«Landwirtschafts-Simulator 25» - Wer steckt hinter dem ...
Der Landwirtschafts-Simulator ist das mit Abstand erfolgreichste Schweizer Game. Die letzte Ausgabe hat sich über sechs Millionen Mal verkauft, und auch die neue Ausgabe dominierte am ersten Tag die Verkaufscharts der Gameplattform Steam. Hinter der Erfolgsgeschichte steckt eine Firma aus Schlieren.
Autor: Tanja Eder
12.11.2024, 15:56
Die Firma hinter dem Landwirtschafts-Simulator heisst «Giants» und beschäftigt heute rund 120 Angestellte. Neben dem Büro in Schlieren unterhält das Unternehmen Zweigstellen in Deutschland, Tschechien und den USA. Alles begann vor 20 Jahren mit nur vier Personen.
Die zündende Spielidee2004 waren Christian Ammann und Stefan Geiger einfach zwei Informatiker, die ein eigenes Game machen wollten. Weil Ressourcen nicht so einfach online verfügbar waren, bauten sie eine eigene Game-Engine. Bloss eine zündende Spielidee fehlte ihnen noch.
Süsse Tierbabys und nette Nachbarn
Es war ein Freund von Stefan Geiger, der den beiden einen Farmingsimulator vorschlug. Erst waren die Gründer skeptisch – keiner der beiden war auf einem Hof aufgewachsen oder ein besonderer Traktor-Fan. Doch sie erkannten das Potenzial: Realistische Simulatoren erlebten gerade ein Revival, und die Landwirtschaft ist ein emotionales Thema mit viel Tiefgang. Auch ein Verleger aus Deutschland fand die Idee gut, und so erschien 2008 die erste Ausgabe – ein voller Erfolg.
Die Entwickler gründeten eine Firma und brachten regelmässig neue Ausgaben heraus. Mit jeder neuen Version bekam das Spiel mehr Tiefe: Mehr Pflanzensorten, mehr Tiere und vor allem mehr Traktoren.
Der Schlüssel zum Erfolg: die MaschinenherstellerDie Landwirtschaftsmaschinen sind die eigentlichen Stars des Games. In der neusten Ausgabe kann man über 400 Maschinen von 160 Marken fahren. Die Hersteller reissen sich heute darum, sich im Landwirtschafts-Simulator gut präsentieren zu können. Das war nicht immer so.
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Damit die Maschinen so realistisch wie möglich wirken, sei die Zusammenarbeit mit den Herstellern zentral, erzählt Christian Ammann:
«Die Hersteller müssen die digitale Version ihrer Maschinen abnehmen. Sie haben auch Feedback für uns: ‹Diese Schraube muss noch 2 Zentimeter nach Links›, oder ‹Dieser Kleber ist bei der neusten Version auf der anderen Seite›. Und dann wird das gemacht.»
In der ersten Ausgabe waren nur Maschinen von einem Hersteller dabei, von Fendt. Die Verantwortlichen fanden die Idee des Spiels von Anfang an toll und unterstützten die Macher. Im Laufe der Jahre gewann Giants immer mehr Hersteller dazu, doch die Diskussionen seien hart gewesen, vor allem mit den grösseren Firmen. Zum Teil dauerte es Jahre, bis ein Vertrag stand.
Von den Maschinenherstellern kommt nicht nur die Hardware - Traktoren, Lastwagen und Mähdrescher. Giants profitiert auch von deren landwirtschaftlichem Expertenwissen: Was gibt es für Düngemittel, welche Wirkung haben die Radabdrücke auf die Felder?
Wie ein zuverlässiger TraktorDer Fokus auf die Traktoren scheint sich auszuzahlen: Der Farmingsimulator hat eine Menge treuer Fans. Giants setzt daher stark auf die Community. Einmal im Jahr organisieren sie einen Event in Bayern, die «Farmcon» – letzten Sommer nahmen über 3000 Fans teil.
Legende: Das Hauptquartier von Giants befindet sich in diesem unauffälligen Bürogebäude beim Bahnhof Schlieren, mitten im Industriequartier. Von den Büros im obersten Stock reicht der Blick bis zu den Bauernhöfen an den Hängen der Lägern. Tanja EderDie treue Fangemeinschaft macht aus dem Farmingsimulator ein ziemlich stabiles Geschäftsmodell. Es gibt zwar Innovation: Mit jeder Ausgabe wird das Spiel technisch ausgefeilter und erhält neue Inhalte, und es werden neue Märkte und neue Konsolen erschlossen. Auch der Einstieg ins Publishing ist Neuland für Giants. Doch im Kern bleibt sich das Game treu.
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Im Gegensatz zu vielen grösseren Firmen setzt Giants auch auf sogenanntes Modding. Das heisst, Spielerinnen und Spieler können ihre eigenen Inhalte bauen und ins Spiel integrieren – zum Beispiel ein Motorrad, das sie gerne hätten. Über eine offizielle Plattform können sie diese Inhalte auch mit anderen Gamern teilen.
Giants erlaubt Modding nicht nur, sondern unterstützt es und hat sogar eine Anleitung für «Modder» in Buchform publiziert. Das führe zwar dazu, dass Giants selber weniger Zusatzinhalte verkaufen könne, so Christian Ammann. Das nähmen sie aber in Kauf: Das Modding sei für sie auch ein Indikator für die Wünsche der Fans. Die Tierbabys zum Beispiel, die es in der neusten Ausgabe gibt, gab es vorher schon als Mod.
Läuft alles nach Plan, wird Giants mit seinem Simulator wohl noch viele Jahre immer neue Runden drehen wie ein zuverlässiger Traktor und dafür die Liebe von Landwirtschaftfans auf der ganzen Welt ernten.
Radio SRF 3, 12.11.2024, 14:42 Uhr.