem aktuellen Erfolg natürlich nicht überrascht, selbst einen möglich EM-Gewinn wollte er vor Wochen nicht völlig ausschließen, auch wenn er "nicht sehr wahrscheinlich" ist.

Rangnick hat sich auch persönlich entwickelt

Rangnick hat die Herzen in Österreich im Sturm erobert, zum einen weil er im Vergleich zu seinem Vorgänger bei ÖFB einen attraktiven Fußball spielen lässt. Zu anderen hat er sich auch als Mensch entwickelt. Er wirkt nahbarer und nicht mehr so verbissen wie noch zu Leipziger Zeiten. Was aber nicht bedeutet, dass er mit weniger Intensität seine Aufgaben angeht. Und der seit Samstag 66-Jährige will sich auch nicht mit aller Macht mit jedem gutstellen, das hat er zuletzt in einem Interview gezeigt, wo er klar Stellung gegen die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen bezogen hat. Mit seinem Appell gegen den Rechtsruck ("wir müssen gerade auf dem rechten Auge sehr wachsam sein") und für mehr Zusammenhalt hat er sich im politisch gespaltenen Österreich sicherlich nicht nur Freunde gemacht.

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