Lamine Yamal - oder: Wie erwachsen kann ein 16-Jähriger Fußball ...
Den Rekord als jüngster EM-Teilnehmer der Geschichte war dem Zehntklässler seit seinem Startelfeinsatz gegen die Kroaten sicher. Doch einem Lamine Yamal scheinen derlei Rekorde herzlich egal, denn: Der Flügelstürmer vom FC Barcelona spielte so, als ob er ähnlich turniergestählt wäre wie Toni Kroos.
Das erste Tor bei einer Europameisterschaft des am Samstag 16 Jahre und 338 Tage alten Yamals lässt zwar noch auf sich warten, doch eine traumhaft präzise wie scharfe Flanke vor Dani Carvajals 3:0 kurz vor der Pause, ein überlegter vorletzter Pass nach einigen Po-Wacklern vor Fabiáns wunderschönem 2:0, ansonsten sehr viele Dribblings und neben Alvaro Morata die meisten Torschüsse sind mehr als Bilanz genug.
Yamal, dessen Aktionen alle so traumwandlerisch sicher und einfach aussehen und für ihn vermutlich auch sind, war der beste Spieler einer sehr starken spanischen Mannschaft. Ein unfassbares Talent.
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Sicher, Spanien hat nicht ganz so kurzen Prozess gemacht mit Kroatien wie am Vortag Deutschland zur Eröffnung der EM mit den Schotten. Drei Tore sind sehr gut, aber eben auch nicht fünf. Dennoch: Sieht man einmal von wenigen Minuten am Anfang zum Warmwerden und der kurzen Konfusion in der zweiten Halbzeit, die zu Kroatiens Elfmeter führte, ab, wirkte das Spiel der Iberer zu Turnierbeginn schon sehr aus einem Guss.
Spanien setzt unter Trainer Luis de la Fuente nicht mehr so viel auf Ballbesitz und -zirkulation wie früher, auch auf Dominanz ist das Team nicht unbedingt aus. Aber die Mannschaft wirkt spritzig, agil, flexibel und scheint zu jedem Zeitpunkt zu wissen, was sie zu tun hat.
Die Spieler um Mittelfeld-Taktgeber Rodri beherrschen die ganze Klaviatur des Spiels und agieren wie aus einem Guss. Das sah alles schon sehr erwachsen aus, was die Furia Roja gegen die alternden Kroaten zeigte.
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Es wäre unfair, die klare Auftaktniederlage vor allem den alternden Mittelfeldstars Luka Modric (38), Mateo Kovacic (30) und Marcelo Brozovic (31) in die Schuhe zu schieben. Erstens war Kroatien nicht so schlecht, wie das 0:3 vermuten lässt und zweitens spielten Brozovic und mit Abstrichen auch Kovacic ihren Stiefel recht unaufgeregt und souverän runter. Aber die drei sind dann doch die Gesichter einer Mannschaft, mit der noch immer zu rechnen sein sollte, deren Korsett aber doch zusehends in die Jahre geraten ist.
Kroatien mag mit dem sehr unauffällig agierenden Josko Gvardiol (22) und Josip Stanisic (24) vom FC Bayern durchaus junge Spieler dazubekommen haben, aber als Trainer Zlatko Dalic nach dem 0:3 anfing, ein paar neue Spieler zu bringen, wechselte er als erstes eben Ivan Perisic ein, der mit seinen 35 Jahren mittlerweile wieder in der Heimat bei Hajduk Split spielt.
Ob das Team sich doch noch zu einem Last Dance aufraffen kann, wird sich zeigen. Doch über dem Zenit sind die Kroaten dann eben doch.
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